Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Jetzt hat nur noch eine Liege gefehlt“
Dritte Lesung der Reihe „Sigmaringen liest“führt ins Mittelalter
SIGMARINGEN - Mit der Romanvorstellung „Die Räuberbraut“ist am Freitagabend die Veranstaltungsreihe „Sigmaringen liest“in der Stadtbibliothek fortgesetzt worden. Nach Michael Boenke und Harald Marburger reihte sich nun Astrid Fritz in die Riege der Autoren ein. „Unser Anliegen ist es, in gemütlicher Atmosphäre einen besonderen Kontakt zu den Autoren aufzubauen, um auch den Blick auf ein Buch und die Literatur insgesamt zu sensibilisieren“, sagte die Leiterin der Stadtbibliothek, Christina Thormann.
Die Schriftstellerin Astrid Fritz entführte mit ihrem Werk die überwiegend weiblichen Zuhörer ins frühe 19. Jahrhundert in den Hunsrück. Dort lernt die 18-jährige Juliana Blasius, Tochter eines Musikanten und weder schüchtern noch auf den Mund gefallen, den berühmten Räuberhauptmann Johannes Büchler, genannt „Schinderhannes“, kennen. Getrieben von dem Wunsch nach Freiheit und dem armseligen Leben zu entfliehen, schließen sich Juliana und ihre Schwester der Räuberbande an und ziehen mit ihnen durchs Land. Bald entsteht zwischen dem Räuberhauptmann und Juliana eine innige Liebe. Doch das große Glück wird konfrontiert mit dem unsteten Räuberleben und wachsender Brutalität und Gewaltbereitschaft der Bandenmitglieder. Ein von Juliana heimlich beobachteter Raubzug wird für sie zum Schlüsselerlebnis.
Ausflug ins lustige Genre
An dieser doch sehr emotional berührenden Stelle ihres Buches beendete Astrid Fritz, die als freiberufliche Autorin in Waiblingen lebt und unter anderem Literatur und Romanistik studiert hat, ihre Romanvorstellung. „Nach einem schweren Essen sollte es einen leichten Nachtisch geben“, mit diesen Worten schlug Fritz den Bogen zu einem weiteren ihrer insgesamt bisher erschienenen 18 Bücher: „Deschperate Housewives“. Eine amüsante und leichte Lektüre, die eher untypisch für die sonst im historischen Genre angesiedelte Schriftstellerin ist. Jedenfalls sorgten die drei Freundinnen im besten Alter mit ihren vegetarischen und spirituellen Erkenntnissen und dem launischen Kater mit Schilddrüsenüberfunktion für so manchen herzhaften Lacher im Publikum.
Fragerunde wird angenommen
Diese lockere, fast freundschaftliche Atmosphäre wurde dann bei der Fragerunde genutzt, um der Autorin noch diverse Plaudereien aus dem Nähkästchen zu entlocken. Offen und charmant sprach Fritz über ihren Notizblock auf dem Nachttisch, über ihren Wunsch später einmal über Paracelsus aus Sicht seiner Magd zu schreiben oder wie das Pseudonym Karin Rössle zustande kam.
Astrid Fritz hat es verstanden zu begeistern. Ihr angenehmer Redefluss und ihre sehr bildhafte Darstellung der Romanfiguren, angereichert mit einem Hauch Wortwitz, ließen die Zuhörer abtauchen in eine andere Welt. „Es war so toll zuzuhören, jetzt hat mir nur noch eine gemütliche Liege gefehlt“, sagte eine Zuhörerin am Ende des Abends.