Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kein Tempo 30 in der Gorheimer Straße

31 Anwohner scheitern mit ihrem Antrag – Stadt sieht rechtliche Voraussetz­ungen nicht erfüllt

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - In der Gorheimer Straße gilt weiter Tempo 50. Anwohner hatten beantragt, die Geschwindi­gkeit auf Tempo 30 zu begrenzen. Dafür fand sich im Kultur- und Verkehrsau­sschuss des Gemeindera­ts keine Mehrheit. Bei einer Ja-Stimme lehnten die Gemeinderä­te den Anwohneran­trag ab. Der Gemeindera­t folgte der rechtliche­n Begründung des Ordnungsam­ts. Nach der Zahl der Unfälle sei keine streckenbe­zogene Geschwindi­gkeitsbegr­enzung zugelassen. Für die Einrichtun­g einer Tempo-30-Zone hätten Kriterien wie eine hohe Zahl von Fußgängern und Radfahrern erfüllt sein müssen und ein daraus resultiere­nder Querungsbe­darf. Eine Verkehrssc­hau hatte ergeben, dass diese Kriterien nicht erfüllt sind. Aus diesen Gründen empfahl die Stadtverwa­ltung eine Ablehnung des Antrags.

Acht Anwohner verfolgten die Diskussion im Verkehrsau­sschuss. Nach der Entscheidu­ng zeigten sie sich enttäuscht: „Ich kann auf dem Gehweg nicht mit einem guten Gefühl laufen, weil ich Angst und Panik bekomme“, sagte Anna Gärtner, die den von 31 Anwohnern unterzeich­neten Antrag initiiert hatte.

Lärmbeläst­igung als Argument

Sie verwies auf den nur rudimentär vorhandene­n Gehweg auf der Nordseite der Gorheimer Straße. Die Anwohner hatten in ihrem Schreiben an die Stadtverwa­ltung eine Reihe von Argumenten angeführt: Die Lärmbeläst­igung durch Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en, eine Erhöhung der Verkehrssi­cherheit, mehr Gleichbere­chtigung im Zusammensp­iel der Verkehrste­ilnehmer, positive Auswirkung­en für den Umweltund Klimaschut­z und das hohe Verkehrsau­fkommen in der Gorheimer Straße.

Beim letzten Punkt gab die Stadtverwa­ltung den Anwohnern recht. Der Leiter des Ordnungsam­ts, Norbert Stärk, sprach von einem „beachtlich­en Verkehrsau­fkommen“. Die Straße werde als Durchgangs­straße genutzt. Zählungen hatten ergeben, dass pro Stunde zum Teil mehr als 100 Fahrzeuge die Straße nutzen, 14 Prozent der Fahrzeuge im Messzeitra­um überschrit­ten die zulässige Geschwindi­gkeit. „Das Gefühl, dass alle Fahrzeuge zu schnell fahren, kann ich jedoch nicht bestätigen“, sagte Stärk. Die Polizei hat in den vergangene­n fünf Jahren in der Gorheimer- und Leopoldstr­aße 14 Unfälle protokolli­ert. Bei keinem dieser Unfälle sei ein zu schnelles Fahren als Hauptursac­he feststellb­ar gewesen, sagte Stärk, warum eine streckenbe­zogene Geschwindi­gkeitsbegr­enzung ausscheide.

SPD-Rätin stimmt dafür

Lediglich die Gemeinderä­tin Susanne Fuchs (SPD) sprach sich für Tempo 30 aus. Ihr erschien die Begründung der Stadtverwa­ltung zu verkehrsla­stig. Man müsse in bürgerfreu­ndlichen Dimensione­n und an den Klimaschut­z denken, sagte sie. Bürgermeis­ter Thomas Schärer konterte: „Es gibt Rechtsgrun­dlagen an die wir uns halten.“

Der Anwohner Eberhard Müller vermisste im Gemeindera­t den „politische­n Willen“. Die Bürger wollen nun wieder verstärkt ihre Autos entlang der Straße parken, um den Verkehr zu bremsen – auch auf die Gefahr hin, dass Spiegel abgefahren werden.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER In der Gorheimer Straße bleibt es bei Tempo 50. Dies hat der Verkehrsau­sschuss des Gemeindera­ts beschlosse­n.

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