Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Regionalve­rband hält an Mittelberg als Kalkabbau-Standort fest

Stetten 1 ist Ersatzstan­dort – Ärger über die verweigert­e Prüfung von Stetten 1

- Von Christoph Klawitter

ENNETACH/THIERGARTE­N – Ein weiterer Schritt in Richtung Kalksteina­bbau im Donautal: Der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en hat in seiner Sitzung in Mengen-Ennetach bei zwei Gegenstimm­en und zwei Enthaltung­en mehrheitli­ch beschlosse­n, den Mittelberg in Thiergarte­n im neuen Regionalpl­an als Vorranggeb­iet für den Abbau von Rohstoffen auszuweise­n. Eine Stufe darunter wird der Standort Stetten 1 eingeteilt – er wird ein Vorranggeb­iet für die Sicherung von Rohstoffen und damit quasi Ersatzstan­dort.

Der Prinz zu Fürstenber­g plant, den Mittelberg im Beuroner Ortsteil Thiergarte­n für den Kalksteina­bbau zu nutzen. Gegen das Vorhaben gibt es erhebliche Proteste. Die Verwaltung des Regionalve­rbands hielt in der Sitzung jedoch daran fest, den Mittelberg als Vorranggeb­iet auszuweise­n. Gründe seien die besondere, hochreine Qualität des dort anzutreffe­nden Kalksteins und dass es an Alternativ­en mangele, erklärte Ulrich Donath vom Regionalve­rband. Im Vorfeld waren auch andere Standorte für ein Vorranggeb­iet im neuen Regionalpl­an erwogen worden. „Letztlich haben wir nur den Standort in Mittelberg, der diese nachgewies­enen Qualitäten hat“, resümierte Donath.

Sollte der Standort Mittelberg nicht genehmigt werden, sieht der Beschluss des Planungsau­sschusses vor, den Standort Stetten am kalten Markt 1 ebenfalls wie Mittelberg in ein Vorranggeb­iet für den Abbau hochzustuf­en – zunächst wird er im neuen Regionalpl­an nun nur ein Vorranggeb­iet für die Sicherung von Rohstoffen, also eine Stufe darunter. Stetten 1 gilt also als Ersatzstan­dort. Helmut Bußmann von der Fraktion Grüne/ÖDP fragte, warum der Standort nicht gleich hochgestuf­t werde. Er machte deutlich, dass die Fraktion erhebliche Probleme mit dem Standort Mittelberg hat. „Bündnis90/Grüne/ÖDP haben im letzten September nur mit großem Bauchweh der Sache zugestimmt“, sagte er. Nun habe die Fraktion „Magenkrämp­fe“.

Ein Problem war im Vorfeld, dass der Standort Stetten 1 nicht näher untersucht werden durfte. Darauf ging Verbandsdi­rektor Wilfried Franke ein, und ein gewisser Ärger war aus seiner Stimme dabei nicht zu überhören. „Wir wollten die Alternativ­en prüfen“, sagte er. „Doch hat man schon die Bohrungen nicht zugelassen“, erinnerte er. Im Grunde genommen habe man bei Stetten 1 „nur einmal mit dem Hämmerle hingeklopf­t“, ärgerte sich Franke. Den Standort Mittelberg – den er und der Verband natürlich auch als problemati­sch und grenzwerti­g ansehe, betonte Franke – habe man dagegen gründlich untersucht. „Wenn es jemand nicht glaubt, soll er auf Schloss Werenwag gehen. Da liegen die Bohrkerne von über 20 Bohrungen“, bemerkte Wilfried Franke. Auch Ulrich Donath betonte nochmals, dass es einfach keine gesicherte­n Nachweise über die Qualitäten bei Stetten

1 gebe.

Der Beschluss sieht auch vor, dass die Option, den abgebauten Kalk mittels Bahn zu transporti­eren, weiter „mit Nachdruck“verfolgt werden solle. Helmut Bußmann war aber skeptisch, ob das so klappen wird. Er äußerte seine Einschätzu­ng, dass der Kalksteina­bbau dann doch über die Straße erfolgen dürfte – und Stetten so oder so verkehrsmä­ßig sehr belastet werde. Auch Franz Weber (ÖDP) stellte die Frage in den Raum, ob den Entscheidu­ngsträgern in Stetten eigentlich klar sei, dass auch bei einem Standort Mittelberg der Verkehr durch Stetten gehen werde.

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