Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vom lärmenden Thermomix und virtuellen Mittelarme­n

Heinrich Del Core begeistert in der Blochinger Halle

- Von Christoph Klawitter

BLOCHINGEN - Großer Andrang, große Begeisteru­ng: Kabarettis­t und Comedian Heinrich Del Core hat sein Publikum in der ausverkauf­ten Mehrzweckh­alle Blochingen erstklassi­g unterhalte­n. Veranstalt­er des Kulturaben­ds war der Fußballför­derverein des FC Blochingen.

Überall fülle Heinrich Del Core die Hallen, sagte Dietmar Lehleiter, Vorsitzend­er des Fördervere­ins der Blochinger Fußballer. Regelmäßig organisier­t der Fördervere­in einen Kulturaben­d in der Mehrzweckh­alle, doch dieses Jahr war der Andrang besonders groß. „Was wir dieses Mal erlebt haben, war noch nie da. Es ist eine Riesen-Erwartungs­haltung da“, sagte er vor dem Auftritt des Künstlers ganz offen.

Heinrich Del Core erfüllte diese großen Erwartunge­n dann aber auch. Sein rund zweistündi­ges Programm „Ganz arg wichtig“war keine Sekunde langweilig. Schnell zog er das Publikum auf seine Seite. Del Core erzählte mit viel Witz, schlagfert­ig und einem ausgeprägt­en Gespür für Situations­komik Erlebnisse aus seinem Alltag: Schon lange wünscht sich Del Core eine Drohne, seine Frau hingegen einen Thermomix – ein teures Küchengerä­t. Eines Tages verkündet sie ihm, dass sie auf einen Thermomix-Verkaufsab­end gehe. Wo dieser denn stattfinde, fragt Del Core interessie­rt nach. „Bei uns daheim“, antwortet die Frau und hinterläss­t Del Core schockiert. Das gute Stück wird dann gekauft. Und das jagt dem Künstler einen gehörigen Schrecken ein: „Als meine Frau Kerne geschrotet hat, habe ich mich im Wohnzimmer auf den Boden geworfen“, erzählte Del Core dem lachenden Publikum. „Das Teil hat 83 Dezibel“, bemerkte er. Firmen müssten am Arbeitspla­tz ihren Mitarbeite­rn ab 80 Dezibel einen Hörschutz zur Verfügung stellen, erklärte er hintergrün­dig. Nun hätten sie eben einen neuen Mitbewohne­r im Haus. Der zahle keine Miete und mache Lärm wie ein Jumbojet. „Normalerwe­ise sagt man Teenager dazu“, witzelte Del Core.

Köstlich war auch die Weihnachts­geschichte, die Del Core zum Besten gab. Die Leute wünschten sich Tannenbaum, Schnee und Weihnachts­gans zum Fest, las er aus einem Buch vor. „Also alles, was man damals schon in Bethlehem hatte“, fügte er unter dem Gelächter des Publikums hinzu. Maria sei ja fast eine alleinerzi­ehende Mutter geworden. Dank Josef sei das aber nicht eingetrete­n – auch wenn er nicht der Vater von Jesus war. Der wirkliche Vater komme „von ganz oben“, habe sich also wahrschein­lich für die Karriere entschiede­n, bemerkte Del Core doppeldeut­ig. „Wenigstens hat man für den kleinen Jesus gleich einen Krippenpla­tz bekommen, der auch nichts kostete.“

Publikum kommt teils von weit her

Auch an anderen Stellen des Programms gab es viel zu lachen. So erläuterte er, dass Norddeutsc­he den Sinn des schwäbisch­en Satzes „Kommat, mir gangat“– („Kommt, wir gehen“) nicht verstehen würden. Auch die besondere Bedeutung des Wortes „langsam“, wenn ein Schwabe sagen würde „Fahr mal langsam schneller“, würde mancher im Norden nicht verstehen, wunderte sich Del Core unter dem Gelächter des Publikums. Auch Wortschöpf­ungen der Autoindust­rie, beispielsw­eise „Mittelarml­ehne“als Zusatzauss­tattung eines Autos, nahm er aufs Korn. „Haben Sie einen Mittelarm?“, fragte Del Core ratlos ins Publikum. Weitere Themen waren ein romantisch­es Abendessen mit seiner Frau, das so gar nicht romantisch war, atemberaub­ende Erlebnisse auf einem Dusch-WC oder auch die Wechseljah­re seiner Frau. Natürlich musste Del Core am Schluss eine Zugabe geben. Wie sich übrigens zeigte, kam das Publikum aus einem weiten Umkreis nach Blochingen, und der älteste Zuhörer im Publikum war, wie Del Core herausfand, 89 Jahre alt.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Heinrich Del Core unterhält das Publikum mit seinem Programm „Ganz arg wichtig“.

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