Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Parodontitis, Pasten und Prothesen
Großer Ansturm bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“über Zahngesundheit
RAVENSBURG (bm) - Zwei Stunden lang haben die Zahnärzte Dagmar Kügele aus Tettnang, Michael Kalb aus Weingarten und Wolfgang Loidol aus Mochenwangen bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“Rede und Antwort gestanden. Interesse und Informationsbedürfnis der Anrufer am Thema Zahngesundheit waren so groß, dass pausenlos das Telefon klingelte. War eine Frage beantwortet, klopfte schon der nächste Anrufer an. Doch trotz des Eifers der Experten konnten nicht alle Anrufe entgegengenommen werden. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dieser Aktion.
Ich habe eine Parodontitis. Wie putze ich die Zähne, damit es nicht schlimmer wird?
Das A und O ist eine gründliche Reinigung. Legen Sie sich beim Zähneputzen eine Uhr neben das Waschbecken: Zwei Minuten die obere Zahnreihe putzen, zwei Minuten die untere – immer von rot nach weiß, also vom Zahnfleisch hin zu den Zähnen bürsten. Danach reinigen Sie mit Zwischenraumbürsten oder Zahnseide gründlich die Zahnzwischenräume. Zum Schluss wird eine Minute lang mit einem geeigneten Mundwasser gründlich gespült.
Wie oft muss ich mit einer Parodontitis zum Zahnarzt?
Ich rate Ihnen zur vierteljährlichen Kontrolle und zur vierteljährlichen professionellen Zahnreinigung, um die Bakterienzahl im Mund zu reduzieren. Eine Parodontitis kann man nicht heilen, aber bei engmaschiger Kontrolle in Schach halten.
Meine Tochter meint, ich soll unbedingt etwas gegen meine Mundtrockenheit tun, obwohl sie mich nicht sehr stört. Ich bin 75 Jahre alt, habe fast noch alle Zähne. Ist Mundtrockenheit wirklich behandlungsbedürftig?
Sie sollten wirklich etwas gegen die Mundtrockenheit unternehmen. Denn dadurch nimmt die Karies-Anfälligkeit zu. Versuchen Sie, viel zu trinken, möglichst zwei Liter pro Tag. Vielleicht können Sie sich einen Trinkplan machen, damit Sie diese Menge erreichen. Auch das Lutschen von zuckerfreien Bonbons oder das Kauen von Kaugummi kann den Speichelfluss anregen.
Bei mir mussten zwei nebeneinander liegende Backenzähne gezogen werden. Ist eine Brücke möglich oder müssen Implantate gesetzt werden?
Mit einer Brücke können problemlos zwei Zähne ersetzt werden. Allerdings ist es nötig, die Zähne an den beiden Seiten der Lücke zu beschleifen, damit die Brücke aufgesetzt werden kann.
Ich muss einen Blutverdünner nehmen. Kann das Probleme beim Zahnsteinentfernen oder bei der professionellen Zahnreinigung verursachen?
Nein, bei beiden Behandlungen wird es keine Probleme geben. Sie sollten aber auf jeden Fall den Zahnarzt von der Einnahme der Medikamente unterrichten.
Können eigentlich alle erwachsenen Menschen die gleichen Zahnpasten nehmen oder gibt es für jeden eine passende?
Manche Menschen können jede Zahnpasta nehmen. Aber wenn es Besonderheiten oder Probleme mit den Zähnen und dem Zahnfleisch gibt, sollte man die passenden Zahnpasten wählen. Der Zahnarzt kennt die Situation in Ihrem Mund und kann Ihnen geeignete Pasten empfehlen.
Bei zwei Zähnen sind bei mir die Füllungen herausgefallen. Mein Zahnarzt plädiert für Extraktion und will danach Implantate setzen. Ich bin unsicher, ob ich zustimmen soll.
Vielleicht möchten Sie sich dazu eine Zweitmeinung einholen. Sie können sich bei der Zahnmedizinischen Patientenberatungsstelle BadenWürttemberg unter der Rufnummer 0800/1424340 dafür einen Termin geben lassen. Das kostet Sie nichts. Ein unabhängiger Zahnarzt sieht sich dann Ihren Zahnstumpf an und kann von einer neutralen Position aus klären, ob der Vorschlag Ihres Zahnarztes sinnvoll ist. Nehmen Sie alle Unterlagen, auch die Röntgenbilder, zu dem Termin mit.
Zahlt die Krankenkasse die Zahnreinigung?
Die Kasse zahlt einmal jährlich die Zahnsteinentfernung. Die professionelle Zahnreinigung muss privat bezahlt werden. Allerdings zahlen viele Kassen inzwischen einen Zuschuss.
Mein Zahnarzt sagte mir, dass ein Zahn gespalten ist und gezogen werden muss. Aber ich kann darauf kauen und er macht keine Probleme. Muss er wirklich raus?
Gehen Sie noch einmal zu Ihrem Zahnarzt und lassen sich die Sache in Ruhe erklären. Vielleicht kann für mehr Klarheit ein Röntgenbild gemacht werden.
Meine Mutter hat nur noch drei eigene Zähne und dazu zwei Implantate. Eine Gaumenplatte kommt nicht infrage, da sie an einem Würgereiz leidet. Ihr Zahnarzt empfahl ihr eine Teleskop-Prothese. Was halten Sie von dieser Lösung?
Generell kann man sagen, dass Teleskoplösungen zwei Vorteile haben: Erstens lassen sie sich leicht umbauen, falls einer der Pfeiler - also der verbliebenen Zähne und Implantate – entfernt werden muss. Zweitens kann man - wenn genug Pfeiler vorhanden sind - auf eine Gaumenplatte verzichten.
Ich bin 81 Jahre alt. Ein Zahn ist mir vorn abgebrochen. Eine Brücke wäre mir zu teuer. Gibt es etwas anderes?
Fragen Sie Ihren Zahnarzt nach einem anderen Ersatz, zum Beispiel Valplast. Dieser Ersatz wird mit Silikonklammern an den Nachbarzähnen befestigt. Das ist kostengünstiger als eine Brücke. Ob es in Ihrem Fall möglich ist, muss Ihr Zahnarzt entscheiden.
Mein alter Zahnarzt hat seine Praxis an einen jungen abgegeben. Der riet mir, die alten Amalgamfüllungen zu entfernen und durch ein anderes Material zu ersetzen. Muss das sein?
Wenn die alten Füllungen noch völlig intakt sind und keine Probleme machen, besteht kein Grund, sie zu entfernen. Schlafende Hunde soll man nicht wecken …
Bei mir sollen drei Implantate gesetzt werden. Ein Knochenaufbau wird auch nötig sein. Was muss ich davon selbst bezahlen?
Das Implantat ist eine reine Privatleistung, ebenso der Knochenaufbau. Für den Aufbau auf den Implantaten– also für Kronen, Brücken oder Prothesen – zahlt die Kasse einen Zuschuss, der sich nach dem Befund richtet. Geben Sie den Kostenvoranschlag des Zahnarztes zur Kasse. Die sagt Ihnen, wie viel sie dazu gibt.