Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vetter-Guser-Zunft läutet die Fasnet ein
Zum 11.11. treffen sich die Narren immer im Café Seelos.
SIGMARINGEN - Pünktlich am 11.11. um 11.11 Uhr haben die Narren der Vetter-Guser-Zunft singend, schunkelnd und mit einem lauten „Nauf auf d’Stang“die fünfte Jahreszeit eröffnet. Mit vielen Gästen haben sich die Narren im oberen Stock des Café Seelos dazu getroffen. Präsident Albrecht Prinz von Hohenzollern und Zunftmeister Hartwig Mahlke freuten sich über die gute Stimmung und die humorvollen Reden der Gäste.
Zunftmeister Mahlke hatte die Aufgabe, die Gäste zu begrüßen. Karl Fürst von Hohenzollern gratulierte er zur Auszeichnung der „Top 500“Familienunternehmen in Deutschland. Bürgermeister Thomas Schärer kritisierte er, weil zu wenige Leute auf den neuen Plätzen in der Innenstadt sitzen und weil es weiterhin keinen Weihnachtsmarkt gibt, dafür aber bald ein Hallenbad. Dort könne man dann den Weihnachtsmarkt abhalten, sagte eine Stimme im Raum, sehr zur Belustigung aller.
Auch spreche man immer über ein Hotel. Das geschehe in anderen Städten auch, aber da werde dann auch gebaut, wie in Pfullendorf. Der Zunftmeister fragte den ersten Landesbeamten Rolf Vögtle, ob er sich an seine neue Frau gewöhnt hätte, das sei sicher schwer gewesen. Worauf Rolf Vögtle dann konterte: „Des isch wie dahoim!“.
Der Chef der Hohenzollerischen Landesbank, Michael Hahn, wurde als großer Gönner der Fasnet begrüßt. Der Zunftmeister sprach ihn auf die „wirtschaftlichen Anpassungen“, die die Bank vorgenommen hatte, an: Viele Filialen seien geschlossen worden, nun werde es mit Entlassungen weitergehen, mutmaßte er. „Entlassung ist ein böses Wort. Also sprichst Du von der Fitnessphase. Das ist ein nettes Wort für ein solches Problem“, witzelte der Zunftmeister. Der Vertreter der Stadtkapelle wurde gefragt, ob auf den introvertierten strengen Dirigenten nun ein neuer Dirigent folgen werde, der auch wisse, was Fasnet sei. Ein klares Ja wurde in den Raum geworfen.
Auf die Begrüßung des Zunftmeisters folgten die Reden der Gäste. Für Überraschung sorgte der Feuerwehrkommandant Thomas Westhauser, der über die vielen Einsätze der Feuerwehr an der Fasnet klagte. Deshalb komme er immer zu spät zum Vetter-Guser-Ball. Dies werde sich nun aber ändern: „Ich trete für das Amt nächstes Jahr nicht mehr an, da kommt ein neuer Mann“, kündigte er an.
In Jamaika wird nur gekifft
Karl Fürst von Hohenzollern machte einen kritischen Rundumschlag über den Bundestagswahlkampf der Parteien, mokierte sich über die Reise nach Jamaika, wo die Parteiführer mit Rastalocken nutzlos debattieren und kiffen.
Bürgermeister Schärer befand sich im Wahlkampfmodus, hob seine Leistungen hervor, kritisierte die Einwanderungskritiker und sprach sein lateinisches „errare humanum est“über das Soldatenheim, das nun doch erhalten bleibe. Er schaue optimistisch in die Zukunft, sagte er und zählte eine Reihe Bauten mit Investitionen in Millionenhöhe auf, die nun entstehen werden.
Da schloss sich der erste Landesbeamte Rolf Vögtle unmittelbar an und relativierte prompt die Rede von Bürgermeister Schärer: „Wir verbauen die Millionen, nicht die Stadt!“Er lobte die Vetter-Guser-Leute, die sich für Integration engagieren: „Weil euer Bürgermeister Migrationshintergrund hat“, sagte er. Er schloss seine humorvolle Rede mit der Frage, wie weit es mit der Frauenquote bei den Hohenzollern-Kürassieren nun sei. „Das interessiert mich, weil ich so viele Frauen im Landratsamt habe.“Da lachten die Narren schallend und der Zunftmeister fragte: „Ehrlich gsait, Herr Vögtle: Was hand Sie heut morga gnomma?“
Bankvorstand Michael Hahn trat als Zauberlehrling auf und hätte gern einen Weihnachtsmarkt hergezaubert, weil es für die Stadt beschämend sei, keinen Markt hinzukriegen. Auch kritisierte er das Verhalten der Kunden, das zu Schließungen und Leerständen führe wie bei Boos oder der Marstallpassage, und versuchte Sigmaringen zur Einkaufstadt zu zaubern.
General a. D. Manfred Hofmeyer hatte die weiteste Reise gemacht, um zum Fasnetsauftakt in Sigmaringen zu sein. In seiner allgemein gehaltenen politischen Rede kritisierte er
Trump, Erdogan, Schulz und die CSU. Stadtrat Matthias Dannegger brachte als Gastgeschenk eine Version des Fledermausliedes von 1968 mit. Die Vetter-Guser-Zunft hatte den Text von Lisbeth Günther-Dornhauer schon auf den Tischen liegen, und es wurde dann auch gesungen. Es herrschte gute Laune und Fasnetsstimmung, man spürte, alle freuen sich nun auf die fünfte Jahreszeit.