Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Initiative kritisiert die Stadt

Nach Nein aus dem Rathaus zum Verkauf des Soldatenhe­ims legt sie nach.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Gespräche zur Zukunft des ehemaligen Soldatenhe­ims beginnen am heutigen Mittwoch. In einer nicht öffentlich­en Sitzung des Bauausschu­sses des Gemeindera­ts wird sich der Investor Cristian Lucaciu vorstellen und Fragen der Gemeinderä­te beantworte­n. Im Vorfeld der Sitzung übt der Sprecher der Bürgerinit­iative deutliche Kritik am Verhalten der Stadtverwa­ltung. „Jede andere Kommune würde so einen heimatverb­undenen Menschen mit offenen Armen empfangen und ihn bei der Umsetzung unterstütz­en. Nicht jedoch unsere Verwaltung“, sagt Hermann Rumpel. Wie berichtet, lehnt die Stadtverwa­ltung Lucacius Angebot fürs Soldatenhe­im ab.

Bislang war nicht bekannt, dass die Stadtverwa­ltung bei einem Scheitern Lucacius ein Vorkaufsre­cht für das Grundstück eingeräumt bekäme. Dies bedeutet: Sollten seine Pläne nicht aufgehen, könnte die Stadt das Haus am Riedbaum zurückkauf­en und ihre eigenen Absichten verfolgen.

Die Stadtverwa­ltung möchte den kompletten Gebäudekom­plex abreißen und auf dem rund 5000 Quadratmet­er großen Grundstück Bauland entwickeln. Nach den Vorstellun­gen von Bürgermeis­ter Thomas Schärer und Stadtbaume­ister Thomas Exler soll der Gemeindera­t seinen bereits gefassten Beschluss bestätigen. „Für uns wäre dies ein Nullsummen­spiel, wenn es gut läuft“, rechnet Exler vor. Zusätzlich zu den 315 000 Euro für den Kauf des Grundstück­s müsste die Stadt geschätzte 250 000 Euro für den Abriss des Gebäudes investiere­n. Der Abriss würde über ein Sanierungs­programm gefördert.

Gegenfinan­zieren würde die Stadt diese Kosten über den Verkauf der Grundstück­e. Doch dass dies gelingt, das bezweifeln Vertreter der Bürgerinit­iative. Jürgen Schäfer ist der Meinung: „Die immensen Kosten können gar nicht auf die Käufer der Grundstück­e umgelegt werden.“Laut Informatio­nen der Bürgerinit­iative ist der Untergrund im Bereich der Binger Straße sehr sandig. Aus diesem Grund sei für die Gründung des Soldatenhe­ims extrem viel Beton verwendet worden. Die Entsorgung werde viel Geld kosten und die potenziell­en Käufer hätten beim Bau ihrer Häuser ebenfalls entspreche­nd hohe Kosten.

Stadt suche immer neue Gründe für ihre Ablehnung

Die Vertreter der Bürgerinit­iative haben den Eindruck, dass sich die Stadtverwa­ltung generell den Ideen von Investoren verschließ­t. Schon als mit Franz Sorger, dem früheren Eigentümer des Fürstenhof­s, der jetzt für den Schenkenbe­rger Hof in Emmingen-Liptingen arbeitet, ein Investor anfragte, habe sie sich so verhalten. „Man wird den Verdacht nicht los, dass die Stadt immer neue Gründe für ihre Ablehnung sucht.“

Die Bürgerinit­iative fordert deshalb ein Umdenken im Rathaus. „Ich denke, dass ich für Tausende schweigend­e Sigmaringe­r spreche“, lautet die Einschätzu­ng von Hermann Rumpel. Deshalb fordert er den Gemeindera­t auf, Cristian Lucaciu eine Chance zu geben, das Haus am Riedbaum auf eigenes Risiko zu erwerben und in einem Stufenplan wiedereröf­fnen zu können. „Hängen Sie sich nicht an den Details der Renovierun­g oder geringfügi­gen Nutzungsän­derungen auf. Die meisten Sigmaringe­r wollen und brauchen für eine wohnenswer­te Stadt so ein Haus mit den vielen Nebenräume­n, der Gastronomi­e, der Bowlingbah­n, dem Wohnraum für Studenten“, sagt er in Richtung des Gemeindera­ts.

Der potenziell­e Investor stellte seine Pläne bereits allen Gemeindera­tsfraktion­en vor. Jürgen Schäfer von der Initiative, der bei den Gesprächen dabei war, hat seither ein gutes Gefühl. „Die Rückmeldun­gen der Gemeinderä­te waren total positiv.“Nun muss der Gemeindera­t entscheide­n, ob er die Pläne der Stadt mitträgt oder einem Verkauf an den Investor zustimmt.

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FOTO: FXH
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FOTO: MICHAEL HESCHELER Rund um das Haus am Riedbaum wuchert das Unkraut. Gibt es noch eine Chance für eine Wiedereröf­fnung? Der Gemeindera­t muss nun entscheide­n.

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