Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Künstler bringen Unvereinbares zusammen
GorArt: Neue Ausstellung beinhaltet zwei verschiedene Titel und Ansätze
SIGMARINGEN - Zur zweiten Ausstellungseröffnung in den Räumen der „GorArt“in der Gorheimer Straße haben kürzlich die Künstler Jürgen Schulz-Lorch und Susanne Hackenbracht eingeladen. Beide haben sich zur neu gegründeten Künstlergruppe „Verweigerung“zusammengeschlossen. Ihre außergewöhnliche Ausstellung vereint unterschiedliche Kunstwerke und trägt mit „Unebenen“und „Kunst pro Quadratmeter“auch zwei verschiedene Titel.
Laudatorin Susanne Restle gab den zahlreichen Gästen bei der Eröffnung Einblicke in die Arbeit der beiden Kunstschaffenden und erläuterte den Titel „Verweigerung“, den die beiden der neuen Künstlergruppe gegeben hatten. „Verweigerung“soll verstanden werden als Innehalten, Aufbegehren und Ausklinken aus bestehenden Verhältnissen. Eigenes Unbehagen, das künstlerisch zum Ausdruck gebracht wird, soll dem Betrachter neue Perspektiven eröffnen und zum Nachdenken anregen. In den Artefakten, die unter dem Titel „Unebenen“ausgestellt worden sind, lässt sich in deren Dreidimensionalität und Vielschichtigkeit eine gewisse Widerborstigkeit gegen das Glatte, Oberflächliche nicht verkennen. Diese Verweigerung gegen den Schein der Makellosigkeit zieht sich durch alle Ausstellungsstücke, obwohl von den beiden Künstlern die unterschiedlichsten Materialien verwendet worden waren. So umfassen Susanne Hackenbrachts Arbeiten unter anderem sowohl Skulpturen aus Gips und Gummibändern als auch aus Stahl und Glas, wobei hier die Faszination in der scheinbaren Gegensätzlichkeit der Materialien liegt, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Hackenbracht lässt in ihren Arbeiten das Offensichtliche nicht gelten und fügt Konträres zusammen. So schmiegen sich beispielsweise harte Stahlbänder an zartes zerbrechliches Glas, wobei die so entstandenen Stücke sich ihrer ursprünglichen Eigenart verweigern, aber gemeinsam ihre Stärken zu vereinen scheinen.
Die Werke von Jürgen SchulzLorch zeichnen sich durch eine facettenreiche Anordnung von Schichten und Bildstreifen aus, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Perspektiven deutlich werden lässt, je nach Lichteinfall und Blickwinkel. Bei einem Teil der Stücke hat der Künstler Teile eigener früherer Bilder übereinander angeordnet und weitere Einzelteile in Streifen nebeneinander gelegt. Die Laudatorin wies darauf hin, wie die unterschiedlich aneinander- und übereinandergereihten Motive den Blick brechen, in die Tiefe gehen lassen, wobei auch hier je nach Standort des Betrachters unterschiedliche Facetten des Motivs oder des Szenarios wahrgenommen werden können. „Es sind Bruchstücke, die wie Erinnerungsfetzen vor dem Hintergrund heraustreten“, beschrieb Restle die mehrdimensionalen Bilder, die gleich der Vielschichtigkeit eines Menschen immer wieder neue Seiten aufblitzen lassen.
Gemeinsam finanziertes Projekt
Großen Raum nahm, auch wortwörtlich, das gemeinsame Projekt der beiden Künstler „Kunst pro Quadratmeter“ein. Dieses Projekt ist über „Crowdfunding“, also eine Gemeinschaftsfinanzierung, realisiert worden, bei dem gegen einen Mindestbetrag, der im wesentlichen die Kosten decken soll, ein Quadratmeter Kunst dem entsprechenden Sponsor gehört. Auch ihr sei die Idee, „unbemalte Leinwand pro Quadratmeter Festpreis als Teil eines Gesamtbildes an überraschungsfreudige Interessenten zu verkaufen“, als, nun ja, seltsam erschienen, sagte Restle. Immerhin wussten zu dem Zeitpunkt weder Künstler noch Käufer, was hierbei entstehen würde. Entstanden ist dabei ein etwa zehn Quadratmeter großes Gemälde, das aus ein mal ein Meter großen Einzelleinwänden zu einer großen Malfläche zusammengefügt worden ist und „sich durchaus sehen lassen kann“, untertrieb Restle augenzwinkernd.
Denn die Einzelbilder erwiesen sich mehr als die Teile eines Gesamtbildes. Bis zum 3. Dezember sind die Werke noch in Gorheim zu sehen.