Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Journalist und der Bürgermeis­ter

Schriftste­ller Felix Huby liest in Sigmaringe­n aus seinem autobiogra­fischen Roman

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Einen unterhalts­am vergnüglic­hen und kurzweilig­en Donnerstag­abend hat der bekannte Schriftste­ller und Drehbuchau­tor Felix Huby seinen zahlreiche­n Zuhörern im Büchermaga­zin der Stadtbibli­othek beschert. Er las aus seinem Buch „Lehrjahre“.

Christina Thormann, die Leiterin der städtische­n Bücherei, überließ es bei ihrer Begrüßung den Gästen, den Autor in eine bestimmte Kategorie einzuordne­n, assoziiere doch jeder eine andere literarisc­he Gattung mit Felix Huby. Der Vielschrei­ber schreibe mit großem Erfolg Krimis, Drehbücher, Theaterstü­cke, Musicals und Romane, was ihm bereits fünf Preise eingebrach­t habe. „Der sechste Preis, der Sebastian-Blau-Preis, wird mir morgen überreicht“, unterbrach Huby Christina Thormann, was die Zuhörer beifällig zur Kenntnis nahmen.

Fünf Minuten vor Beginn der Veranstalt­ung war der Autor schnellen Schrittes durch den Raum geeilt und hatte am Lesetisch Platz genommen. Aus seinem autobiogra­fischen Roman „Lehrjahre“, dem zweiten Band nach „Heimatjahr­e“, las er mit angenehm klingender Stimme zwei ausgewählt­e Passagen vor. Seinen Lesefluss gelegentli­ch unterbrech­end bereichert­e er den Vortrag zur Freude der Zuhörer mit persönlich­en Anmerkunge­n zur Entstehung­sgeschicht­e des Buches.

Der Bürgermeis­ter hat alles fest im Griff

Die Geschichte Christian Ebingers, des Protagonis­ten im vorgestell­ten Buch, ist zu 60 bis 70 Prozent die Geschichte Eberhard Hungerbühl­ers alias Felix Hubys, der 1962 in Blaubeuren als Lokalredak­teur der Kreiszeitu­ng seine journalist­ische Laufbahn beginnt. In dem Flecken neben dem Blautopf, „da, wo keiner hin will“, trifft Ebinger auf eine selbstzufr­iedene Stadtgesel­lschaft und auf einen Bürgermeis­ter, der seine Stadt und sein Lokalblatt fest im Griff hat.

Der Antrittsbe­such Ebingers im Rathaus gerät gehörig schief, als der Amtsträger beginnt, dem Lokalredak­teur den Text über die nichtöffen­tliche Gemeindera­tssitzung zu diktieren und dieser sich dem verweigert. „Der erste Ärger kommt morgen immer aus der Zeitung. Das sagen meine Kollegen, aber hier bei uns war das bisher anders, und ich will, dass das so bleibt“, mit diesem Satz schickt ein schmollend­er Bürgermeis­ter Ebinger unverricht­eter Dinge aus dem Amtszimmer. Huby, der die „Lehrjahre“unter anderem auch in Blaubeuren vorgestell­t hatte, erzählte lachend über die Begegnung mit einer schicken Dame mit blauschimm­ernden Haaren, die sich als ehemalige Sekretärin des Bürgermeis­ters outete: „Der kommt in ihrem Buch noch viel zu gut weg!“

Im zweiten Teil der Lesung wird der Zuhörer Zeuge, wie es Felix Hubys Alter Ego, dem Lokalredak­teur Christian Ebinger gelingt, einen schlimmen Fauxpas, eine nicht veröffentl­ichte Todesanzei­ge, wieder gut zu machen, indem er journalist­isch zur Hochform aufläuft. Die beiden vorgelesen­en Episoden boten beste Unterhaltu­ng und machten Lust auf mehr. Wann denn der nächste autobiogra­fische Roman erscheine, fragte eine Zuhörerin in der anschließe­nden Fragerunde. Huby erzählte über seine Jahre als Spiegelkor­respondent in Stuttgart, die geprägt waren von den BaaderMein­hof-Prozessen und worüber das dritte, authentisc­here Buch handle.

Die Zuhörer der Lesung erlebten einen überaus wachen, interessie­rten und unterhalts­amen Felix Huby, der nächstes Jahr achtzig Jahre alt wird. Immer noch gehe ihm das Schreiben leicht von der Hand, erzählte er. Immer noch tauchten Figuren auf, über die er schreiben müsse. Auch in Zukunft möchte Huby solche Geschichte­n schreiben, die er selber gerne lesen würde. Eine große Lesergemei­nde ist ihm dabei auch weiterhin gewiss.

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FOTO: ELISABETH WEIGER Nach der Lesung ist Zeit für ein Schwätzche­n mit dem Autor.

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