Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
An intelligenten Stromzählern führt kein Weg vorbei
Regionalnetze Linzgau stehen für Umrüstung in den Startlöchern – Diese soll 2018 mit Großkunden beginnen
PFULLENDORF - Voraussichtlich ab dem kommenden Jahr werden analoge Stromzähler gegen intelligente, digitale Geräte ausgetauscht. Damit sollen Kunden unter anderem die Möglichkeit bekommen, ihren eigenen Stromverbrauch detaillierter zu beobachten und zu steuern und auf diese Weise Geld zu sparen. Eine Wahl haben sie nicht, denn die Umstellung ist Pflicht – trotz verschiedener Kritikpunkte. Winfried Waigel, Geschäftsführer der Regionalnetze Linzgau in Pfullendorf, erläutert die Hintergründe.
Was können die intelligenten Stromzähler?
Die „Smart Meter“sind mit dem Internet verbunden und messen regelmäßig den Stromverbrauch der Kunden. Indem sie den Verbrauch bestimmten Geräten zuordnen, erfassen sie zeitgenau den Strombedarf. Die erhobenen Daten senden sie unter anderem an den Netzbetreiber. Damit entfällt zum Beispiel das jährliche Ablesen des Zählerstands.
Und was soll das bringen?
„Der Einbau intelligenter Messeinrichtungen soll das Stromsparen fördern“, sagt Winfried Waigel. „Außerdem können sich Kunden detailliert über ihren Verbrauch informieren – und so zum Beispiel Verbrauchsspitzen erkennen.“Dadurch sollen am Ende auch die Kosten sinken. Denkbar ist etwa, dass Stromanbieter ihre Tarife an die Auslastung des Netzes anpassen: Steht viel Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung, würde der Strompreis sinken. „Kunden können ihren Verbrauch dann in Zeiten legen, in denen sie von einem günstigeren Tarif profitieren“, sagt Winfried Waigel.
Ab wann werden die intelligenten Zähler installiert?
„Eigentlich hätte der Startschuss schon fallen sollen“, sagt Winfried Waigel. Das Problem: Bislang gibt es zu wenig zertifizierte Smart-Meter-Hersteller. Sind es mindestens drei, kann es losgehen. Die Regionalnetze Linzgau seien auf die Umstellung jedenfalls vorbereitet, sagt Waigel. Zunächst – voraussichtlich ab dem kommenden Jahr – seien Großerzeuger und Großverbraucher an der Reihe. Dazu zählen beispielsweise Haushalte, die pro Jahr mehr als 10 000 Kilowattstunden Strom verbrauchen. Drei Jahre später soll die Umrüstung von Privathaushalten, die weniger als 6000 Kilowattstunden verbrauchen, beginnen. Insgesamt müssten im Gebiet der Regionalnetze Linzgau rund 6000 Zähler ausgetauscht werden, sagt Waigel. Deutschlandweit sollen bis zum Jahr 2032 nahezu alle alten Zähler ersetzt werden – immerhin mehr als 40 Millionen Geräte.
Welche Kosten kommen auf Kunden zu?
Für den Einbau des intelligenten Zählers werden maximal 40 Euro fällig. Diese Obergrenze legt das Messstellenbetriebsgesetz – die Grundlage für die Umrüstung – fest. Weil es sich um eine Maßnahme zur energetischen Sanierung handelt, dürfen Vermieter die Kosten auf die Miete aufschlagen. „Für den Betrieb des neuen Zählers zahlen die meisten Kunden maximal 20 Euro im Jahr“, sagt Winfried Waigel. Bei einem besonders hohen Verbrauch oder dem Einsatz komplexerer Geräte wird es teurer. Für einen analogen Zähler berechnen die Regionalnetze Linzgau zurzeit zwölf Euro jährlich.
Und wenn ich keinen intelligenten Zähler haben möchte?
Dann stehen die Chancen schlecht. „Kunden können die Umstellung grundsätzlich nicht ablehnen“, sagt Winfried Waigel. „Sie können höchstens den Anbieter wechseln.“Um die Installation eines intelligenten Stromzählers kämen sie aber auch dann nicht herum. „Und viel günstiger wird sie wahrscheinlich auch nicht sein.“
Ist die Umstellung auf die intelligenten Zähler sinnvoll?
Darüber lässt sich streiten. Die Bundesregierung sagt ja – und argumentiert mit dem Voranbringen der Energiewende. Die Verbraucher sind davon nicht überzeugt. Das belegt unter anderem eine Untersuchung, die der Verbraucherzentrale-Bundesverband in Auftrag gegeben hatte. Demnach sind 70 Prozent der Befragten gegen die Einführung der intelligenten Zähler. Die Hälfte der Verbraucher sorgt sich um die Datensicherheit, 38 Prozent kritisieren die zusätzlichen Kosten. „Der Kritik an den Kosten kann ich mich persönlich anschließen“, sagt Winfried Waigel. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Ersparnis durch den geringeren Stromverbrauch und die Kosten für die Umstellung am Ende die Waage halten.“