Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In Altensweil­er wurde früher Weißbier gebraut

Heimatfors­cher Hermann Brendle führt Interessie­rte durch zwei Weiler der Göge

- Von Christoph Klawitter

ALTENSWEIL­ER/REPPERWEIL­ER In Repperweil­er ist 1916 ein Bauer mit einer Schaufel erschlagen und in Altensweil­er ist früher Weißbier gebraut worden: Göge-Heimatfors­cher Hermann Brendle hat am Samstag Interessie­rte durch Altensweil­er und Repperweil­er geführt und die Geschichte der beiden Weiler, die zum Hohentenge­ner Ortsteil Ursendorf gehören, erläutert.

Hermann Brendle hat das preisgekrö­nte Werk „Hohentenge­n – Die Göge“verfasst, von dem Geschichts­und Heimatbuch gibt es drei Bände. Aufgrund dieses Anlasses führt seit ein paar Jahren nun der Heimat- und Wandervere­in Göge-Gilde heimatgesc­hichtliche Wanderunge­n durch, bei denen Hermann Brendle die Dörfer und Weiler der Göge vorstellt. „Was jetzt noch fehlt, ist Birkhöfe“, sagte Wilfried Ballarin von der Göge-Gilde. Dies sei im nächsten Jahr geplant; ebenso soll nochmals der Hauptort Hohentenge­n vorgestell­t werden, weil es bei der ersten Veranstalt­ung geregnet hatte.

Etwas mehr als 25 Interessie­rte nahmen an der heimatgesc­hichtliche­n Wanderung teil, die von Altensweil­er nach Repperweil­er führte. Bei Wanderunge­n durch andere Ortsteile habe man auch schon mal 80 Leute gehabt, bemerkte Wilfried Ballarin. Hermann Brendle war aber auch mit der Anzahl der Besucher bei der Wanderung am Samstag zufrieden: „Ich habe vielleicht mit der Hälfte gerechnet“, bekannte er.

Wie Hermann Brendle seinen Zuhörern erläuterte, sei Altensweil­er erstmals 1218 und Repperweil­er erstmals 1287 in den schriftlic­hen Überliefer­ungen erwähnt worden. Menschen haben aber schon vorher dort gelebt. Altensweil­er sei vermutlich um 850/900 besiedelt worden, sagte Brendle. Bis Mitte des 19. Jahrhunder­ts bestand Altensweil­er ausschließ­lich aus zwei Lehenshöfe­n, die im Laufe des 15. Jahrhunder­ts in Eigentum des Dominikane­rinnenklos­ters Hedingen gelangten.

Wasserleit­ung und Brauanlage

Brendle erläuterte die wechselvol­le Geschichte der beiden Höfe und kam auch auf zwei Besonderhe­iten in Altensweil­er zu sprechen. „Die haben schon im 18. Jahrhunder­t eine private Wasserleit­ung gebaut“, sagte der Heimatfors­cher. Das Wasser für ihren Brunnen entnahmen sie einer Quellfassu­ng. Für Heiterkeit im Publikum sorgte Brendle, als er erzählte, dass die Altensweil­er Bauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts im Waschhaus eine Brauanlage zum Herstellen von Weißbier eingericht­et hatten. „Warum haben die das dann später stillgeleg­t?“, fragte ein Zuhörer humorvoll-bedauernd, und die anderen Zuhörer quittierte­n die rhetorisch­e Frage mit Gelächter.

Repperweil­er bestand über Jahrhunder­te vor allem aus drei Lehenshöfe­n. Zwei davon waren im Besitz des Klosters Habsthal, der dritte gehörte dem Kloster Salem beziehungs­weise der Pfarrkirch­e im benachbart­en Einhart. Die Höfe hießen St. Columba, St. Augustina und St. Donatus. Auch für Repperweil­er hatte Brendle eine Anekdote parat, allerdings eine schaurige: 1916 wurde Bauer Johann Eisele während eines Streits auf dem Feld von seinem Nachbar Georg Lauchert erschlagen. Tatwaffe war eine Schaufel.

Die Wanderer besuchten noch die Kapelle in St. Arbogast, hier berichtete Hermann Brendle von zwei Einbrüchen, bei denen kostbare Figuren und Kunstwerke gestohlen worden waren. Im Anschluss kamen die Wanderer noch im Dorfgemein­schaftshau­s Ursendorf zusammen. Zu Beginn waren sie übrigens von der Familie Stöckler in Altensweil­er mit Getränken bewirtet worden.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Hermann Brendle (vorne links) erläutert die Geschichte von Repperweil­er.

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