Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In Sig’dorf wird der Kult lebendig
Eine Revival-Party erinnert am 4. November an die Discos „Schwabengrotte“und „Feuerstein“
SIGMARINGENDORF - Es ist die Zeit von Dauerwelle und Karottenjeans, von Schweißbändern, Schulterpolstern und Kir Royal. In den Charts läuft die Neue Deutsche Welle rauf und runter, und die Jugend: geht aus. Vor allem in den 1980er-Jahren kommt in der Region praktisch niemand zwischen 16 und 36 am „Feuerstein“in Scheer und an der „Schwabengrotte“in Bingen vorbei; die Discotheken sind Kult. Und der dauert an: Am 4. November steigt in der Sigmaringendorfer Donau-LauchertHalle eine große Revival-Party – die Organisatoren rechnen mit mehreren Hundert Besuchern und können es selbst kaum erwarten. Sie alle waren damals Stammgäste in beiden Discos.
Markus Speh, vielen auch als DJ Magge bekannt, schwirrt die Idee schon länger durch den Kopf. Befeuert wurde sie durch stete Nachfragen von allen Seiten, unter anderem in einer eigenen Facebook-Gruppe. „So schwer kann das doch nicht sein, das dachte ich eigentlich jahrelang“, sagt er. Beim Helferfest nach dem Sig’dorfer Straßenfest brütet er vor einem Jahr schließlich mit Andrea Beiter einen Plan aus. „Wir wollten das jetzt einfach mal in die Hand nehmen und durchziehen“, sagt Beiter. Ihre Augen leuchten, wenn sie sich an den Tanztee erinnert – immer sonntags von 14 bis 18 Uhr in der „Schwabengrotte“. „Tanzen zu ,Crocodile Rock’ von Elton John, das vergesse ich nie.“Sie spricht kurzerhand den TSV-Vorsitzenden Andreas Bauer an. „Sie hat mich gleich verhaftet“, sagt er. Bauer organisiert die Donau-Lauchert-Halle als Location, der TSV übernimmt am 4. November außerdem den Aufund Abbau und die Bewirtung.
Organisationsteam will die ganze musikalische Bandbreite abdecken
Spaß mit Freunden, erste Liebe, erster Liebeskummer: In den Discos spielen sich alle größeren und kleineren Dramen ab, die das Leben für junge Leute so bereithält. Markus Speh lernt sogar seine spätere Frau im „Feuerstein“kennen, „dieses Jahr hatten wir Silberhochzeit“. Obwohl ins „Feuerstein“rund 1000 Leute passen, „musste man spätestens um 20.30 Uhr da sein. Sonst war es rappelvoll“. Ob man allein oder in der Gruppe losgeht, spielt damals keine Rolle: „Man hat sich einfach gekannt“, sagt Jeanette Streich, die mit Anfang 20 in der „Schwabengrotte“als Bedienung arbeitet. „Die Leute kamen ja von überall her, jeder hatte bestimmte Tage“, sagt sie. „Man ist auch zwischen den beiden Discos hin- und hergeswitcht.“
„Irgendeinen kannte man immer“, sagt auch Markus Speh. Für ihn ist das „Feuerstein“in den 80ern „von Donnerstag bis Samstag die zweite Heimat“, sagt er. „Da habe ich auch meine ersten Mixversuche gemacht.“Wenn er heute die Musik von damals auflegt, „taugt die immer noch“. Das tut er auch bei der Revival-Party, bei der aus den Boxen der Sound der 1970er- bis 90er-Jahre kommen soll – diese drei Jahrzehnte deckte zumindest die „Schwabengrotte“ab. „Wir arbeiten auch noch an einer Überraschung und versuchen, verschiedene DJs aus der Zeit zu engagieren“, sagt Andreas Bauer. Die könnten dann auch mal eine Runde auflegen und DJ Magge unterstützen.
Dem Organisationsteam ist es wichtig, die ganze musikalische Bandbreite abzudecken. „Wie werden ja auch ein Publikum haben, das überwiegend zwischen 35 und 65 Jahre alt ist“, sagt Andreas Bauer. Entsprechend soll es auch mal Discofoxoder Jiverunden geben, „eben genau wie früher“. Auch die Getränkeauswahl soll an die gute alte Zeit erinnern, für hungrige Partygänger gibt’s Schnitzelwecken. Der Eintritt zur Party kostet fünf Euro oder fünf DMark: „Wer ein altes Fünf-MarkStück mitbringt, kommt dafür auch rein“, sagt Bauer.
Die vier Organisatoren sind gespannt, wen sie am 4. November so alles wiedersehen werden. „Manchmal läuft man den Leuten von damals über den Weg“, sagt Jeanette Streich. „Man weiß zwar die Namen nicht mehr, erkennt aber das Gesicht.“
Die Party beginnt am Samstag, 4. November, um 20 Uhr in der DonauLauchert-Halle in Sigmaringendorf, der Eintritt kostet fünf Euro. Was die Organisatoren vor der großen Sause sagen, zeigt unser Video: www.schwaebische.de/ revival-sigmaringendorf