Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Realo
Harald Wolf ist ein Realpolitiker par excellence. „Man kann in diesem Amt nicht die Welt aus den Angeln heben“, hat der einstige Berliner Wirtschaftssenator der Linken einmal über seinen Regierungsposten gesagt.
Wolf beerbt den bisherigen Linken-Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn, der nach langen Querelen seinen Hut genommen hat. Wolf übernimmt den Posten zwar zunächst nur kommissarisch, doch er könnte ihn auch langfristig behalten. Schließlich ist der Job angesichts der Grabenkämpfe bei den Linken nicht gerade gefragt. Da könnte Wolf mit seiner bedächtigen Art durchaus als Vermittler wirken. Der Ex-Senator werde „strömungsübergreifend als verbindender Akteur geschätzt“, lobten beiden Parteichefs, Katja Kipping und Bernd Riexinger, am Freitag ihren neuen Bundesgeschäftsführer. Der am 25. August 1956 in Offenbach geborene Wolf trat 1986 dem GrünenVorgänger in West-Berlin bei der Alternativen Liste. 1999 trat er den Sozialisten bei, die 2007 in der heutigen Linken aufgingen.
Als Fraktionschef hatte Wolf
2001 maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des rot-roten Bündnisses unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). In den Senat rückte er
2002 auf. Im Regierungsamt festigte Wolf seinen Ruf als Realpolitiker: Weil er nicht die Konfrontation mit der Wirtschaft suchte und sich fleißig um die Ansiedlung von Unternehmen bemühte, wurde ihm vonseiten der Wirtschaft durchaus Pragmatismus bescheinigt. Nach dem Ende von Rot-Rot in Berlin 2011 ging die Linke in die Opposition, Wolf kümmert sich im Abgeordnetenhaus seither um die Energie- und Verkehrspolitik. Im vergangenen Jahr kehrte die Linke in die Regierung zurück – diesmal im Dreier-Bund mit SPD und Grünen. (AFP)