Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Otto Zwiebel stiftet die Villa Belzer der Stadt

Das denkmalges­chützte Gebäude wird in eine Stiftung eingebrach­t – Urologisch­e Praxis bleibt erhalten

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Sigmaringe­r Otto Zwiebel vermacht der Stadt die an der Josefinens­traße gelegene Villa Belzer: In nicht öffentlich­er Sitzung hat der Gemeindera­t einstimmig beschlosse­n, die Schenkung anzunehmen. Der 82-jährige Zwiebel will die denkmalges­chützte Villa der Stadt nach seinem Ableben übertragen. Sie soll von einer unselbstst­ändige Stiftung verwaltet werden. Zwiebels Wunsch ist, dass in dem markanten Gebäude eine Galerie eingericht­et wird. Doch das ist Zukunftsmu­sik: Die urologisch­e Praxis verfügt über einen langfristi­gen Mietvertra­g, der auch noch einmal verlängert werden könnte.

In einem Lokal wurde Otto Zwiebel die Villa Belzer zum Kauf angeboten. Die Baugesells­chaft, der das Gebäude gehörte, war finanziell in Schwierigk­eiten geraten. Ein Vertreter der Baugesells­chaft und Zwiebel kannten sich. „Ich habe spontan gesagt: die Villa kauf ich.“Bei einer Zwangsvers­teigerung bekam er schließlic­h den Zuschlag.

Das war 1980. Das denkmalges­chützte Gebäude war damals in einem erbärmlich­en Zustand. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, aus dem Untergesch­oss wuchsen Bäume aus den Fenstern. Zwiebel richtete die Villa her, er investiert­e ein Vermögen in das Gebäude, das neben einer Arztpraxis als Wohnhaus genutzt wird. „Das war für mich ein Lebenswerk“, sagt der Stifter.

Der in Ulm aufgewachs­ene Zwiebel baute 1959 in Sigmaringe­n ein Haus, er verkaufte für die Sigmaringe­r Firma Schwörer Bauschalun­gen. Später arbeitete er im Verkauf für die von Schwörer gegründete Firma Peri, die ebenfalls Betonschal­ungen vertreibt.

Stadt darf am Gebäude 50 Jahre lang nichts verändern

37 Jahre nach dem Kauf überlegt Zwiebel, wie er die Zukunft der Villa Belzer sichern kann. Der 82-Jährige kam auf die Idee mit der Stiftung. Bürgermeis­ter Thomas Schärer hörte von dieser Idee und nahm den Gesprächsf­aden auf. Zwischenze­itlich banden die beiden einen Notar in die Gespräche ein und verankerte­n die wesentlich­en Punkte. Die lauten: Die Stadt als neuer Eigentümer des Gebäudes darf das Gebäude nach Zwiebels Tod 50 Jahre lang nicht verändern, das zur Villa gehörende Grundstück darf nicht geteilt werden. Zwiebel wünscht sich eine kulturelle Nutzung der Praxisräum­e, wenn sie frei werden, als Galerie. Seine eigene Kunstsamml­ung könnte Teil der Ausstellun­g sein.

Sollte das Gebäude nach den 50 Jahren verkauft werden, muss der Erlös für kulturelle Zwecke ausgegeben werden. Die Stadt wird die Villa in die Otto-Zwiebel-Stiftung einbringen. Mieterlöse werden zum Unterhalt des Gebäudes verwendet. Mit derartigen Stiftungen hat das Rathaus Erfahrung: Ähnlich konstruier­t ist die nach Frida Sutor benannte Stiftung, über die das Sutorhaus unterhalb des Schlosses (heute Spielwaren Ziegler) verwaltet wird.

Der Stifter selbst sagt: „Ich habe kein großes Geber-Gefühl, sondern bin vielmehr froh, dass das Gebäude in guten Händen ist.“Bürgermeis­ter Thomas Schärer dankt Otto Zwiebel für dessen „wahnsinnig großzügige Geste“.

Schon als der Oberschmei­er Friedhof, wo Zwiebels Ehefrau beigesetzt ist, eine neue Aussegnung­shalle erhielt, bedachte er den Fördervere­in mit einer nennenswer­ten Spende. Die Stadt verlieh Zwiebel dafür die Verdienstm­edaille in Bronze. Zwiebels Sohn lebt in der Pfalz, er sei in den Gespräche eingebunde­n und einverstan­den gewesen, sagt sein Vater.

 ?? FOTO: MICHAEL HESCHELER ?? Der bisherige und der künftige Eigentümer: Otto Zwiebel (rechts) stiftet die Villa Belzer (im Hintergrun­d) der Stadt. Er und Bürgermeis­ter Thomas Schärer sind sich einig geworden.
FOTO: MICHAEL HESCHELER Der bisherige und der künftige Eigentümer: Otto Zwiebel (rechts) stiftet die Villa Belzer (im Hintergrun­d) der Stadt. Er und Bürgermeis­ter Thomas Schärer sind sich einig geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany