Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Grüne fordern mehr Kinder- und Familienzentren
Die Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger und Andrea Bogner-Unden besuchen Gammertingen
GAMMERTINGEN (sz) - Auf Einladung der grünen Landtagsabgeordneten Andrea Bogner-Unden hat Dorothea Wehinger, die Sprecherin der grünen Landtagsfraktion für Frauen, Kinder und Familie, das Gammertinger Kinder- und Familienzentrum (Kifaz) St. Martin besucht. Die Gammertinger Einrichtung ist aktuell das einzige Kifaz im Landkreis Sigmaringen. Die baden-württembergischen Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag den weiteren Ausbau von Kinder- und Familienzentren vereinbart.
Gammertingens Bürgermeister Holger Jerg ist stolz auf die Einrichtung in seiner Gemeinde und auch die Sigmaringer Fachberaterin für kommunale Kindergärten im Landratsamt, Renate Fischer-Kuhn, die beide ebenfalls vor Ort waren, betonen: „Davon hätten wir im Landkreis Sigmaringen gerne mehr“. Christine Manz kennt die Herausforderungen bestens. Seit 15 Jahren ist sie Leiterin der Einrichtung mit fünf Gruppen plus einer Präventivklasse.
„Die Entscheidung, ein Kinderund Familienzentrum sein zu wollen, ist ein großer Schritt“, beschreibt Manz die erste Hürde. „Bei uns sind immer irgendwelche Leute hier – beim Turnen, beim Singkreis, beim Sprachkurs, zum Elterngespräch oder bei der Frühförderstelle. Das muss man bereits bei der Planung wissen und berücksichtigen.“Renate Fischer-Kuhn bestätigt dies und erklärt, dass man im Landkreis Sigmaringen schon etliche Einrichtungen mit erweiterten Angeboten habe.
Für den Schritt zum Kifaz benötige man jedoch die Überzeugung aller Beteiligten, so Manz weiter. Sie freut sich, dass sie in Gammertingen von den Verantwortlichen der Gemeinde vorbildlich unterstützt wird. „Die Mauern in den Köpfen der Verantwortlichen im Landkreis müssen wir abbauen“, ist Andrea BognerUnden MdL überzeugt. Das Grundverständnis der Leiterin Christine Manz, dass alle Kinder gleich seien, sei eben die Basis der erfolgreichen Einrichtung in Gammertingen, befreit von Vorurteilen wie sozialer Status oder Nationalitäten.
Dorothea Wehinger MdL, die selbst einmal Leiterin eines Kindergartens war, möchte für die Kinderund Familienzentren im Kreis Sigmaringen werben. „Kinder- und Familienzentren im Land sind wichtige Begegnungs- und Erfahrungsorte, die die ganze Familie niederschwellig in ihrem Alltag unterstützen können“, betont Wehinger. Bürgermeister Holger Jerg hebt in dem Zusammenhang hervor, dass es wichtig sei, nicht gleich aufzugeben, wenn es Schwierigkeiten gebe. So wird im Kifaz St. Martin konkret ein behindertes Kind, für das immer eine Kinderkrankenschwester da sein muss, in einer Regelgruppe mitbetreut.
Praxistaugliche Ausbildung
Auch die Rahmenbedingungen kamen nach dem Rundgang im Kifaz zur Sprache. Die Ausbildung von Erzieherinnen müsse praxistauglich sein und notwendige Instrumente, zum Beispiel für Gespräche und Auseinandersetzungen mit den Eltern, besser vermitteln, sagt die Leiterin Christine Manz. Auch plädiert sie dafür, dass die Sprachförderung „Spatz“bleiben müsse und nicht auf das letzte Kindergartenjahr beschränkt sein dürfe. Das Programm „Stärke“soll aus ihrer Sicht nicht nur für Familien aus prekären Verhältnissen eingesetzt werden, da diese Familien sich sonst outen müssten und soziale Stigmatisierung drohe.
Für die beiden grünen Abgeordneten Dorothea Wehinger und Andrea Bogner-Unden ermöglichen Kinder-und Familienzentren eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder. Die Möglichkeit, durch den täglichen Kontakt im Kifaz, auch Frauen mit Migrationshintergrund für Sprachkurse und andere Fortbildungen zu gewinnen, ist eine weiterer Vorteil. Beide fordern außerdem einheitliche Qualitätskriterien für Kifaze sowie deren Evaluation, sodass jedes Kifaz diesen Namen auch verdient und Erzieherinnen eine entsprechende Anerkennung erhalten.