Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Huth: „Als Ex-Leistungssportler bin ich Teamplayer“
Neuer Chef der Chirurgie bringt viele Erfahrungen aus dem Klinikum Reutlingen mit
SIGMARINGEN - Seit dem 1. Oktober ist Dr. Marco Huth Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am SRH-Krankenhaus Sigmaringen. Er ist Nachfolger von Dr. Hubert Hug (die SZ berichtete). SZ-Redakteur Christoph Wartenberg hat mit ihm über seinen Anfang in Sigmaringen und seine Ziele als Chefarzt gesprochen.
Wie haben Sie Ihren Arbeitsbeginn in Sigmaringen empfunden?
Ich muss Herrn Dr. Hug ein großes Kompliment manchen, er hat seine Abteilung wie ein Gentleman übergeben. Er hat mir die Abteilung und die Mitarbeiter vorgestellt und mir ansonsten freie Hand gelassen. Dabei will ich betonen, dass Hug mir auch eine gut funktionierende Abteilung hinterlassen hat, in der wir zusammenwachsen werden. Wichtig ist, dass wir immer als Team arbeiten.
Welche Pläne haben Sie an Ihrem neuen Arbeitsplatz?
Ich war zuvor zehn Jahre am Klinikum in Reutlingen, davon sechs Jahre als Oberarzt. Das war natürlich ein wesentlich größeres Krankenhaus. Ich war dort ausschließlich in der Viszeralchirurgie (Chirurgie der inneren Organe, Anm. d. Red.) tätig und habe mich auf Krebserkrankungen spezialisiert.
Auch habe ich dort viel in der endokrinen (Schilddrüse und Bauchspeicheldrüse, Anm. d. Red.) Chirurgie gearbeitet. Wir haben dabei neue Verfahren wie zum Beispiel das Neuromonitoring, die operationsbegleitende Darstellung um die Nervenbahnen zu schonen, eingeführt, insbesondere in der Schilddrüsenchirurgie. Von dort bringe ich also Kenntnisse mit, wie z.B. das kontinu- ierliche Neuromonitoring bei Schilddrüsenoperationen, die hier noch nicht vorhanden sind und die ich hier einbringen kann. Damit findet auch in Sigmaringen für alle Beteiligten eine Art Weiterbildung statt.
Wie ist die Sigmaringer Chirurgie aufgestellt?
Als onkologisches Zentrum und hier auch als Darmkrebszentrum bietet das Sigmaringer Krankenhaus den Patienten eine optimale Behandlungsmöglichkeit. Durch die neue Einrichtung der Strahlentherapie (die SZ berichtete) können jetzt alle Patienten aus dem Kreisgebiet vor Ort behandelt werden und müssen nicht mehr weite Wege in andere Städte antreten.
Das Darmkrebszentrum liegt mir sehr am Herzen, weil wir hier die höchste Qualität bieten wollen und können, gemäß dem Motto des Hauses „Qualität ist nicht verhandelbar“. Wir können auch weiter moderne Operationsmethoden wie zum Beispiel die sogenannte Schlüssellochtechnik ausbauen. Im Darmkrebszentrum arbeiten verschiedene Spezialisten gemeinsam, wobei der Chirurg eine zentrale Rolle einnimmt. Von dieser Qualität profitieren vor allem die Patienten, ihre Prognosen steigen, bis hin zur Gesundung. Als Zentrum bieten wir auch eine standardisierte Nachsorge und werden regelmäßig von externen Experten geprüft.
Behandeln Sie nur Krebserkrankungen?
Nein, selbstverständlich gibt es auch alle anderen gängigen Operationen der inneren Organe wie Schilddrüsen, Leber und Gallenblasen oder die Proktologie (Erkrankungen des End- darms, Anm. d. Red.). Lediglich Speiseröhrenkrebs behandeln wir nicht, das ist ein spezielles Gebiet.
Was machen Sie privat? Stammen Sie aus der Region?
Ja, ich bin ein waschechter Schwabe. Ich bin in Nürtingen geboren und in Unterhausen (Gemeinde Lichtenstein bei Pfullingen) aufgewachsen und wohne jetzt in Engstingen. In Tübingen habe ich studiert. Ich bin verheiratet, meine Frau ist Gynäkologin in Pfullingen und wir haben drei Kinder, drei, sechs und neun Jahre alt.
Früher war ich Leistungssportler und habe Handball gespielt, unter anderem beim Bundesligisten Frischauf Göppingen. Ich habe auch vier Spiele in der Nationalmannschaft unter Heiner Brand absolviert. In meiner Freizeit fahre ich Ski oder gehe zum Mountainbiken. Ich lese und koche gerne. Der Sport ist mir enorm wichtig, er hat mein Leben geprägt. Das wirkt sich auch beruflich aus: Für mich sind das Team, Disziplin, strukturiertes Arbeiten und die Fähigkeit, mit Komplikationen umgehen zu können, wichtig.
Der Teamplayer, ist das Ihr Maßstab?
Genau. Als Chef will man etwas bewegen, etwas nachhaltig schaffen. Deshalb muss man ein Team formen, das mitzieht. Das beginnt damit, dass man selbst Präsenz zeigt. Deshalb stehe ich derzeit viel im OP und zeige zugleich meine Vorstellungen von der Arbeit. Für mich steht der Patient im Mittelpunkt. Ich empfinde hier eine gute Aufbruchstimmung. Stete Weiterentwicklung entsteht durch viel Praxis. Und das beste Kompliment ist, wenn man fachlich überzeugt.