Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Regierungspräsident Emil Belzer erbaute die Villa im Jugendstil
Die Villa Belzer wurde in den Jahren
1900 bis 1904 im Jugendstil erbaut. Die Lage an der Josefinenstraße war um die Jahrhundertwende für arrivierte Kreise ein beliebtes Baugebiet. Namensgeber ist der Bauherr und Bewohner Dr. Emil Belzer, Reichstagsabgeordneter, preußischer Staatsrat und von 1919 und
1926 preußischer Regierungspräsident in Hohenzollern. Danach war sie eine Zeitlang im Besitz des Löwenwirts Georg Frei, bevor sie später an eine Baugenossenschaft aus Radolfzell fiel, die später pleite ging. Zwiebel hatte bei der Zwangsversteigerung 280 000 D-Mark für Gebäude und Grund bezahlt, obwohl der Verkehrswert auf 390 000 Mark festgelegt war, den niemand bezahlen wollte. Bemerkenswert ist das Jugenstilfenster, das vom Künstler Bernhard (Ravensburg) stammt. Ein farbiges Glasfenster über der Eingangstür erinnert mit goldenen Lettern an die Einweihung im Jahr 1904. Bei der Renovierung fand man unter den alten Tapeten sogenannte Makulatur, das sind Zeitungen aus dem Jahr 1903, die man als Untertapete geklebt hatte. Da kann man lesen: „Mein Herz, wie kommst Du zu so schwanenweißer Wäsche? Sehr einfach lieber Schatz, ich habe einen Versuch mit Dr. Thompson’s Seifenpulver, Schutzmarke Schwan gemacht“. Insgesamt sieben Geschäfte in Sigmaringen boten damals das Wunderpulver an. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. (fxh)