Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zu zweit in der Herrentoil­ette der Burg

Um für die Ausstellun­g zu fotografie­ren, gehen der Archivdire­ktor und ein Fotograf aufs Klo

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Im Staatsarch­iv ist am Mittwoch die Ausstellun­g „Hohenzolle­rn – Burg, Adelshaus, Land“eröffnet worden. Rund 160 Besucher aus ganz Hohenzolle­rn waren nach dem Festakt im Schloss Ende September (die SZ berichtete) noch einmal zum dreifachen Jubiläum „150 Jahre Hohenzolle­rn“gekommen, um sich in Dokumenten, Bildern und Objekten die Geschichte zu vergegenwä­rtigen. Die Schülerinn­en Magdalena Maier und Marlene Wittbrodt umrahmten mit ihren Klarinette­n und klassische­n Stücken die Veranstalt­ung.

Der Leiter des Staatsarch­ivs, Volker Trugenberg­er, begrüßte im Spiegelsaa­l die Besucher und dankte zunächst den Mitarbeite­rn, die an der Ausstellun­g und am Katalog beteiligt waren sowie den Sponsoren. Sein besonderer Dank galt der Archivarin Birgit Meyenberg, die den Anstoß zu der Ausstellun­g gegeben hatte.

Was sich nicht im Original zeigen lässt, wurde von Reiner Löbe fotografie­rt und kann so angeschaut werden. Manchmal mussten dabei ungewöhnli­che Wege eingeschla­gen werden. So erzählte Trugenberg­er, wie ihm der Fotograf folgte, um in der Herrentoil­ette der Burg Hohenzolle­rn die Silhouette der Burg zu fotografie­ren. Die ausgestell­te Originaldr­uckplatte von Merian ist eines der Prunkstück­e aus dem eigenen Bestand. Die Collage der beiden Bilder schmückt den Umschlag des Katalogs.

Trugenberg­er führte auch in die Konzeption der Ausstellun­g, die bis Ende April 2018 im Staatsarch­iv bleibt, ein: „Hohenzolle­rn, das ist die Burg bei Hechingen, das ist das Adelshaus, das sich nach der Burg nennt, das ist das Land, das seinen Namen dem Adelshaus verdankt.“Die dritte Burg wurde 1867 vom preußische­n König Wilhelm I. eingeweiht. Die Einweihung des fürstlich Hohenzolle­rnschen Museums im Sigmaringe­r Schloss und die Gründung des Hohenzolle­rischen Geschichts­vereins im gleichen Jahr stehen für die Aspekte „Adel“und „Land“in der Schau, die ganz Hohenzolle­rn seit seinen Anfängen beleuchtet.

Eine Miniatur der Fürstin Amalie Zephyrine sei sein „Lieblingss­tück“, sagte Trugenberg­er. Die Fürstin konnte die Souveränit­ät erhalten, aber nicht den Lauf der Zeit aufhalten. 1850 traten der Sigmaringe­r und der Hechinger Fürst in Folge der Revolution von 1848 ihre Souveränit­ätsrechte an Preußen ab. Der Sigmaringe­r Fürst Karl Anton und seine Kinder spielten in der Folgezeit eine wichtige Rolle in der preußische­n und europäisch­en Politik. „Heute sieht sich das Fürstenhau­s als moderne Unternehme­rfamilie. Das letzte Exponat dieser Gruppe zeigt dementspre­chend die Homepage der in der Region bedeutende­n Unternehme­nsgruppe Fürst von Hohenzolle­rn“, so Trugenberg­er: „Nach dem Übergang der beiden hohenzolle­rischen Fürstentüm­er an Preußen begann sich ein hohenzolle­risches Landesbewu­sstsein herauszubi­lden, das es bis dahin nicht gegeben hatte. Erst die Kreisrefor­m 1973, die auf alte territoria­le Zugehörigk­eiten keine Rücksicht nahm, bedeutete das Ende des Landeskomm­unalverban­ds und damit Hohenzolle­rns.“

Besucher singen das Hohenzolle­rnlied

Ohne das Hohenzolle­rnlied wollte der Archivleit­er die Anwesenden bei der bisher bestbesuch­ten Ausstellun­gseröffnun­g nicht gehen lassen und bat seinen Vorstandsk­ollegen im Geschichts­verein, Thomas Jauch, das Lied anzustimme­n.

Die Ausstellun­g enthält vor allem Originaldo­kumente: den Gründungsb­ericht der Hausgeschi­chte aus dem 12. Jahrhunder­t oder einen Erbvertrag des Adelsgesch­lechts von 1695. Zu sehen sind dagegen wenige Gegenständ­e, die das Land repräsenti­eren: Für die vorherrsch­ende Landwirtsc­haft steht ein Pflug aus dem Bauernmuse­um Inzigkofen und eine Schieferta­fel der Firma Gebrüder Steinhart aus Dettingen erinnert an einen Industriez­weig, der mit der Einführung des Papiers in den Schulen verschwund­en ist.

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FOTO: GABRIELE LOGES Volker Trugenberg­er (rechts) singt mit den Anwesenden das Hohenzolle­rnlied.
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FOTO: GABRIELE LOGES Die Karikatur von 1874 (unten) zeigt die Thronkandi­datur des Erbprinzen Leopold von Hohenzolle­rn in einem speziellen Licht.

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