Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Leuchtturmprojekt der Bildungspolitik“
Mit dem Spatenstich beginnen Arbeiten für den Neubau der SRH Fernhochschule
RIEDLINGEN - Nach Monaten des Ringens um die kommunalrechtliche Genehmigung geht es nun in die Umsetzung: Mit einem Spatenstich haben die Bauarbeiten für den Neubau der SRH Fernhochschule in Riedlingen begonnen. Bis im Frühjahr 2019 soll das Hochschulgebäude zwischen Kolping-Bildungswerk und Finanzamt fertig sein.
Die Rahmenbedingungen waren wie gemacht für die Veranstaltung. Der Himmel strahlend blau, die Temperaturen angenehm und die Teilnehmer des Spatenstichs waren sichtbar gut gelaunt. „Heute ist ein schöner Tag; für Riedlingen ist es ein ganz besonders schöner Tag“, betonte denn auch Landrat Dr. Heiko Schmid in seinem Grußwort. Die Wortwahl anderer Redner war ähnlich. Von einem „guten Tag für Riedlingen“sprach Bürgermeister Marcus Schafft, einen „Freudentag“für die SRH und ihre Mitarbeiter nannte es der Rektor der SRH Fernhochschule, Prof. Ottmar Schneck.
„Mit einem Spatenstich wird offiziell bekräftigt, dass der neue Campus in Riedlingen nun Wirklichkeit wird“, sagte Axel Henle als Sprecher der neu gegründeten Campus GmbH, die den Bau realisieren und an die Fernhochschule vermieten wird. Dafür wird die Investorengruppe rund 6,7 Millionen Euro investieren. Der Campus GmbH gehören neben Henle noch Hans-Peter Selg, Markus Mark sowie die Arche Wohna mit Christopher Selg und Günther Zeller an. Henle erinnerte an das hohe Tempo von der Planung bis zur Umsetzung: Vom 1. Anruf bei Rektor Schneck bis zum Spatenstich seien gerade mal neun Monate vergangen. „Das konnte nur durch das Zusammenspiel aller Beteiligten in einem solch kurzen Zeitraum realisiert werden“, so Henle.
„Wir haben lange auf diesen Tag gewartet“, sagte Rektor Schneck, der sich von Beginn an für den Verbleib in Riedlingen ausgesprochen hatte. Denn die Hochschule platzt aus allen Nähten, ist auf sechs Gebäude in der Altstadt verteilt. Im Juli 2016 fiel die Entscheidung, dass man in Riedlingen bleiben wolle. Doch nachdem die ersten beiden Ansätze – Steinbruch und Kauf des Hauses St. Agnes – sich nicht realisieren ließen, war dies die letzte Chance dafür.
Auf dem Campus entsteht ein modernes Hochschulgebäude mit Büros für Verwaltungsmitarbeiter und Professoren, mit Vorlesungsräumen und einem großen Saal. Die gesamte Nutzfläche beträgt 2350 Quadratmeter, auch ein Labor und ein Filmstudio werden dort ihren Platz finden. Der Rektor lud die Stadt ein, das Haus etwa für Veranstaltungen zu nutzen. Aber die Hochschule will sich ebenfalls mit Angeboten für die Menschen der Raumschaft öffnen.
Nutzung im Wegscheiderhaus?
Trotz aller digitalen Möglichkeiten, bedürfe es auch der Räume, in denen Begegnung und Austausch stattfinden können, betonte Landrat Schmid. Er sprach nun von einer „guten Lösung“für die Hochschule und für die Stadt, erinnerte aber auch an den schwierigen Weg, bis dahin. „Das Kommunalrecht hat hohe Maßstäbe angesetzt“, so Schmid. Die zu erfüllen sei schon „etwas schwierig“gewesen. „Riedlingen ist und bleibt neben Biberach zweiter Hochschulstandort im Landkreis“, betonte Schmid. Das sollte dem Landkreis auch finanziell etwas wert sein – und stellte damit Zuschüsse in Aussicht. Allerdings muss der Kreistag letztlich darüber befinden. Schmid hatte aber auch einen Wunsch im Gepäck. Mit dem Auszug der Hochschule aus dem Wegscheiderhaus, das dem Kreis gehört, ist ein zentrales Gebäude leer. „Wir wollen, dass dort eine vitale Nutzung bleibt“, das sollte auch in der Stadt ein Thema sein.
„Ich freue mich, dass nunmehr klar ist, wo und wie die Zukunft am Standort Riedlingen aussieht“, betonte Bürgermeister Schafft. „Wie alle Städte und vor allem Mittelzentren im ländlichen Raum kämpft auch die Stadt Riedlingen gegen den ständigen Aderlass an Behörden, Institutionen und Bildungseinrichtungen an“, so Schafft. Nur im Zusammenspiel sei es nun gelungen, einen weiteren Aderlass zu verhindern, so Schafft – der dies mit einem Dank an das Landratsamt und vor allem an die Investoren verband, die viel Idealismus mitgebracht hätten. Von daher ist für ihn das Projekt „SRH Campus Riedlingen“ein Leuchtturm der Bildungspolitik – „Bildung der Zukunft aus dem ländlichen Raum heraus“.