Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Milchtankstelle kommt bei Kunden gut an
Julia und Klaus Kugler bereuen ihre Entscheidung nicht – Käufer kommen von weit her
ROSNA - Die Milchtankstelle in Rosna ist seit über einem Jahr geöffnet und läuft gut. „Die Wertschätzung, die wir von den Kunden erfahren, freut uns sehr“, sagen die Landwirte Julia und Klaus Kugler. Bei der Molkerei sei das nicht der Fall: Sie bekommen weder Lob für die Qualität noch wird die Arbeit über den Preis honoriert. „Unsere Kunden loben die Milch und das ist einfach toll“, sagt Julia Kugler. Sie hat auf der Theke einen kleinen Block bereitgelegt, damit die Kunden Optimierungsvorschläge machen können. „Perfekt! Keine Verbesserungen!“, steht auf einem Zettel. „Unsere Kinder wollen keine andere Milch mehr“, auf dem nächsten. „Das war die beste Idee des Jahres 2016.“
Die Milchtankstelle steht gut sichtbar an der Ortsdurchfahrt von Rosna. Sie hat 24 Stunden am Tag geöffnet. Es gibt Kunden, die noch spät in der Nacht vorbeifahren und Milch tanken. Aber die meisten Kunden kommen am Wochenende. „Da kochen, backen und frühstücken die Leute und freuen sich auf eine gute Milch“, sagt Julia Kugler. Das bestätigen die Kunden, die nacheinander herein kommen. Eine Frau zapft einen Liter und erklärt, sie mache heute einen Hefeteig: „Mit dieser Milch wird der Teig ganz anders, viel besser“, sagt sie. Ein Mann, der aus Ostrach hergefahren ist, füllt viele Flaschen ab und erklärt, seine Frau mache Butter daraus. Er komme seit einem Jahr regelmäßig her. Julia Kugler weiß: Einige Kunden kaufen größere Mengen, um Joghurt, Frischkäse und Butter selber zu machen. Zwei Frauen kommen herein, füllen mehrere Flaschen Milch ab und berichten: Ihre Kinder seien Sportler, spielen Fußball und trinken nur noch diese Milch: „Ein Glas am Morgen und eins am Abend. Sie wollen nur noch diese Milch“, sagen sie. Sie kommen zwei Mal in der Woche zur Milchtankstelle.
Automatische Reinigung
Die Milch wird morgens gemolken, gefiltert und auf vier Grad herunter gekühlt. Der Kuhstall ist gleich nebenan. Klaus Kugler füllt die Menge für die Milchtankstelle ab und bringt sie schon um 5.30 Uhr rüber. Er nimmt das Fass des Vortags weg und stellt den frischen Tank hin. Der Tankautomat reinigt sich automatisch. Die übriggebliebene Milch des Vortags wird an die Kälber verfüttert. So kommt sie wieder in den Kreislauf des Bauernhofes.
Julia und Klaus Kugler sind zufrieden. Die Milchtankstelle lohnt sich. Sie ist ein Zubrot für den Betrieb. „Es ist eine kleine Menge aus der Produktion, die über die Milchtankstelle verkauft wird, aber ab einer bestimmten Menge lohnt es sich doch“, erklären sie. Gerade im vergangenen Jahr, als der Milchpreis so runter ging, zweifelten sie an der Landwirtschaft. So viele Stunden müssen täglich geleistet werden, Urlaub gibt es in der Landwirtschaft kaum und dann fallen die Preise noch so tief. Da machte wenigstens die Milchtankstelle mit ihren täglichen Einnahmen und die Wertschätzung der Kunden noch Spaß, sagen sie.
Für Kunden ist die Handhabung einfach: Man wirft das Geld in den Automaten. Man kann eigene Flaschen mitbringen oder eine der bereitgestellten Flaschen kaufen und befüllen. In der Tankstelle werden dazu kleine Ballen Heu und Stroh aus der eigenen Produktion angeboten. Kunden kaufen sie für die Kleintiere. Im Regal stehen Eier und in der Truhe liegen Netze mit Kartoffeln vom Einharter Kästlehof bereit. So können sich Kunden mit weiteren landwirtschaftlichen Erzeugnissen eindecken.
Das Einzugsgebiet ist erstaunlich groß. Kunden kommen aus dem Umland. Manche bilden Gemeinschaften und wechseln sich beim Fahren ab. Leute kommen aus Sigmaringen und Bad Saulgau. Es gibt Kunden, die auf der Fahrt von Stuttgart an den Bodensee ihre Milch hier tanken. „Das Navi führt sie von Stuttgart über Rosna an den Bodensee. Da haben uns manche beim Vorbeifahren entdeckt und halten nun regelmäßig“, freuen sich Julia und Klaus Kugler. Was alle Kunden so begeistert, ist, dass die Milch frisch und unbehandelt ist. Sie schmecke einfach anders, stellen sie fest. Interessant sei auch, dass Kundinnen berichten, dass ihre laktoseintoleranten Kinder diese Milch gut vertragen. „Wir würden diese Milchtankstelle wieder bauen“, sagen Julia und Klaus Kugler nach einem Jahr guter Erfahrungen.