Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Unfreiwilliges digitales Fasten
Ähnlich hilflos wie bei einem Stromausfall waren am Freitagmorgen viele Hunderttausende WhatsappUser: Zwischen 8 Uhr und 10.30 Uhr hatte der Messenger-Dienst Whatsapp deutschlandweit und vereinzelt auch in anderen Ländern eine Störung zu vermelden. Sprich: Es konnten keine Kurznachrichten mehr versendet und empfangen werden. Da wird einem erst bewusst, wie abhängig man von dieser App ist.
Zahlreiche Nachrichten standen in meiner Pipeline, ich wurde ungeduldig. Zugegeben: Keine der Konversationen war weltbewegend wichtig, aber manches davon betraf meine Wochenendgestaltung und Organisatorisches im Alltag, das möchte man eben einfach geklärt haben. Erst nach dem obligatorischen Smartphone-Neustart und der Überprüfung der mobilen Daten kam ich auf die Idee, dass das Problem nicht an meinem Gerät liegen könnte. Im Gespräch mit Kollegen erhärtete sich der Verdacht: „Bei mir geht’s auch nicht.“Betretene Gesichter. Wir versuchten, uns nichts anmerken zu lassen. Schließlich will keiner zugeben, Knecht einer digitalen Benutzeranwendung zu sein. Zudem war auch die Nachrichtenversorgung des Whatsapp-Kanals der „Schwäbischen Zeitung“gefährdet.
Eine Stunde später konnten wir allerdings aufatmen – das unfreiwillige digitale Fasten hatte ein Ende. Die Ruhe auf dem Endgerät allerdings auch. Zwischenzeitlich hatten sich bei mir sieben neue Nachrichten angesammelt.