Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In Altensweiler wurde früher Weißbier gebraut
Heimatforscher Hermann Brendle führt Interessierte durch zwei Weiler der Göge
ALTENSWEILER/REPPERWEILER In Repperweiler ist 1916 ein Bauer mit einer Schaufel erschlagen und in Altensweiler ist früher Weißbier gebraut worden: Göge-Heimatforscher Hermann Brendle hat am Samstag Interessierte durch Altensweiler und Repperweiler geführt und die Geschichte der beiden Weiler, die zum Hohentengener Ortsteil Ursendorf gehören, erläutert.
Hermann Brendle hat das preisgekrönte Werk „Hohentengen – Die Göge“verfasst, von dem Geschichtsund Heimatbuch gibt es drei Bände. Aufgrund dieses Anlasses führt seit ein paar Jahren nun der Heimat- und Wanderverein Göge-Gilde heimatgeschichtliche Wanderungen durch, bei denen Hermann Brendle die Dörfer und Weiler der Göge vorstellt. „Was jetzt noch fehlt, ist Birkhöfe“, sagte Wilfried Ballarin von der Göge-Gilde. Dies sei im nächsten Jahr geplant; ebenso soll nochmals der Hauptort Hohentengen vorgestellt werden, weil es bei der ersten Veranstaltung geregnet hatte.
Etwas mehr als 25 Interessierte nahmen an der heimatgeschichtlichen Wanderung teil, die von Altensweiler nach Repperweiler führte. Bei Wanderungen durch andere Ortsteile habe man auch schon mal 80 Leute gehabt, bemerkte Wilfried Ballarin. Hermann Brendle war aber auch mit der Anzahl der Besucher bei der Wanderung am Samstag zufrieden: „Ich habe vielleicht mit der Hälfte gerechnet“, bekannte er.
Wie Hermann Brendle seinen Zuhörern erläuterte, sei Altensweiler erstmals 1218 und Repperweiler erstmals 1287 in den schriftlichen Überlieferungen erwähnt worden. Menschen haben aber schon vorher dort gelebt. Altensweiler sei vermutlich um 850/900 besiedelt worden, sagte Brendle. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestand Altensweiler ausschließlich aus zwei Lehenshöfen, die im Laufe des 15. Jahrhunderts in Eigentum des Dominikanerinnenklosters Hedingen gelangten.
Wasserleitung und Brauanlage
Brendle erläuterte die wechselvolle Geschichte der beiden Höfe und kam auch auf zwei Besonderheiten in Altensweiler zu sprechen. „Die haben schon im 18. Jahrhundert eine private Wasserleitung gebaut“, sagte der Heimatforscher. Das Wasser für ihren Brunnen entnahmen sie einer Quellfassung. Für Heiterkeit im Publikum sorgte Brendle, als er erzählte, dass die Altensweiler Bauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Waschhaus eine Brauanlage zum Herstellen von Weißbier eingerichtet hatten. „Warum haben die das dann später stillgelegt?“, fragte ein Zuhörer humorvoll-bedauernd, und die anderen Zuhörer quittierten die rhetorische Frage mit Gelächter.
Repperweiler bestand über Jahrhunderte vor allem aus drei Lehenshöfen. Zwei davon waren im Besitz des Klosters Habsthal, der dritte gehörte dem Kloster Salem beziehungsweise der Pfarrkirche im benachbarten Einhart. Die Höfe hießen St. Columba, St. Augustina und St. Donatus. Auch für Repperweiler hatte Brendle eine Anekdote parat, allerdings eine schaurige: 1916 wurde Bauer Johann Eisele während eines Streits auf dem Feld von seinem Nachbar Georg Lauchert erschlagen. Tatwaffe war eine Schaufel.
Die Wanderer besuchten noch die Kapelle in St. Arbogast, hier berichtete Hermann Brendle von zwei Einbrüchen, bei denen kostbare Figuren und Kunstwerke gestohlen worden waren. Im Anschluss kamen die Wanderer noch im Dorfgemeinschaftshaus Ursendorf zusammen. Zu Beginn waren sie übrigens von der Familie Stöckler in Altensweiler mit Getränken bewirtet worden.