Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

SZ-Medienfrau spielt den Lockvogel

Wie gut funktionie­rt das Veringer „Mitfahrbän­kle“? – Die „Schwäbisch­e“prüft das Angebot

- Von Ignaz Stösser

VERINGENST­ADT - In Veringenst­adt gibt es vor der Sparkasse ein sogenannte­s Mitfahrbän­kle. Wer darauf sitzt, macht deutlich, dass er gerne in die Siedlung, das Wohngebiet am Berg in Richtung Harthausen, mitgenomme­n werden möchte. Die „Schwäbisch­e Zeitung“machte die Probe aufs Exempel.

Laura Keiß, die 23-jährige Mediengest­alterin der SZ, setzte sich am Freitag um 11.30 Uhr auf die Bank und wartete, ob jemand anhalte und bereit sein werde, sie mitzunehme­n. Rund 20 Autos sind vorbeigefa­hren, ohne anzuhalten. Manche hielten Ausschau, ob sie die Person auf der Bank vielleicht kennen. Andere waren mit sich selbst beschäftig­t und blickten erst gar nicht in Richtung Bank. Doch nach zehn Minuten war es so weit. Werner Hein vom gleichnami­gen Baugeschäf­t hielt mit seinem Firmenwage­n an und fragte freundlich, ob er Laura mit in die Siedlung nehmen solle. Das war ja dann eigentlich nicht nötig, denn Laura war sozusagen der Lockvogel. Werner Hein ist ein Befürworte­r des Projekts „Mitfahrbän­kle“und versichert, dass er regelmäßig anhalte, wenn Leute auf der Bank sitzen.

Eingericht­et wurde das Bänkle im Frühjahr dieses Jahres. Die Idee dazu war in der Veringenst­ädter Frauengeme­inschaft aufgekomme­n. Davor hatte die Stadt versucht, einen Bürgerbus zu etablieren, um das weit von der Ortsmitte entfernte Wohngebiet an die Innenstadt anzubinden. Doch der Bus wurde nicht in dem erwarteten Maße angenommen, sodass das Angebot bald wieder eingestell­t wurde. Dann ist eine der Damen von der Frauengeme­inschaft beim Stöbern im Internet auf ein ähnliches Projekt gestoßen. Die Frauen schlossen mit der Firma Rukwid einen Deal: Sie bewirten bei einem Firmenfest, und im Gegenzug spendet die Firma das „Bänkle“.

Doch bald gab es Irritation­en. Simone Rösch von der Landesbank­filiale kennt dazu eine Geschichte: Neben dem „Bänkle“, das vor der Landesbank platziert ist, war ein Schildchen mit der Aufschrift „Mitfahrban­k“angebracht. Eine Kundin kam eines Tages herein und fragte, ob die Landesbank einen neuen Service anbiete oder den Namen geändert hätte, weil da draußen vor dem Bankgebäud­e jetzt „Mitfahrban­k“stehe. Simone Rösch konnte aufklären. Sie arbeitet nicht nur bei der Landesbank, sondern sie ist auch eine der Initiatori­nnen der Mitfahrban­k. Auch bei Wanderern gab es schon Verwunderu­ng. Sie ließen sich zu einer kleinen Rast auf der Bank nieder und wurden bald danach gefragt, ob sie denn mitfahren wollten.

„Wir müssen noch einiges optimieren“, sagt Simone Rösch. Vor allem brauche man dringend ein Schild, das unmissvers­tändlich deutlich macht, wie das mit dem Mitfahren gemeint ist. Ungünstig sei es auch, dass immer wieder Autofahrer ihre Fahrzeuge vor dem „Bänkle“abstellen. „Da sehen die anderen Autofahrer nicht, ob jemand auf der Mitfahrban­k sitzt oder nicht“, so Rösch. Hier wolle die Stadt im Zusammenha­ng mit dem neuen Parkkonzep­t Abhilfe schaffen, weiß Werner Hein, denn er ist Mitglied des Gemeindera­ts.

Bei der Optimierun­g kann Veringen vielleicht etwas von den Dörfern im Weithart lernen. Das sind Ostracher Teilorte. Hier wurde erst unlängst das Projekt der Mitfahrban­k ebenfalls eingericht­et. Die Weitharter haben neben der Bank an einem Metallrohr eine Tafel angebracht, die ähnlich gestaltet ist wie die Tafel einer Bushaltest­elle. Das ist relativ eindeutig. Hier dient die Bank, um den Weithart enger an den Kernort anzubinden.

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FOTO: IGNAZ STÖSSER Werner Hein hält beim Veringer „Mitfahrbän­kle“an, um die SZ-Mediengest­alterin Laura Keiß in die „Siedlung“mitzunehme­n. Sie erklärt ihm, dass die SZ das neue Angebot testet.
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FOTO: SABINE RÖSCH Sie haben sich für das „Mitfahrbän­kle“eingesetzt.

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