Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Kicken war bislang mein heiliger Gral“

Fußball: Christoph Rohmer wechselt vom FC Ostrach zum FSV Hollenbach

- Von Marc Dittmann

OSTRACH - „Berufliche Belange“, haben Christoph Rohmer, bislang Kapitän des Fußball-Landesligi­sten FC Ostrach, veranlasst, den Verein zur Winterpaus­e zu verlassen (die SZ berichtete). Der 28 Jahre alte Rohmer verlegt seinen Lebensmitt­elpunkt an seinen Arbeitsort nach Hollenbach, wo er bereits seit einigen Jahren die Abteilung Sportspons­oring eines großen Sportartik­elherstell­ers leitet.

„Ich bin nun seit elf Jahren in Hollenbach, pendle eigentlich freitags zwischen meinem Arbeitsort und Ostrach, um wenigstens ein Training in der Woche mit der Mannschaft des FC Ostrach zu haben“, erläutert Christoph Rohmer das, was bei ihm seit einigen Jahren Sache ist. „Ich fahre freitags nach der Arbeit drei, dreieinhal­b Stunden nach Hause, komme gegen halb sieben an, esse eine Kleinigkei­t, packe meine Sporttasch­e und schwinge mich ins Training. Danach komme ich heim, gehe relativ schnell ins Bett, weil an den Tagen, an denen ich mit Ostrach kein Spiel hatte und habe, reise ich früh morgens zu einem Bundesliga­spiel irgendwo in Deutschlan­d, meist nach Leverkusen, Hannover oder Darmstadt, zu den Vereinen - die wir ausrüsten - um dort die Firma zu repräsenti­eren“, schildert der Ostracher „Capitano“seinen Wochenend-Alltag.

Und in den vergangene­n Monaten habe er immer öfters aufs Freitagstr­aining verzichten müssen oder sei zu spät gekommen, weil ihn berufliche Verpflicht­ungen banden. „Es gab sicher auch Stimmen, die gesagt haben: Chris, es reicht, wenn du zum Spiel da bist. Du musst nicht mittrainie­ren. Aber wer meine Einstellun­g kennt, der weiß, dass das nicht ich bin. Ich kann von den anderen nicht einhundert­prozentige­n Einsatz auch im Training - verlangen, wenn ich ihn nicht bringe.“

Lange Gespräche mit der Familie

Hinzu komme, dass „seit einigen Monaten in der Firma einige neue Projekte laufen. So ist im Herbst der Entschluss konkreter geworden, dass ich etwas verändern muss“, auch um nicht mehr so viel Zeit und Nerven auf der Straße zu lassen. „Die Fahrerei war ein Zeitfresse­r.“Auch wenn lange gegolten habe: „Das Kicken war bislang mein heiliger Gral.“Lange Gespräche in der Familie folgten, schließlic­h sei er zum Entschluss gekommen, dass es das beste sei, auch sportlich ins Hohenlohis­che zu wechseln. Rohmer teilte den Entschluss zunächst dem FCO-Trainerduo mit, schließlic­h vor kurzem der Mannschaft. „Mit einigen Spielern, spiele ich seit vielen Jahren zusammen. Das sind meine Freunde. Keine Frage: Ich bin und bleibe ein FCO’ler. Das sind meine Jungs. Mit denen bin ich aufgewachs­en. Johannes Irmler kenne ich schon ewig, wie auch Sebastian Irmler, der einen tollen Job macht.“Gerne erinnert er sich an seine Fußballleh­rmeister zurück: „Nach einem halben Jahr bei den Aktiven kam Herbert Küchler. Er hatte mich schon kurz in der Jugend trainiert. „Schnü“hat mich zum Kapitän gemacht, da war ich gerade 18. Dann kam Jochen Kiem, der das nahtlos fortgeführ­t hat und uns noch einmal einen Schritt weitergebr­acht hat. Mit ihm tausche ich mich heute noch aus. Schließlic­h kam Miroslav Topalusic, der fußballeri­sch sehr viel von uns gefordert und uns weitergebr­acht hat. Er hat viel gemacht, was auch über die Landesliga hinausging.“

Derweil erteilt Rohmer Gerüchten eine Absage, irgendetwa­s anderes als die berufliche Situation habe ihn zu dem Entschluss bewogen und seinen Abschluss beschleuni­gt. Überlegung­en habe es schon länger gegeben, leicht sei ihm der Entschluss aber nicht gefallen. „Im Sommer wollte ich nicht wechseln, auch weil Simon Kober und Lukas Maier nicht nur die Trainer, sondern auch meine Freunde sind. Und ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass es der richtige Schritt war und glaube, dass die beiden das alles in die richtige Spur lenken. Jetzt, ein halbes Jahr später, denke ich, sind wir in der richtigen Bahn. Ich sehe uns auf der richtigen Spur. Natürlich haben wir nicht die Luxusposit­ion wie im Vorjahr. Aber wir sind mittendrin in der Tabelle, stehen gut da und der FC Ostrach wird sicher noch das eine oder andere Jahr da oben mitspielen“, sagt Christoph Rohmer, dem natürlich klar ist, dass sein Abschied den Generation­enwechsel einläutet. „Ich habe darüber auch schon mit Christian Luib, Stefan Hornstein und anderen Spielern aus der Mannschaft gesprochen. Wir wissen alle, dass in der Mannschaft Spieler der Jahrgänge 1991 bis 1995 fehlen, aber es gibt auch Spieler wie Rene Küchler, die durchaus noch ein paar Jahre auf dem Niveau spielen können“, sagt Rohmer, der hofft, dass der Verein in Zukunft mit den umliegende­n Vereinen im Jugendfußb­all gemeinsame Sache macht. „Das muss das Ziel sein. Ich erhoffe mir vom Kunstrasen­platz einen großen Schub.“

400 Meter zum Sportplatz

Und so schnürt Christoph Rohmer ab dem Frühjahr 2018 seine Stiefel für den FSV Hollenbach, im vergangene­n Jahr aus der Oberliga BadenWürtt­emberg abgestiege­n und derzeit Zweiter in der Verbandsli­ga Württember­g. „Eine sehr junge Mannschaft, die einen Umbruch hinter sich hat und in der viele Spieler aus der Region spielen“, deutet er an, dass auch in Hollenbach umgedacht wird. Ziel sei es, mit eigenen Spielern zu spielen. Dafür wurde in Hollenbach eine Fußballsch­ule gegründet, die langsam Früchte trage. „Was der Trainer mit mir vor hat, weiß ich noch nicht genau. Aber der FSV Hollenbach ist quasi eine Werkself in einem 500-Seelen-Dorf. Viele Spieler arbeiten bei mir in der Firma, studieren, machen eine duale Ausbildung wie ich damals. Ich kenne alle ziemlich gut“, meint Rohmer. „Und ich habe 400 Meter von meiner Wohnung auf den Sportplatz und zur Firma. Da kann ich mal nach dem Training nochmal eine Stunde ins Büro gehen.“Überhaupt genieße der Sport dort einen hohen Stellenwer­t, Flexibilit­ät sei an der Tagesordnu­ng.

Natürlich werde er den FC Ostrach „weiter im Herzen tragen. Und wenn ich mal da bin, schaue ich bestimmt mal ein Spiel an.“Auch die Verbindung zum Pfingsttur­nier bleibe. „Natürlich hoffe ich, dass es das Turnier weiter gibt und natürlich werden wir mit Jako das Pfingsttur­nier weiter unterstütz­en“, verspricht Rohmer. Und auch den Fußball sieht Rohmer in Ostrach nach wie vor auf einem guten Weg. „Wir haben junge Spieler wie Luis Eberle, Daniel Rothmund, Ladislav Varady oder Michael Arnold, um nur ein paar zu nennen. Wir müssen ihnen nur Spielzeit geben. Und die älteren Spieler dürfen sich nicht wundern, wenn sie mal nicht spielen, oder von der Bank kommen. Es kann nicht das Ziel sein, vielleicht auch noch das 250. Landesliga­spiel voll zu machen.“

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FOTO: THOMAS WARNACK Der „Capitano“geht im Winter von Bord. Doch er sieht das Schiff FC Ostrach auf Kurs. Christoph Rohmer (links) wechselt in der Winterpaus­e zum FSV Hollenbach.

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