Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schildberger steht im Dialog mit dem Material
Gastkünstlerin arbeitet in den Ateliers im Alten Schlachthof – Vernissage am 28. November
SIGMARINGEN - Seit Mitte Oktober arbeitet im Druckatelier im Alten Schlachthof Almut Schildberger. Die Berliner Künstlerin lässt sich intensiv auf den Ort ein. Bisher entstanden großformatige tanzende Haken und ganz eigenartige Donau-Kreise, die sie ab 28. November in der Ausstellung „Druckspuren“zeigen wird.
Das Beste, erklärt Almut Schildberger in einer vorläufigen Bilanz, ist für sie der Raum, genauer die Großzügigkeit der Atelierräume und des Innenhofs. Schon seit 15 Jahren ist sie in Marburg bei der Sommerakademie die Assistentin von Eckhard Froeschlin, kennt also vom Erzählen die Atelieraufenthalte in Sigmaringen. Vor neun Jahren hat sie ebenfalls in Marburg ihr derzeitig bevorzugtes Druckmaterial, das dort als Auslegware zum Schutz vor dem Boden benutzt wurde, gefunden: Ihre Arbeiten sind meist Einzelabzüge von untypischen Hochdruckmaterialien wie Tetrapackfolie und Kreppband. Die Formen werden aus dem Verpackungsmaterial mit dem Messer geschnitten und mit Kreppband gezeichnet und montiert.
Draußen im Hof des Alten Schlachthofs rollt sie die Druckerfarbe auf die ausgeschnittene Form: „Die Farbe reagiert im Sommer anders als im Winter.“Danach bringt sie die Bögen in das Atelier, legt chinesisches Reispapier darüber und streicht mit einem Löffel Druckerfarbe aus den Tetrapackbögen auf das Papier: „Erst dachte ich, ich lege sie anders und plötzlich überkreuzen sie sich.“
Der Anfang einer Bildgeschichte, wie Schildberger es nennt, ist gemacht. Dass das Material immer wieder die Regie übernimmt, hat bei ihr Methode: „Eigentlich ist es wie bei einem Dialog, ich muss oft schauen, was macht das Material.“„Eine ganz enge Geschichte“und zudem „unerschöpflich“nennt sie dieses sich Einlassen, bei dem nicht alles vorausgeplant werden kann.
Zuerst fand Schildberger es schwierig, in einem ausgedienten Schlachthof zu arbeiten. Da sie sich jedoch auch dieser Aufgabe stellen wollte, fing sie mit der noch vorhandenen Aufhängung im Hauptraum an. Daraus wurden bei ihr auf Querformat rote Schienen und eher lebensfrohe Haken, die daran entlang tanzen. Im Atelier hängen sechs Kreise ihrer neuen „Schwäbischen Serie“. Das Donautal inspirierte sie: Das Wasser, die Wiesen, der Wind und natürlich die Felsen, die sich in die Bildergeschichten „eingeschlichen“haben.
Es gilt, der Landschaft zu begegnen und die Haptik, von der eine besondere Spannung ausgeht, wirken zu lassen. Gestaltungswille und das eigene Unbewusste arrangieren sich. „Spiegelungen“sind ein weiteres Thema, das sie schon längere Zeit umtreibt und auch hier in Sigmaringen und an der Donau zum Ausdruck kommt: „Das Tal ist riesig, ich dachte, die Felsen wären näher, und die Moose, Flechten und Farne bilden etwas ganz Urwüchsiges.“
Sigmaringen selbst kam der Künstlerin am Anfang ein wenig fremd und verschlossen vor: „Aber diese Oase ist ganz toll, es lässt sich bestens arbeiten, die Nähe zum Atelier ist luxuriös und die Kollegen sind offen und hilfsbereit.“
Die Ausstellung „Druckspuren“in den Räumen des Alten Schlachthofs (Georg-Zimmerer-Straße 7) ist geöffnet am Samstag, 14 bis 17 Uhr, und Sonntag, 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Die Vernissage mit Einführung von Eckhard Froeschlin und einem Werkstattgespräch ist am Dienstag, 28. November, um 19 Uhr. Die Ausstellung endet am Samstag, 9. Dezember, mit einer Druckaktion der Künstlerin von 15 bis 17 Uhr.