Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hermann Schwörer in Beuron beigesetzt
Zur Trauerfeier kommen Weihbischof Renz und 400 Besucher.
BEURON - Auf dem Friedhof der Erzabtei St. Martin in Beuron hat der langjährige Bundestagsabgeordnete Hermann Schwörer am Samstag seine letzte Ruhe gefunden. Den Gottesdienst zelebrierte der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz. Etwa 400 Trauergäste nahmen an den Feierlichkeiten teil – unter ihnen mit Innenminister Thomas Strobl und der Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zwei aktuelle CDU-Mitglieder der Landesregierung. Hermann Schwörer war am Freitag vor einer Woche im Alter von 95 Jahren in Sigmaringen gestorben.
Zu Beginn des Gottesdienstes singt die Trauergemeinde „Alles meinem Gott zu ehren“. Ein Lied, das nicht zufällig ausgewählt wurde. Für Hermann Schwörer und seine Frau Sofie war das Lied ständiger Wegbegleiter. Kein Tag verging, an dem sie es nicht beteten, sagt Thomas Maria Renz, Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Der Zelebrant des Trauergottesdienstes kannte die Schwörers näher, er hat mit ihnen im vergangenen Jahr zur silbernen Hochzeit gebetet. Ihm zur Seite stehen Erzabt Tutilo und der Stettener Pfarrer Edwin Müller. Renz stellte den Menschen und den Christen Hermann Schwörer in den Vordergrund, diese Seiten seines Lebens waren in den bisherigen Würdigungen etwas zu kurz gekommen. „Er ist nicht abgehoben gewesen, das mag mit seiner Frömmigkeit zusammenhängen“, sagt der Weihbischof. In der Predigt hebt er die „Ganzherzigkeit Schwörers“hervor. Alles, was er getan habe, habe er mit ganzem Herzen getan.
Weiße Rosen auf dem Sarg
An der Stufe zum Chor ist der Sarg Hermann Schwörers aufgebahrt. Geschmückt ist er mit weißen Rosen. Auf einer Staffelei steht ein Bild, das vor noch nicht allzu langer Zeit entstanden sein dürfte: So haben die Besucher der Trauerfeier Schwörer in Erinnerung. Er lächelt „verschmitzt“, wie es Landrätin Stefanie Bürkle formuliert.
Neben der Witwe Sofie Schwörer sitzt in der ersten Reihe der CDULandesvorsitzende Thomas Strobl. Der ranghöchste CDU-Politiker stellt im ersten Nachruf Schwörers Schaffenskraft in den Mittelpunkt. Strobl nennt ihn einen „Tausendsassa“, der, wenn er es in der Hand gehabt hätte, mindestens 100 Jahre alt geworden wäre. Schwörer sei den Menschen zugewandt gewesen. Seinen Wahlspruch – „Ich bin immer für Sie da“– habe er wahrlich eingelöst. Um Strobl herum nimmt eine Reihe von CDU-Politikern Platz: Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel, Regierungspräsident Klaus Tappeser, ExMinisterin Tanja Gönner, Landräte, Bürgermeister und viele aktuelle und ehemalige Abgeordnete.
Schwörers Nach-Nachfolger Thomas Bareiß erinnert an seine erste Begegnung mit dem Verstorbenen Anfang der 1990er-Jahre bei einem politischen Frühschoppen in Meßstetten. Bareiß, gerade mal 15, schien von Schwörers Erzählung, wie dieser den 9. November 1989 in Bonn erlebt hatte, ergriffen. Als sich die Nachricht vom Mauerfall im Parlament herumgesprochen hatte, sangen die Abgeordneten spontan die Nationalhymne.
„Hermann Schwörer konnte die Menschen mit einem Lächeln und wenigen Sätzen begeistern“, so Bareiß.
Bohrer und Sägemehl
Otto Hauser, ehemaliger Vorsitzender der Landesgruppe im Bundestag, nimmt Bezug auf das Zitat von Max Weber, nach dem Politiker dicke Bretter bohren sollten. Auf Schwörer treffe dies zu, er habe in der rechten Hand einen Bohrer und die linke Hand voller Sägemehl gehabt.
Den letzten Nachruf spricht Johannes Schwörer, Neffe des Verstorbenen und Inhaber der SchwörerGruppe: In eigenen Anliegen sei er bescheiden gewesen, für die Belange der Firma dagegen fordernd. Legendär nennt Johannes Schwörer die Anrufe am frühen Morgen. Hermann Schwörer wollte wissen, ob alle Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz seien.
Im Anschluss an den zweistündigen Trauergottesdienst wird der Sarg zu Grabe getragen. Schwörer wollte am Fuße der Klosterkirche beerdigt werden, getreu seinem Gebet: „Alles meinem Gott zu ehren.“