Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wald könnte „DORV-Zentrum“bekommen
Vereinsvertreter stellt Konzept im Gemeinderat vor – Gremium vertagt die Entscheidung
WALD - Ein Lebensmittelmarkt, der gleichzeitig sozialer Mittelpunkt für die gesamte Gemeinde ist: In Wald könnte bald ein „DORV-Zentrum“entstehen, wobei DORV für „Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung“steht. Betrieben wird das Projekt vom Verein SPES Zukunftsmodelle. In der Sitzung des Walder Gemeinderats am Montagabend stellte Jürgen Lauten vom Regionalbüro Süd das Projekt vor. Der Gemeinderat vertagte danach jedoch die Entscheidung darüber, ob Wald an einer ersten Projektstufe teilnehmen wird.
Wald sei wie andere Gemeinden auch von schwindender Infrastruktur betroffen, sagte Bürgermeister Werner Müller. Die Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen (SPES) biete einen Lösungsansatz. „Die Organisation beschäftigt sich mit der Zukunft der Dörfer“, sagte Müller.
Das erste DORV-Zentrum in Baden-Württemberg wurde in Bühl-Eisental eröffnet. Es bietet neben der Versorgung mit Lebensmitteln eine Vielzahl an öffentlichen, privaten, sozialen und medizinische Dienstleistungen an. Jürgen Lauten ist an dem Projekt beteiligt. „Es geht nicht nur um den Dorfladen, wobei dieser das Herzstück ist“, sagte er. Das Modell besteht demnach aus fünf Säulen: erstens Grundversorgung, also die Versorgung mit Lebensmitteln; zweitens Dienstleistungen, beispielsweise Post, Paketdienste und ein Bankautomat; drittens ein soziales Leistungsangebot wie Hol- und Bringdienste und gegebenenfalls medizinische Versorgung durch einen Arzt; viertens die Kommunikation – die Menschen haben in einem solchen DORV-Zentrum die Gelegenheit zum Austausch – und fünftens der Bereich Kultur.
Zugang zum Dorfgeschehen
Gerade der Aspekt der Kommunikation sei wichtig, betonte Jürgen Lauten. Wie er weiter darlegte, sei das DORV-Zentrum beileibe nicht nur für ältere Mitbürger gedacht. Beispielsweise könnten junge Familien dank des Angebots auf ein zweites Auto verzichten, Jugendliche hätten einen Treffpunkt und Neubürger bekämen einen schnelleren Zugang zum Geschehen im Dorf. Das Projekt sieht darüber hinaus vor, Kräfte zu bündeln: Bäcker, Metzger, Bank, Post, Lebensmittelgeschäft – alles soll im „DORV-Zentrum“unter einem Dach vereint sein.
Die Zahlen müssen stimmen
In der anschließenden Aussprache hatten die Gemeinderäte einige Fragen. Wie Jürgen Lauten erläuterte, müsse der Lebensmittelladen von Profis geführt werden. In Eisental leite ein gelernter Einzelhandelskaufmann als Geschäftsführer den Laden, darüber hinaus gebe es eine Halbtageskraft und mehrere 450-Euro-Kräfte. Den Umsatz bezifferte er auf rund 520 000 Euro. Der Laden als Kernstück müsse betriebswirtschaftlich funktionieren. „Das bedeutet, mehr oder weniger, eine schwarze Null“, sagte Lauten. Wichtig sei, dass der Laden über mindestens 80 Quadratmeter Verkaufsfläche verfüge und genügend Artikel im Sortiment habe. Die anderen Angebote wiederum – wie beispielsweise Hol- und Bringdienste für Ältere – wären vorwiegend ehrenamtlich organisiert.
Jürgen Lauten bot an, für Wald zunächst eine Basisanalyse zu erstellen und danach ein Bürgerforum zu veranstalten, um abzufragen, ob die Walder Bürger Interesse am Projekt haben. Ohne das Interesse und das Engagement der Bürger könne das Projekt nicht umgesetzt werden, betonte er. Die Kosten für die Analyse und das Bürgerforum würden 6000 Euro betragen, wobei laut Werner Müller mit einem Zuschuss von etwa 3000 Euro zu rechnen ist. Da das Projekt modular aufgebaut ist, würden weitere Schritte extra beauftragt. Sollte hingegen nach dem Bürgerforum klar sein, dass kein Interesse besteht, könnte das Projekt ohne weitere Kosten wieder beendet werden.
„Ich kann mich mit der Idee anfreunden, aber mir geht das zu schnell“, sagte Gerhard Lohr (CDU). Er schlug vor, eine Entscheidung erst später zu treffen. Jürgen Krall (CDU) hingegen sah Handlungsbedarf. „Wir wissen alle, wie die Situation hier aussieht“, sagte er und sprach sich für eine Beauftragung von Jürgen Lauten aus. Werner Müller schlug vor, zunächst noch einmal die Zuschussfrage zu klären und erst danach eine Entscheidung zu fällen. Diesem Vorschlag schlossen sich die Gemeinderäte einstimmig an.