Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

An intelligen­ten Stromzähle­rn führt kein Weg vorbei

Regionalne­tze Linzgau stehen für Umrüstung in den Startlöche­rn – Diese soll 2018 mit Großkunden beginnen

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Voraussich­tlich ab dem kommenden Jahr werden analoge Stromzähle­r gegen intelligen­te, digitale Geräte ausgetausc­ht. Damit sollen Kunden unter anderem die Möglichkei­t bekommen, ihren eigenen Stromverbr­auch detaillier­ter zu beobachten und zu steuern und auf diese Weise Geld zu sparen. Eine Wahl haben sie nicht, denn die Umstellung ist Pflicht – trotz verschiede­ner Kritikpunk­te. Winfried Waigel, Geschäftsf­ührer der Regionalne­tze Linzgau in Pfullendor­f, erläutert die Hintergrün­de.

Was können die intelligen­ten Stromzähle­r?

Die „Smart Meter“sind mit dem Internet verbunden und messen regelmäßig den Stromverbr­auch der Kunden. Indem sie den Verbrauch bestimmten Geräten zuordnen, erfassen sie zeitgenau den Strombedar­f. Die erhobenen Daten senden sie unter anderem an den Netzbetrei­ber. Damit entfällt zum Beispiel das jährliche Ablesen des Zählerstan­ds.

Und was soll das bringen?

„Der Einbau intelligen­ter Messeinric­htungen soll das Stromspare­n fördern“, sagt Winfried Waigel. „Außerdem können sich Kunden detaillier­t über ihren Verbrauch informiere­n – und so zum Beispiel Verbrauchs­spitzen erkennen.“Dadurch sollen am Ende auch die Kosten sinken. Denkbar ist etwa, dass Stromanbie­ter ihre Tarife an die Auslastung des Netzes anpassen: Steht viel Strom aus erneuerbar­en Energien zur Verfügung, würde der Strompreis sinken. „Kunden können ihren Verbrauch dann in Zeiten legen, in denen sie von einem günstigere­n Tarif profitiere­n“, sagt Winfried Waigel.

Ab wann werden die intelligen­ten Zähler installier­t?

„Eigentlich hätte der Startschus­s schon fallen sollen“, sagt Winfried Waigel. Das Problem: Bislang gibt es zu wenig zertifizie­rte Smart-Meter-Hersteller. Sind es mindestens drei, kann es losgehen. Die Regionalne­tze Linzgau seien auf die Umstellung jedenfalls vorbereite­t, sagt Waigel. Zunächst – voraussich­tlich ab dem kommenden Jahr – seien Großerzeug­er und Großverbra­ucher an der Reihe. Dazu zählen beispielsw­eise Haushalte, die pro Jahr mehr als 10 000 Kilowattst­unden Strom verbrauche­n. Drei Jahre später soll die Umrüstung von Privathaus­halten, die weniger als 6000 Kilowattst­unden verbrauche­n, beginnen. Insgesamt müssten im Gebiet der Regionalne­tze Linzgau rund 6000 Zähler ausgetausc­ht werden, sagt Waigel. Deutschlan­dweit sollen bis zum Jahr 2032 nahezu alle alten Zähler ersetzt werden – immerhin mehr als 40 Millionen Geräte.

Welche Kosten kommen auf Kunden zu?

Für den Einbau des intelligen­ten Zählers werden maximal 40 Euro fällig. Diese Obergrenze legt das Messstelle­nbetriebsg­esetz – die Grundlage für die Umrüstung – fest. Weil es sich um eine Maßnahme zur energetisc­hen Sanierung handelt, dürfen Vermieter die Kosten auf die Miete aufschlage­n. „Für den Betrieb des neuen Zählers zahlen die meisten Kunden maximal 20 Euro im Jahr“, sagt Winfried Waigel. Bei einem besonders hohen Verbrauch oder dem Einsatz komplexere­r Geräte wird es teurer. Für einen analogen Zähler berechnen die Regionalne­tze Linzgau zurzeit zwölf Euro jährlich.

Und wenn ich keinen intelligen­ten Zähler haben möchte?

Dann stehen die Chancen schlecht. „Kunden können die Umstellung grundsätzl­ich nicht ablehnen“, sagt Winfried Waigel. „Sie können höchstens den Anbieter wechseln.“Um die Installati­on eines intelligen­ten Stromzähle­rs kämen sie aber auch dann nicht herum. „Und viel günstiger wird sie wahrschein­lich auch nicht sein.“

Ist die Umstellung auf die intelligen­ten Zähler sinnvoll?

Darüber lässt sich streiten. Die Bundesregi­erung sagt ja – und argumentie­rt mit dem Voranbring­en der Energiewen­de. Die Verbrauche­r sind davon nicht überzeugt. Das belegt unter anderem eine Untersuchu­ng, die der Verbrauche­rzentrale-Bundesverb­and in Auftrag gegeben hatte. Demnach sind 70 Prozent der Befragten gegen die Einführung der intelligen­ten Zähler. Die Hälfte der Verbrauche­r sorgt sich um die Datensiche­rheit, 38 Prozent kritisiere­n die zusätzlich­en Kosten. „Der Kritik an den Kosten kann ich mich persönlich anschließe­n“, sagt Winfried Waigel. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Ersparnis durch den geringeren Stromverbr­auch und die Kosten für die Umstellung am Ende die Waage halten.“

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FOTO: DPA Ob Kunden sie wollen oder nicht: Die intelligen­ten Stromzähle­r werden kommen.

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