Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Meßkircher Pianistin erspielt Weltrekord
Anna Walter spielt 27 Stunden und 13 Minuten lang Klavier mit einer Musikergruppe
MESSKIRCH - Pianistin und Klavierlehrerin Anna Walter aus Meßkirch hat am vergangenen Sonntag einen neuen Weltrekord im Dauermusizieren erspielt. Am 23. internationalen „Impossibility Challenger“Weltrekordfestival im tschechischen Kladno erzielte sie den neuen Weltrekord in der Kategorie „Musical Marathon Relay“, zusammen mit einer Gruppe von 16 Musikerinnen aus dem internationalen Sri Chinmoy Centre. Die Musikgruppe spielte und sang 27 Stunden und 13 Minuten lang und führte 1069 Kompositionen des Komponisten Sri Chinmoy auf. Die Lieder wurden mit Gitarre, Keyboard, Violine, Harmonium, Harfe, Glockenspiel, Djembe und weiteren Perkussionsintrumenten arrangiert.
Zwischen den Stücken lagen nur zehn Sekunden Pause
Auch wenn sich die Musikerinnen abwechseln durften, war es keinesfalls einfach, den Rekord aufzustellen, denn die Regeln waren streng: Jedes Lied musste mindestens eine Minute lang gespielt werden und die Pause zwischen den Liedern durfte nicht länger als zehn Sekunden dauern. Lediglich vier kleine Pausen von fünf Minuten wurden den Musikern gewährt, um schnell die Örtlichkeiten aufzusuchen. Einzelne Mitglieder durften sich abwechseln, bis auf einen harten Kern von vier Musikerinnen, sodass die einzelnen Musiker auf eine individuelle Spielzeit von 18 bis 22 Stunden kamen. Anna Walter spielte über die gesamte Zeit hin alleine. „Ich habe viel Schokolade und Bananen gegessen, um meine Konzentration zu halten. Ich musste immer wieder mit einer Hand spielen und mit der anderen essen und trinken“, sagt die stolze Weltrekordhalterin. „Allerdings meditiere ich auch seit mehr als zehn Jahren, was mir sehr dabei geholfen hat, meine inneren Kräfte zu öffnen und mich zu konzentrieren“, ergänzt sie.
„Mein Ziel ist es, immer mehr zu erreichen“
Die gebürtige Russin ist ausgebildete Musikerin und lebt seit acht Jahren in Meßkirch. Klavier spielt sie seit mehr als 35 Jahren. Auf die „Impossibility Challenger“Weltrekordspiele stieß sie durch Zufall. In einem Meditationszentrum in Zürich hatte ihr jemand von dem Wettbewerb erzählt: „Mein Ziel ist es, immer mehr zu erreichen“, sagt Walter. „Dabei geht es mir aber nicht darum, jemanden zu besiegen oder besser zu sein als andere. Ich will nur mich selbst besiegen“, erzählt sie. Dieses Prinzip gebe sie auch immer an ihre Schüler weiter, wenn sie Auftritte oder Wettbewerbe hätten. Ihr Lebensmotto ist es, anstelle von „ich kann nicht“, jedes mal ein „ich kann und ich werde“zu setzen. Mit dem neuen Weltrekord im Dauerspielen ist ihr dies gelungen: „Ich war vollkommen überwältigt am Ende und hab geweint – vor Erschöpfung und vor Glück.“Vorbereiten konnte sie sich auf den Wettbewerb nicht. Die ausgewählten Stücke kannte sie vorher nicht: „Sobald die zehn Sekunden zwischen den Liedern vorbei waren, musste ich sofort die neuen Noten verstehen und interpretieren – einen Dirigenten gab es nicht“, sagt die Pianistin.
Zwischen Schwimmflossen laufen und Dominosteine stapeln
Die „Impossibility Challenger“Weltrekordspiele wurden von Sri Chinmoy gegründet, um Selbst-Transzendenz – das „Über-sich-selbst-Hinauswachsen“- zu fördern. Sie werden seit dem Jahr 1982 ausgetragen und fanden bisher in der Schweiz, Deutschland, Ungarn, Neuseeland, Portugal und Tschechien statt. Während des Festivals wurden über zwölf neue Weltrekorde und zehn tschechische Nationalrekorde aufgestellt. Unter den Weltrekorden waren etwa die meisten gefangenen einhändigen 360-Grad-Würfe mit einem brennenden Feuerschwert, von Ashrita Furman. Der Mann aus den USA fing 27 Würfe und hält außerdem weltweit die meisten Guinness Weltrekorde. Weitere Abstrusitäten wie die schnellste Meile (1,6 Kilometer) in Schwimmflossen rennen oder die meisten in einer Minute und mit nur einer Hand aufeinander gestapelten Dominosteine waren ebenfalls Teil der Veranstaltung. In diesen beiden Kategorien gingen die neu aufgestellten Weltrekorde auch auf das Konto von Deutschland. Wer diese beiden Weltrekorde künftig brechen will, sollte die Meile in schneller als fünf Minuten und 48,2 Sekunden in Schwimmflossen laufen oder mehr als 42 Dominosteine in einer Minute mit einer Hand aufeinander stapeln können.