Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Jugendliche erfahren Medienwelt praktisch
Der Arbeitskreis Jugendmedienarbeit bietet Einblicke in Gestaltung und Technik
SIGMARINGEN - Der Arbeitskreis Jugendmedienarbeit im Landkreis Sigmaringen hat in den Ateliers im Alten Schlachthof und im Kreismedienzentrum 16 Kurse an zwei Tagen angeboten. Gekommen waren 80 Jugendliche, die sich auf unterschiedliche Workshops in den Bereichen Film, Fotografie, Minecraft oder Informationstechnik verteilten.
Hier konnten Fragen gestellt werden und nicht zuletzt konnten die Organisatoren vom Kreismedienzentrum hören, welche Früchte die Workshops trugen. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren vor, dass die besonders Interessierten selbst zu Jungdozenten wurden. Aus dem Schlagwort „Medienkompetenz“entstand dabei mit einem Blick ins Innere der Bildschirmwelt eine neue Dimension der Auseinandersetzung und Nutzung.
Im oberen Raum der Schlachthofhalle sitzen sechs Jungen zwischen elf und 18 um einen Tisch. Jeder hält ein Tablet in der Hand. Der Medienpädagoge Tobias Brauchler aus Heidelberg erklärt beim Kurs „Level-Design mit der App Bloxels“, worauf sie achten müssen. Ziel sei es, so Brauchler, über das Herstellen eines eigenen Levels mit eigenen Spielfiguren und eigenen Gegnern das Spiel auszuprobieren: „Sie lernen, was gut ist und was nicht, dadurch wird ihre Reflexionsfähigkeit gestärkt.“Es ginge nicht darum, das Spielen am Computer zu verdammen, sondern zu zeigen, wie man damit umgehe: „Die Frage ist, bestimme ich oder bestimmt das Spiel mich.“
Der elfjährige Jonas aus Sigmaringen findet den Kurs „echt cool“und der 18-jährige Tobias aus dem Kreis Ravensburg, der schon viele Jahre
am Computer spielt, bestätigt: „Die andere Perspektive ist recht interessant.“Während die Filmgruppe gerade bei Außenaufnahmen unterwegs ist und später einen eigenen Film schneiden wird, sind Schüler in einem der Ateliers bei Raphael Jäger aus Laiz in der Gruppe „Let’s play“dabei zu lernen, wie man Spiele als „Youtuber“kommentiert. Raphael ist noch Schüler, war zweimal selbst Teilnehmer und gibt das erworbene Wissen jetzt weiter. Auch Jack-Ryan
im Kreismedienzentrum ist Schüler und ehemaliger Teilnehmer, er zeigt, wie mit Fischer-Technik eine komplexe „High-Tech-Kugelbahn“hergestellt werden kann. In einem anderen Raum wird mit „Lego“gebaut und programmiert. Die teuren Spiele wurden aus dem Landesmedienzentrum ausgeliehen und können unter Anleitung erprobt werden.
In „Virtual Reality“nimmt die Lehrerin Stephanie Wössner vom Landesmedienzentrum in Stuttgart
die Schüler mit in eine 3-D-Welt. Am Tag zuvor waren sie durch die Stadt gegangen, um 360-Grad-Fotos zu erstellen. Leider, so Wössner, war das WLAN nicht leistungsstark genug. Die Begeisterung der Jugendlichen für den Kurs ließ sich dadurch jedoch nicht ausbremsen.
Noah Schneider, Christina Bosch und Alexander Weigel waren früher selbst Teilnehmer und sind ein schönes Beispiel für die Nachhaltigkeit des Angebots. Wie bereits im vergangenen en Jahr dokumentieren sie alles für „Signal-TV“, um den Film dann in Youtube einzustellen. Sobald er fertig ist, kann sich jeder unter „Jugendakademie Sigmaringen 2017“anschauen, wie kreativ und erfinderisch die Jugendlichen mit der Medienwelt umgehen. Eine gute Gelegenheit auch für Eltern, dem Angebot der Jugendakademie zu trauen: Die Beschäftigung am und mit dem Computer gehört, auch im Freizeitbereich, zum Alltag.