Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Luther nennt seine Frau gerne „Herr Käthe“
Theaterprogramm und szenische Lesung zum Reformationsjahr in Gammertingen und Mariaberg
GAMMERTINGEN (sz) - Der Verein Gammertinger Schlosskonzerte präsentiert am Samstag, 11. November, um 19 Uhr im Rathaussaal „Martin Luther – Untertan und Freigeist“, ein Lutherisches Reformationsprogramm von Hans Rasch und dem Schauspieler Stefan Österle. Eine Woche danach, am Samstag, 18. November, ab 19 Uhr lädt die diakonische Einrichtung Mariaberg zu der szenischen Lesung „Katharina von Bora – die Professionen der Frau Luther“mit der Schauspielerin Gesine Keller ein. Die Aufführung findet im Kommunikationszentrum statt. Beide Stücke sind Produktionen von „Dein Theater“Stuttgart.
Zwei Menschen wollten eigentlich den Lebensweg als Mönch und Nonne gehen. Die beiden wären sich nie begegnet, wenn alles „normal“verlaufen wäre. Doch es kam anders. Sie haben zueinander gefunden und im Sommer 1525 in Wittenberg geheiratet: Martin Luther und Katharina von Bora. Zwei Schauspieler machen die menschlichen Seiten von Luther und seiner Frau Katharina lebendig. Diesem wohl bekanntesten Ehepaar der Kirchengeschichte blieb nichts Menschliches fremd, jedoch wussten die beiden genau, dass ihr Umgang miteinander viel beachtet wird.
Die erste Aufführung „Martin Luther – Untertan und Freigeist“befasst sich mit dem Leben und der Wandlung des ehemaligen Mönchs im 16. Jahrhundert. Wer sich der Kirche widersetzte, war des Teufels. Bücherverbrennungen, Todesurteile gegen Kirchenkritiker. Doch die Gedanken sind frei. Die Gläubigen werden unruhig. Dem Augustinermönch Martin Luther platzte der Kragen. Korruption und Sittenlosigkeit der Religionsverwalter provozierten ihn 1517 zu 95 Thesen. Er beruft sich auf den Kern des Glaubens: die Bibel. Stefan Österle zeigt, wie der Mönch und Unternehmersohn ungewollt zum Kirchenspalter wurde und zur allgemeinen Verständlichkeit das Hochdeutsch erfand. Der Schauspieler Stefan Österle spielt zwei Stunden auswendig.
In der szenischen Lesung „Katharina von Bora – die Professionen der Frau Luther“steht das Wirken von Luthers Ehefrau im Mittelpunkt: In der Karfreitagnacht des Jahres 1523 entflohen einige Nonnen aus dem Zisterzienser-Kloster Nimbschen in Sachsen. Mit dabei war die 23-jährige Katharina von Bora. Die einstige Ordensschwester war ein geniales Multitalent und schuf ihrem arbeitssüchtigen Reformatorengatten Martin Luther einen gesellschaftlichen Kosmos mit sechs Kindern, Pflegekindern, Gästen und Diskussionsrunden. Luther liebte es, seine Frau als „Herr Käthe“zu bezeichnen.