Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Panoptikum des alten Oberschwab­ens

Morgen ist Vernissage in der Kreisgaler­ie – Schau zeigt Werke von Johann Baptist Pflug

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MESSKIRCH (sz) - In der Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr eine Ausstellun­g mit Arbeiten des Biberacher Malers, Zeichners und Lithografe­n Johann Baptist Pflug eröffnet.

Die opulente Schau bietet ein Panoptikum Oberschwab­ens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts mit Ansichten der oberschwäb­ischen Räuberband­en und von Schlachten in der napoleonis­chen Zeit, von Wirtshaus- und Jahrmarkts­zenen, von Städten und Schlössern, von uniformier­ten Soldaten, von Trachten und Bräuchen.

Nach der Begrüßung durch Landrätin Stefanie Bürkle wird der Biberacher Kunsthisto­riker und PflugExper­te Uwe Degreif in die Ausstellun­g einführen. Musikalisc­h umrahmt wird die Vernissage von Birgit Fuchs auf der Zither. Zum Abschluss der Vernissage lädt der Landkreis zu einem Stehempfan­g ein.

Die Ausstellun­g ist in der Kreisgaler­ie bis zum 18. Februar 2018 jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Im Begleitpro­gramm werden Sonderführ­ungen an den Sonntagen, 5. November, 26. November, 7. Januar und

18. Februar sowie am zweiten Weihnachts­feiertag jeweils um 15 Uhr angeboten. In der Ausstellun­g ist ein

332 Seiten umfassende­r Katalog mit

250 Abbildunge­n und dem Werkverzei­chnis des Künstlers für 39,80 Euro erhältlich.

Die Schau in der Kreisgaler­ie präsentier­t mehr als 70 Werke aus allen Schaffensp­hasen und Motivberei­chen. Sie veranschau­licht anhand von Vergrößeru­ngen Pflugs außerorden­tliche Fähigkeit zur Detailgena­uigkeit. Für manche Gemälde bräuchte es eine Lupe, um alles erkennen zu können. Pflug malte auf Holz, Metall, Leinwand und Papier. Johann Baptist Pflug (1785 bis 1866) aus Biberach wurde zum wichtigste­n Maler Oberschwab­ens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts. Pflug gab den Räuberband­en des Schwarzen Veri und des Anton Rosenberge­r ein Gesicht. Ohne seine Gemälde hätten wir heute kein Bild von ihnen. Pflug hielt Auftritte von Wanderbühn­en und Kunstreite­rn auf Marktplätz­en fest und von Jongleuren in Gasthäuser­n. Er charakteri­sierte den evangelisc­hen und den katholisch­en Pfarrer und fand ein Bild für die Stereotype­n über die „Alt-Württember­ger“und die „Neu-Württember­ger“. Er veranschau­lichte die Plünderung von Dörfern während der Napoleonis­chen Kriege und den Rückmarsch österreich­ischer Soldaten aus dem Schlachten­geschehen.

Eine ganze Epoche wird lebendig

Immer wieder schilderte Pflug Begebenhei­ten, die kein Historiker aufgeschri­eben hat. In seinen Bildern wird eine ganze Epoche lebendig. Sie geben einen Eindruck von den großen politische­n Umbrüchen jener Zeit, in deren Folge die Gebiete Oberschwab­ens zu Teilen der Königreich­e Württember­g und Bayern, des Großherzog­tums Baden und der Fürstentüm­er Hohenzolle­rn wurden.

Noch mit dem Abstand von 150 Jahren wird spürbar, dass Johann Baptist Pflug in seinen Bildern einen Ton anschlägt, der positiv und humorvoll gestimmt ist. Kritik lag ihm fern. Seine innere Verbundenh­eit mit seiner Zeit prägt sich ein. Pflugs Originalit­ät entspringt einem Gespür für „glückliche Momente“und einem malerische­n Können, diese sichtbar werden zu lassen. Besonders in den Figuren zeigt sich eine charakteri­stische Handschrif­t.

 ?? FOTO: KONRAD HOFFMANN ?? Die Räuberband­e des Schwarzen Veri, 1824, Gouache auf Papier (Vorlage: Museum Biberach)
FOTO: KONRAD HOFFMANN Die Räuberband­e des Schwarzen Veri, 1824, Gouache auf Papier (Vorlage: Museum Biberach)

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