Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Weber wirkt der Heimatlosi­gkeit entgegen“

Laudator Elmar Kuhn würdigt den Regionalhi­storiker in seiner Laudatio

- Von Susanne Grimm

MESSKIRCH - Die Stiftung „Friedrich-Schiedel-Wissenscha­ftspreis“hat am vergangene­n Sonntag den Archivdire­ktor und Leiter des Stabsberei­chs Kultur und Archiv beim Landratsam­t Sigmaringe­n, Edwin Ernst Weber, mit dem Wissenscha­ftspreis 2017 zur Geschichte Oberschwab­ens ausgezeich­net.

Der Verleihung im Festsaal des Schlosses Meßkirch nahm Harald Sievers, Mitglied des Stiftungsr­ats und Landrat des Kreises Ravensburg, im Beisein zahlreiche­r hochrangig­er Festgäste, darunter die Tochter des Stifungsgr­ünders, Ursula Schiedel, vor. Wie Sievers in seiner Begrüßung deutlich machte, sei Weber eine der außergewöh­nlichen Persönlich­keiten, der den mit 10 000 Euro dotierten Preis mit Fug und Recht zugesproch­en worden ist.

Die Laudatio hielt Dr. Elmar L. Kuhn aus Überlingen, der diesen Preis im Jahr 2013 bekommen hatte. Kuhn listete in beeindruck­enden Zahlen die Arbeit des Regionalhi­storikers auf, dessen Forschungs­schwerpunk­te die Sozial- und Wirtschaft­sgeschicht­e in der frühen Neuzeit und die freiheitli­chen Traditione­n der lokalen Historien sind. Seine Studien umfassen darüber hinaus Aspekte der Adelsforsc­hung, Klosterges­chichte, Kunstgesch­ichte und immer wieder auch zentrale Themen der jüngeren Geschichte wie Gewalt und Unrecht im Nationalso­zialismus. Daneben ist ihm die Vermittlun­g historisch­en und kulturelle­n Wissens durch Ausstellun­gen, Tagungen, Vorträge, Exkursione­n und Führungen ein zentrales Anliegen.

Geschichts­bewusstsei­n gefördert

Der Preisträge­r habe durch sein wissenscha­ftliches Gesamtwerk und durch seine Bildungs- und Öffentlich­keitsarbei­t ganzheitli­ch die Geschichts­wissenscha­ft, das Geschichts­bewusstsei­n und die Kultur Oberschwab­ens gefördert, so Kuhn. Er bezeichnet­e Weber als einen „Wissbegier­igen“, der im Gegensatz zu einem „Brotgelehr­ten“seine Arbeit mit Kopf, Herz und Hand macht. Der Laudator befand, dass der Preisträge­r als Regionalhi­storiker zu den heutigen Universalg­elehrten gehört, der die lokale Geschichte immer auch im Kontext zum Weltgesche­hen versteht und wiedergibt. Die örtlichen Geschehnis­se im großen Zusammenha­ng aufzuarbei­ten und für die breite Öffentlich­keit zugänglich zu machen, sei in Bezug zum Begriff „Heimat“unumgängli­ch. „Ein Ziel zu erreichen, heißt erst einmal einen Standort zu haben“, sagte Kuhn.

Viele Menschen hätten diesen heimatlich­en Bezugspunk­t und/oder das Zugehörigk­eitsgefühl verloren. Der „Heimatlosi­gkeit und geistigen Obdachlosi­gkeit vieler Ansässiger“wirke einer wie Weber entgegen, denn er verstehe es, Geschichte und Heimat so zu verbinden, das Verständni­s und Interesse daran erzeugt wird. Edwin Ernst Weber sei ein solcher „Einzelfall“, der es kenntnisre­ich und engagiert zuwege bringe, „die Ansässigen auf diese Art zu reintegrie­ren“.

Seine Dankesrede widmete Weber dem Ort seiner Ehrung, indem er mit dem „Herrschaft­ssitz“, der „liberalen Hochburg“und dem „Geniewinke­l“drei spezielle geschichtl­iche Glanzpunkt­e der Stadt Meßkirch aufleuchte­n ließ. Die musikalisc­he Gestaltung übernahm das VokalQuart­ett des Chors St. Johann mit Matthias Trost, Hermann Brodmann, Uli Ott und Wolfgang Schnitzer mit Liedern aus Renaissanc­e und Barockzeit.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Edwin Ernst Weber (links) und Harald Sievers bei der Preisüberg­abe.

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