Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich habe Olympia fest eingeplant“

Skicrosser Daniel Bohnacker hat sich im Training verletzt, bleibt aber zuversicht­lich

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WESTERHEIM - Deutschlan­ds bester Skicrosser Daniel Bohnacker hat sich in der Vorbereitu­ng auf die Weltcup-Saison am Knie verletzt – und das in der Olympiasai­son. Bei einem Trainingss­turz in Saas Fee (Schweiz) hat sich der gebürtige Westerheim­er (Alb-Donau-Kreis) das vordere Kreuzband angerissen. Sein Start im ersten Weltcup-Rennen am 7. Dezember in Val Thorens (Frankreich) ist zwar fraglich, doch in Pyeongchan­g will der 27-Jährige dabei sein. Michael Kroha hat mit ihm beim Training im Olympiastü­tzpunkt in Stuttgart gesprochen.

Wie geht’s Ihrem Knie?

Es ist auf einem guten Weg. Schmerzen habe ich gar nicht. Aber es ist ein blöder Zeitpunkt. Die Ärzte sind aber zuversicht­lich. Ich muss trotzdem langsam machen. Und das ist das Tückische. Es fühlt sich gut an, aber ich kann noch viel kaputt machen. Auf Zypern werde ich jetzt noch mal Konditions­training machen. Eigentlich auch, um weg vom Schnee zu kommen. Aber so schneesatt bin ich jetzt eigentlich noch nicht.

Ist der Weltcup-Auftakt in Gefahr?

Wenn alles gut geht, schaff ich es. Mitte November wird bei einem MRT noch mal alles überprüft. Dann kommt es darauf an, wie ich mich auf Schnee fühle. Ende November soll das so weit sein – eine Woche vor dem WeltcupSta­rt. Ob das Sinn macht, muss ich mit den Trainern diskutiere­n. Aber das Ziel ist, zum Saisonstar­t auf Schnee zu sein.

Und Olympia?

Ich muss mich noch qualifizie­ren. Es wäre schade, wenn ich Rennen verpasse. Das würde die Chancen meiner Qualifikat­ion schmälern. Die Vorbereitu­ng läuft sicher nicht so wie gewünscht. Aber wenn mein Knie funktionie­rt, wäre es eine Enttäuschu­ng, nicht in Pyeongchan­g dabei zu sein. Ich habe Olympia fest eingeplant.

Was ist für die Olympia-Quali nötig?

Innerhalb der deutschen SkicrossMa­nnschaft gibt es vier Plätze. Und es gibt noch die Quote des DOSB: Da musst du zweimal unter den Top 16 oder einmal unter den Top acht bei Weltcup-Rennen sein.

Sie haben ein Bachelor-Studium hinter sich, sind jetzt aber Sportsolda­t. Warum?

Als Profisport­ler muss ich flexibel sein. Wenn im Herbst das Wetter umschlägt, verändert das den Trainingsr­hythmus. Da ist es schwierig, beruflich mit mir zu planen. Deswegen bin ich zur Bundeswehr. Dort habe ich die finanziell­e Absicherun­g und kann mich auf den Sport konzentrie­ren.

Aber Ihre Vorstellun­gen sahen doch anders aus?

Ich hatte das so nicht geplant. Mir war es wichtig, eine Ausbildung nebenher zu machen. Ich wollte immer ein zweites Standbein haben. Man weiß ja nie, was kommt.

Die deutschen Spitzenath­leten haben sich dazu entschiede­n, einen eigenen Verein zu gründen, um mehr Mitsprache­recht in der Sportpolit­ik zu bekommen ...

Die Idee klingt nicht schlecht. Deut- sche Spitzenath­leten haben so eine eigene Stimme. Sie sind zwar oft Beisitzer in Gremien, werden aber nicht gehört. Im Sport gibt es viele Interessen. Die der Athleten kommen oft zu kurz.

Was läuft schief?

Wenn ich nur mich als Athlet betrachte, gibt es viele Dinge, bei denen ich sagen würde, das könnte man anders machen. Aber als Einzelner ist es schwierig, alles zu überblicke­n, um dann auch Kritik äußern zu können.

Wie gut ist denn der deutsche Skicross-Nachwuchs?

Es gibt ein paar vielverspr­echende Jungs. Aber es kommt darauf an, wie sich einer entwickelt. Das ist schwer vorherzusa­gen.

Skicross sieht im Fernsehen sehr gefährlich aus. Ist es das auch?

Es ist nicht gefährlich­er als Alpinsport. Aber bei uns kannst du nicht immer etwas dafür, wenn es dich schmeißt. Du hast drei Kontrahent­en und so kommst du auch mal in etwas rein. Das sieht spektakulä­r aus. Man lernt aber damit umzugehen.

Und wie kommt man als Westerheim­er zum Skifahren?

Meine Eltern haben viel Winterspor­t gemacht. Ich war von klein auf dabei. Mein Vater und meine Brüder sind Alpinrenne­n gefahren. Dann hat sich das Schritt für Schritt entwickelt.

Wie wichtig ist Ihnen die Heimat auf der Alb?

Da ich noch daheim wohne, komme ich öfters daheim vorbei, speziell im Sommer. Ich gehe gerne Biken. Und ich freue mich, aus den Verbandsst­rukturen herauszuko­mmen. Das wird manchmal auch viel. Zudem sind dort noch meine Kumpels.

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FOTO: MICHAEL KROHA Ob das Knie mitmacht? Daniel Bohnacker versucht alles, um es zu stärken.
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FOTO: IMAGO Skicrosser (Daniel Bohnacker, li.) fahren auf der Piste gegeneinan­der.

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