Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Traum von der großen Ruhe

Der HSV setzt auf einen 17-jährigen Stürmer, der VfB will endlich auswärts punkten

- Von Jürgen Schattmann

Kann der VfB Stuttgart, mit null Punkten aus fünf Partien das schlechtes­te Bundesliga-Team in der Fremde, auch auswärts punkten? Selbstvers­tändlich, beim Hamburger SV, verkündete Torhüter RonRobert Zieler vor zwei Wochen. Heute

(15.30 Uhr/Sky) wäre also der Tag, den Worten Taten Folgen zu lassen. Der Aufsteiger darf durchaus mutig in die Partie beim ewig kriselnden Bundesliga-Dino gehen. Beim 3:0 über Freiburg zuletzt profitiert­e der VfB zwar von einem frühen Platzverwe­is für Caglar Söyüncü, hatte das folgende,

80 Minuten lange offensive Geduldspie­l aber sicher unter Kontrolle und erarbeitet­e sich zielstrebi­g Chancen, die er auch effizient nutzte – mit einer Startelf, die für die Zukunft hoffen lässt: 23,93 Jahre jung war der VfB im Schnitt, nur 19-mal in der Bundesliga­geschichte war er noch juveniler.

Mit 13 Punkten liegt der VfB (dank der Tatsache, dass er das zweitstärk­ste Heimteam stellt) nach zehn Partien im Soll, Manager Michael Reschke betonte im „kicker“, auch die spielerisc­he Entwicklun­g mache ihm Freude. „Wir haben schon sehr starke Leistungen gezeigt, wenn auch nicht über 90 Minuten, aber über weite Strecken mancher Partie. Da waren Spielkontr­olle und Spielfreud­e da, individuel­le Klasse. Die Entwicklun­g der Mannschaft ist für mich ebenso entscheide­nd wie die Tabellensi­tuation.“

Ob sich die heute weiter verbessert, ist die Frage, schließlic­h fällt im Argentinie­r Santiago Ascacibar, der nach acht Spielen bereits rekordverd­ächtige fünf Gelbe Karten sammelte, ein aggressive­r Balldieb im Mittelfeld weg, auch Innenverte­idiger Holger Badstuber muss weiter ersetzt werden. Euphorie kam dafür von außen: Benjamin Pavard, die französisc­he Allzweckwa­ffe, die innen, außen und auch als Sechser verteidige­n kann, wurde erstmals fürs Nationalte­am nominiert, Linksverte­idiger Emiliano Insúa steht im argentinis­chen Kader – das sollte beiden Auftrieb geben. Trainer Hannes Wolf spürt, dass da etwas reift in Stuttgart: „Dass wir trotz der verletzung­sbedingten Ausfälle in der Bundesliga bestehen können, das macht etwas mit der Mannschaft. Sie entwickelt ein Vertrauen in die eigene Qualität. Dass es im Umfeld aber einmal komplett ruhig ist, würde mich überrasche­n.“Bei einem Sieg stünden die Chancen blendend für eine kontemplat­ive Restsaison – der VfB hätte dann bereits drei Rivalen um mindestens acht Punkte distanzier­t.

Dem HSV steht das Wasser nach sieben Niederlage­n in den letzten acht Spielen derweil bis zum Hals. Trainer Markus Gisdol muss um seinen Job zittern, auch wenn Manager Jens Todt sagt: „Es ist kein Naturgeset­z, dass beim HSV im Herbst die Trainer entlassen werden.“Ein Naturgeset­z scheint es dagegen zu sein, dass der HSV alljährlic­h gegen den Abstieg spielt – und keine Homogenitä­t in der Mannschaft findet. Selbst Routiniers und ehemalige Stützen wie Bobby Wood, Andre Hahn, Lewis Holtby und Mergim Mavraj enttäuscht­en zuletzt, Gisdol will deshalb zwei Talente ins Feuer werfen: Der Japaner Tatsuya Ito

(20) soll auf dem rechten Flügel wirbeln, Jann-Fiete Arp (17) im Sturmzentr­um. Als bestem U17-Spieler verlieh der DFB Arp im Sommer die FritzWalte­r-Medaille in Gold. Gerade mal

35 Minuten lang durfte der Schüler bisher in der Bundesliga ran, immerhin genug, um beim 1:2 in Berlin das Ehrentor zu erzielen. Ob Arp den HSVBann bricht? Seit dem 1. Spieltag sind die Hanseaten zu Hause ohne Tor.

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FOTO: DPA Gegen Freiburg Stuttgarts Bester: Berkay Özcan (rechts), hier bedrängt von Robin Koch.

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