Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Otto Zwiebel stiftet die Villa Belzer der Stadt
Das denkmalgeschützte Gebäude wird in eine Stiftung eingebracht – Urologische Praxis bleibt erhalten
SIGMARINGEN - Der Sigmaringer Otto Zwiebel vermacht der Stadt die an der Josefinenstraße gelegene Villa Belzer: In nicht öffentlicher Sitzung hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, die Schenkung anzunehmen. Der 82-jährige Zwiebel will die denkmalgeschützte Villa der Stadt nach seinem Ableben übertragen. Sie soll von einer unselbstständige Stiftung verwaltet werden. Zwiebels Wunsch ist, dass in dem markanten Gebäude eine Galerie eingerichtet wird. Doch das ist Zukunftsmusik: Die urologische Praxis verfügt über einen langfristigen Mietvertrag, der auch noch einmal verlängert werden könnte.
In einem Lokal wurde Otto Zwiebel die Villa Belzer zum Kauf angeboten. Die Baugesellschaft, der das Gebäude gehörte, war finanziell in Schwierigkeiten geraten. Ein Vertreter der Baugesellschaft und Zwiebel kannten sich. „Ich habe spontan gesagt: die Villa kauf ich.“Bei einer Zwangsversteigerung bekam er schließlich den Zuschlag.
Das war 1980. Das denkmalgeschützte Gebäude war damals in einem erbärmlichen Zustand. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, aus dem Untergeschoss wuchsen Bäume aus den Fenstern. Zwiebel richtete die Villa her, er investierte ein Vermögen in das Gebäude, das neben einer Arztpraxis als Wohnhaus genutzt wird. „Das war für mich ein Lebenswerk“, sagt der Stifter.
Der in Ulm aufgewachsene Zwiebel baute 1959 in Sigmaringen ein Haus, er verkaufte für die Sigmaringer Firma Schwörer Bauschalungen. Später arbeitete er im Verkauf für die von Schwörer gegründete Firma Peri, die ebenfalls Betonschalungen vertreibt.
Stadt darf am Gebäude 50 Jahre lang nichts verändern
37 Jahre nach dem Kauf überlegt Zwiebel, wie er die Zukunft der Villa Belzer sichern kann. Der 82-Jährige kam auf die Idee mit der Stiftung. Bürgermeister Thomas Schärer hörte von dieser Idee und nahm den Gesprächsfaden auf. Zwischenzeitlich banden die beiden einen Notar in die Gespräche ein und verankerten die wesentlichen Punkte. Die lauten: Die Stadt als neuer Eigentümer des Gebäudes darf das Gebäude nach Zwiebels Tod 50 Jahre lang nicht verändern, das zur Villa gehörende Grundstück darf nicht geteilt werden. Zwiebel wünscht sich eine kulturelle Nutzung der Praxisräume, wenn sie frei werden, als Galerie. Seine eigene Kunstsammlung könnte Teil der Ausstellung sein.
Sollte das Gebäude nach den 50 Jahren verkauft werden, muss der Erlös für kulturelle Zwecke ausgegeben werden. Die Stadt wird die Villa in die Otto-Zwiebel-Stiftung einbringen. Mieterlöse werden zum Unterhalt des Gebäudes verwendet. Mit derartigen Stiftungen hat das Rathaus Erfahrung: Ähnlich konstruiert ist die nach Frida Sutor benannte Stiftung, über die das Sutorhaus unterhalb des Schlosses (heute Spielwaren Ziegler) verwaltet wird.
Der Stifter selbst sagt: „Ich habe kein großes Geber-Gefühl, sondern bin vielmehr froh, dass das Gebäude in guten Händen ist.“Bürgermeister Thomas Schärer dankt Otto Zwiebel für dessen „wahnsinnig großzügige Geste“.
Schon als der Oberschmeier Friedhof, wo Zwiebels Ehefrau beigesetzt ist, eine neue Aussegnungshalle erhielt, bedachte er den Förderverein mit einer nennenswerten Spende. Die Stadt verlieh Zwiebel dafür die Verdienstmedaille in Bronze. Zwiebels Sohn lebt in der Pfalz, er sei in den Gespräche eingebunden und einverstanden gewesen, sagt sein Vater.