Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Grüne verlieren schon wieder Mitglied an CDU
Ex-Sprecher der Ökopartei im Landtag wechselt Lager – Erinnerung an Vorgang in Niedersachsen wird wach
STUTTGART - Kaum etwas wird an diesem Dienstag im politischen Stuttgart so aufgeregt diskutiert, analysiert und interpretiert wie die Personalie Thomas Hornung. Der hatte nämlich in der Nacht auf Dienstag seinen Austritt bei den Grünen und zugleich den Eintritt bei der CDU öffentlich gemacht. Pikant daran ist sein tiefer Einblick in grüne Politik im Südwesten – er war bis vor Kurzem Sprecher der Landtagsfraktion.
„Was ich darüber gedacht habe, sage ich Ihnen jetzt nicht“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag in Stuttgart über den Verlust seines ehemaligen Parteifreundes an die CDU. Erfreulich seien solche Parteiwechsel nie.
In einem Beitrag auf Facebook hatte Hornung in der Nacht auf Dienstag erklärt, dass er am Montag vom grünen ins schwarze Lager gewechselt sei. In Mannheim ist Hornung Mitglied im Gemeinderat. Nach dem Tod des Grünen-Ratsmitglieds Wolfgang Raufelder, der auch Landtagsabgeordneter war, rückte Hornung vor einem knappen Jahr ins Stadtparlament nach. Sein Mandat will er behalten, aber als Mitglied der CDU-Fraktion. Hornung schreibt: „Mein Partei- und Fraktionswechsel ist das Ergebnis eines längeren Prozesses der Hinwendung zur CDU, der einzig verbliebenen Volkspartei ... und der Entfremdung – politischinhaltlich wie kulturell-habituell – von den Grünen.“
Die meisten Kommentare unter dem Eintrag sind kritisch. Hornung begehe Betrug an den Wählern und solle sein Mandat abgeben, fordern manche – so auch die Grünen im Stadtrat. Anderen sehen in seinem Schritt reinen Opportunismus, da er fast zeitgleich bekannt gab, Büroleiter des neuen Mannheimer CDUBundestagsabgeordneten Nikolas Löbel in Berlin zu werden. Viele ziehen Parallelen zu Elke Twesten, deren Wechsel von den Grünen zur CDU im niedersächsischen Landtag zu Neuwahlen geführt hat. Luisa Boos, SPD-Generalsekretärin im Land, ist nicht die einzige, die von wachsender Politikverdrossenheit durch solche Vorgänge spricht.