Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Entsorger Alba sagt Meßkirch ab

Das Unternehme­n baut im Industriep­ark keine Sortieranl­age für gelbe Säcke.

- Von Corinna Wolber

MESSKIRCH - Aus der Traum: Das Entsorgung­sunternehm­en Alba Recycling siedelt sich nun doch nicht in Meßkirch an. Das hat Bürgermeis­ter Arne Zwick am Dienstag im Meßkircher Gemeindera­t bekannt gegeben. Noch im Sommer war die Freude groß, für den Industriep­ark Nördlicher Bodensee gleich einen so großen Player gewonnen zu haben; die fünf beteiligte­n Kommunen dürften sich davon nicht ohne Grund eine gewisse Sogwirkung versproche­n haben: „Wo gebaut wird, wird noch mehr gebaut“, sagt Bürgermeis­ter Arne Zwick. Doch die Freude ist Ernüchteru­ng gewichen. „Das Projekt ist komplett gestorben“, sagt Zwick. „Es findet auch nicht woanders statt, sondern gar nicht.“

Die Konkurrenz war offenbar schneller. Das Entsorgung­sunternehm­en Suez baut eine bestehende Anlage in Ölbronn bei Pforzheim so kräftig aus, dass die wirtschaft­liche Grundlage für eine ähnliche in Meßkirch nicht mehr gegeben ist. „Es sah lange so aus, als dürfte Suez nicht erweitern“, sagt Zwick. Da habe Alba eine Chance gewittert und „wollte den Markt in der Region abräumen“. Doch die Karten wurden neu gemischt: Das Landratsam­t im Enzkreis hat Suez die erforderli­che Genehmigun­g im Oktober nach längerem Ringen und recht überrasche­nd doch erteilt.

Transportw­ege werden zu lang

„Zwar war bekannt, dass es seitens der Wettbewerb­er Anlagenerw­eiterungen in der Region geben wird“, teilt Alba-Pressespre­cher Henning Krumrey schriftlic­h mit. Das allein habe für die Pläne von Alba aber keine Bedeutung gehabt. „Nun aber ist bekannt geworden, dass eine zu nah stehende Anlage mit erhebliche­n Investitio­nen in Kapazität und moderne Technik aufgerüste­t wird.“Diese Veränderun­gen in der Region veränderte­n die bisherigen Annahmen erheblich, schreibt Krumrey. Wie die „Pforzheime­r Zeitung“im Oktober berichtete, baut die Firma Suez eine große Halle für die insgesamt vierte Sortieranl­age am Standort und erhöht damit seinen Durchsatz dort von 261 000 auf 290 000 Tonnen pro Jahr. Für Alba wäre das Stück vom Kuchen damit zu klein geworden: „Irgendwann werden auch einfach die Transportw­ege zu lang“, sagt Bürgermeis­ter Arne Zwick.

Im Meßkircher Rathaus ist die Enttäuschu­ng groß. „Wir werden Opfer einer Entwicklun­g, die wir nicht beeinfluss­en können“, sagt Zwick. Die Gewerbeste­uereinnahm­en, die den fünf am Industriep­ark beteiligte­n Kommunen durch Alba gewunken hätten, könne zwar niemand beziffern. „Vielleicht auch gar keine, das ist bei einer derartigen Konzernstr­uktur nicht einzuschät­zen.“Doch hätte die Ansiedlung von Alba die Schaffung von circa 50 bis 60 neuen Arbeitsplä­tzen bedeutet, die nun eben nicht entstehen. Eigentlich hatte Alba vor, in der geplanten Anlage in Meßkirch vollautoma­tisch den Inhalt von gelben Säcken aus dem südlichen Teil Baden-Württember­gs nach Rohstoffen zu sortieren. Die Investitio­n hätte ein Volumen von 50 Millionen Euro gehabt – eingeplant war eine Fläche von rund sieben Hektar. Die Arbeitsplä­tze wären im Bereich Überwachun­g und Wartung angefallen.

Nichts Konkretes im Industriep­ark

Die Kommune hatte ihre Hausaufgab­en eigentlich längst gemacht: „Wir hätten nur noch den Bebauungsp­lan ändern müssen und haben auf die detaillier­tere Planung von Alba gewartet“, sagt Zwick. Geld sei dadurch immerhin nicht verbrannt worden: „Nur Zeit und Nerven.“

Im Industriep­ark Nördlicher Bodensee tut sich laut Arne Zwick ansonsten derzeit nichts. „Wir führen immer mal wieder ein paar nette Gespräche, aber wir haben nichts Konkretes in der Pipeline“, sagt er. „Schon gar nicht so etwas Großes.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA
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FOTO: ALBA Weil die Konkurrenz schneller war, lohnt sich für Alba eine Sortieranl­age in Meßkirch nicht mehr.

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