Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zu zweit in der Herrentoilette der Burg
Um für die Ausstellung zu fotografieren, gehen der Archivdirektor und ein Fotograf aufs Klo
SIGMARINGEN - Im Staatsarchiv ist am Mittwoch die Ausstellung „Hohenzollern – Burg, Adelshaus, Land“eröffnet worden. Rund 160 Besucher aus ganz Hohenzollern waren nach dem Festakt im Schloss Ende September (die SZ berichtete) noch einmal zum dreifachen Jubiläum „150 Jahre Hohenzollern“gekommen, um sich in Dokumenten, Bildern und Objekten die Geschichte zu vergegenwärtigen. Die Schülerinnen Magdalena Maier und Marlene Wittbrodt umrahmten mit ihren Klarinetten und klassischen Stücken die Veranstaltung.
Der Leiter des Staatsarchivs, Volker Trugenberger, begrüßte im Spiegelsaal die Besucher und dankte zunächst den Mitarbeitern, die an der Ausstellung und am Katalog beteiligt waren sowie den Sponsoren. Sein besonderer Dank galt der Archivarin Birgit Meyenberg, die den Anstoß zu der Ausstellung gegeben hatte.
Was sich nicht im Original zeigen lässt, wurde von Reiner Löbe fotografiert und kann so angeschaut werden. Manchmal mussten dabei ungewöhnliche Wege eingeschlagen werden. So erzählte Trugenberger, wie ihm der Fotograf folgte, um in der Herrentoilette der Burg Hohenzollern die Silhouette der Burg zu fotografieren. Die ausgestellte Originaldruckplatte von Merian ist eines der Prunkstücke aus dem eigenen Bestand. Die Collage der beiden Bilder schmückt den Umschlag des Katalogs.
Trugenberger führte auch in die Konzeption der Ausstellung, die bis Ende April 2018 im Staatsarchiv bleibt, ein: „Hohenzollern, das ist die Burg bei Hechingen, das ist das Adelshaus, das sich nach der Burg nennt, das ist das Land, das seinen Namen dem Adelshaus verdankt.“Die dritte Burg wurde 1867 vom preußischen König Wilhelm I. eingeweiht. Die Einweihung des fürstlich Hohenzollernschen Museums im Sigmaringer Schloss und die Gründung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins im gleichen Jahr stehen für die Aspekte „Adel“und „Land“in der Schau, die ganz Hohenzollern seit seinen Anfängen beleuchtet.
Eine Miniatur der Fürstin Amalie Zephyrine sei sein „Lieblingsstück“, sagte Trugenberger. Die Fürstin konnte die Souveränität erhalten, aber nicht den Lauf der Zeit aufhalten. 1850 traten der Sigmaringer und der Hechinger Fürst in Folge der Revolution von 1848 ihre Souveränitätsrechte an Preußen ab. Der Sigmaringer Fürst Karl Anton und seine Kinder spielten in der Folgezeit eine wichtige Rolle in der preußischen und europäischen Politik. „Heute sieht sich das Fürstenhaus als moderne Unternehmerfamilie. Das letzte Exponat dieser Gruppe zeigt dementsprechend die Homepage der in der Region bedeutenden Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern“, so Trugenberger: „Nach dem Übergang der beiden hohenzollerischen Fürstentümer an Preußen begann sich ein hohenzollerisches Landesbewusstsein herauszubilden, das es bis dahin nicht gegeben hatte. Erst die Kreisreform 1973, die auf alte territoriale Zugehörigkeiten keine Rücksicht nahm, bedeutete das Ende des Landeskommunalverbands und damit Hohenzollerns.“
Besucher singen das Hohenzollernlied
Ohne das Hohenzollernlied wollte der Archivleiter die Anwesenden bei der bisher bestbesuchten Ausstellungseröffnung nicht gehen lassen und bat seinen Vorstandskollegen im Geschichtsverein, Thomas Jauch, das Lied anzustimmen.
Die Ausstellung enthält vor allem Originaldokumente: den Gründungsbericht der Hausgeschichte aus dem 12. Jahrhundert oder einen Erbvertrag des Adelsgeschlechts von 1695. Zu sehen sind dagegen wenige Gegenstände, die das Land repräsentieren: Für die vorherrschende Landwirtschaft steht ein Pflug aus dem Bauernmuseum Inzigkofen und eine Schiefertafel der Firma Gebrüder Steinhart aus Dettingen erinnert an einen Industriezweig, der mit der Einführung des Papiers in den Schulen verschwunden ist.