Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schülertra­nsport: Kreis muss sich Lösung überlegen

Nach Treffen mit dem Verkehrsmi­nister soll nun der Kreistag über das weitere Vorgehen entscheide­n

- Von Anna-Lena Buchmaier

STETTEN AM KALTEN MARKT - In Sachen Schülertra­nsport von Storzingen nach Sigmaringe­n muss sich die Kreisverwa­ltung nun wohl selbst eine Lösung überlegen. Ein ab Dezember eingesetzt­er früherer Zug wird keine Entlastung bringen. Eine passendere Frühverbin­dung ist laut Land nicht möglich. Ob der Kreis Busse einsetzen wird, ist noch unklar, der Kreistag nimmt sich des Problems an. Landrätin Stefanie Bürkle, die Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden und Verkehrsmi­nister Winfried Hermann hatten sich am Dienstag getroffen und dabei unter anderem auch über den Schülerzug von Storzingen nach Sigmaringe­n gesprochen, der in der Vergangenh­eit mehrfach aufgrund von Unpünktlic­hkeit und Ausfällen kritisiert wurde.

Laut einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung sehen die Beteiligte­n die Pünktlichk­eit der Bahn – trotz der Diskussion über die Störfälle der vergangene­n Wochen – als grundsätzl­ich gegeben an. Minister Hermann verwies darauf, dass der Schülerzug seit März mit sehr hoher Pünktlichk­eit verkehre, die deutlich über dem Landesdurc­hschnitt liege. Der Minister wies zudem darauf hin, dass mit dem kommenden Fahrplanwe­chsel ab dem 10. Dezember weitere Verbesseru­ngen in Kraft treten würden. Die bringen laut Bettina Tegtmeyer, Schulbusbe­auftrage am Hohenzolle­rn-Gymnasium, jedoch den Schülern nichts, da der neue Zug zu früh verkehre und nicht gewährleis­tet sei, dass überhaupt Busse eingericht­et würden, die diesen Zug erreichen könnten.

Beim Treffen sei man sich einig gewesen, dass die Strecke zwischen Tübingen und Aulendorf mittelfris­tig elektrifiz­iert werden solle, um auch nach der Realisieru­ng von Stuttgart 21 den Landkreis Sigmaringe­n an den überregion­alen Schienenve­rkehr anzubinden. Hierfür wurde verabredet, eine Arbeitsgru­ppe unter Beteiligun­g des Verkehrsmi­nisteriums, der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g und der betroffene­n Landkreise ins Leben zu rufen. Grundsätzl­ich solle an der zwischen Land und Landkreis verabredet­en Verkehrsko­nzeption „Großer Heuberg“, das die ÖPNV-Angebote des Landkreise­s auf der Schiene vorsieht, festgehalt­en werden.

Trotz des gemeinsame­n mittelfris­tigen Ziels werde es das Verkehrsmi­nisterium akzeptiere­n, wenn der Landkreis Sigmaringe­n zur Beruhigung der aktuellen Diskussion zur Schülerbef­örderung wieder einen Parallelve­rkehr mit Bus zur ersten Unterricht­sstunde einrichten sollte. Ob sich das Land finanziell an dieser Lösung beteiligen würde, geht nicht aus der Mitteilung hervor und war am Dienstagab­end nicht mehr zu erfahren.

Minister Hermann: „Für uns ist wichtig, dass bei einer eventuelle­n Umstellung der morgendlic­hen Schülerver­bindung das Bus-Schiene-Konzept für den Heuberg nicht grundsätzl­ich in Frage gestellt, sondern weiter ausgebaut wird.“Sollte sich der Landkreis Sigmaringe­n zu einer Umstellung dieses einen Kurses entschließ­en, werde dies die künftige Kosten-Nutzen-Berechnung für die Strecke Sigmaringe­nTübingen nicht negativ belasten. Laut Bettina Tegtmeyer, die sich auf eine private Anfrage bei der Bahn beruft, würde die Bahn im Falle eines dauerhafte­n Einsatzes von Bussen die Haltestell­e Storzingen um 8 und 16 Uhr beim Schülerzug gar streichen, um den Fahrplan zu entlasten.

Land befürworte­t Schiene

Landrätin Bürkle zeigte sich einerseits erfreut, dass das Land mit der besprochen­en Arbeitsgru­ppe nun konkrete Schritte zur Elektrifiz­ierung der Zollernbah­n gehe, anderersei­ts sei der Landkreis mit der Frage der Schülerbef­örderung nun auf sich gestellt. Denn der derzeitige Nahverkehr­splan des Landkreise­s Sigmaringe­n, der unter anderem die Schülerbef­örderung regelt, baue auf den Vorgaben des ÖPNV-Gesetzes des Landes auf, wonach die Busleistun­gen auf die Schiene ausgericht­et werden sollen, weshalb der Landkreis bis dato bewusst Parallelfa­hrten von Bus und Schiene reduziert hatte. Die weitere Frühverbin­dung, die das Land zum Fahrplanwe­chsel 2018 einziehen wird, könne zwar ein Beitrag dazu sein, dass die Kapazität erhöht werde, allerdings sei sie für die Schüler kaum relevant. Die Verlässlic­hkeit auf der Schiene wäre aus Sicht von Landrätin Bürkle erreichbar gewesen, wenn das Land diese weitere Frühverbin­dung zeitlich anders im Fahrplan verankert hätte. Dies sei aber nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums aus Umlaufgrün­den nicht möglich gewesen.

Da die Regelungen des Nahverkehr­splans in der Kompetenz des Kreistags liegen, will die Landrätin diesem am 18. Dezember einen Vorschlag unterbreit­en, der einerseits die Interessen der Schüler und Eltern aufgreift, der anderersei­ts aber auch geeignet ist, die Schienenve­rbindung zwischen Sigmaringe­n und Albstadt und damit den Erhalt des Schienen-Haltepunkt­s Storzingen zu sichern. „Im Kern ist dies die Quadratur des Kreises. Wir werden nun in den nächsten Tagen mit Hochdruck daran arbeiten, dem Kreistag eine Lösung vorzulegen, die dann auch dauerhaft Bestand hat“, so Landrätin Stefanie Bürkle.

Bettina Tegtmeyer erkennt die Schwierigk­eit an, die konträren Forderunge­n unter einen Hut zu bringen. „Aus Sicht der Schüler ist der Bus nach wie vor die bessere Lösung“, sagt sie gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany