Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Julius Neher hat das Backzelt im Griff
Beim Mengener Weihnachtsmarkt kommen vor allem auch die Kinder auf ihre Kosten
MENGEN - Julius Neher hat im Backzelt auf dem Mengener Weihnachtsmarkt alles im Griff. Er verwaltet den Teig und hat immer den Ofen im Blick. Er weiß ganz genau, wann die Weihnachtsplätzchen fertig sind, die die Kinder am Samstag mit viel Liebe ausgestochen und mit bunten Streuseln verziert haben.
„Wenn neue Kinder ins Zelt kommen, werden sie gleich einer Backfee zugeteilt“, sagt Anna Elisabeth Reck. Die Gemeinderätin gehört zu den ehrenamtlichen Helfern im Backzelt. Die Backfeen sind Schülerinnen von der Sonnenlugerschule, die den Kindern helfen, den Teig in der richtigen Dicke auszurollen und auszustechen. Sie können es am Ende kaum erwarten, dass Neher ihr Blech aus dem Ofen zieht und sie die Plätzchen in kleine Tütchen verpacken dürfen.
In der Jurte ist es schön warm
Viele Familien haben nicht nur der Weihnachtsbäckerei einen Besuch abgestattet, sondern auch dem geheimnisvollen Zelt, das seit einer Woche schon vor dem Kuhn’schen Haus in der Hauptstraße stand. Mit großen Augen stehen die Kinder vor der Holztür, die kaum größer ist als sie. Wer durch sie hindurchschreitet – Erwachsene müssen sich vorsichtigerweise bücken – betritt das Reich von Märchenerzählerin Petra Horter. Das Innere der kirgisischen Jurte ist mit Teppichen, Decken und Kissen ausstaffiert und behaglich warm. Genau richtig, um es sich gemütlich zu machen und einem Märchen zu lauschen. Petra Horter selbst ist gekleidet, als wäre sie einem ebensolchen entsprungen. Als Märchenerzählerin hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichten weiterzutragen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
Am Samstagnachtmittag erzählt sie den Kindern das Märchen vom Dummling von den Gebrüdern Grimm. „Das war wirklich eine tolle Idee von der Stadtverwaltung, diese Märchenerzählerin zu holen“, sagen die Mütter anschließend. „Im Zelt herrscht eine ganz tolle Atmosphäre.“
Dank der Mühe, die sich die Standbetreiber – Privatleute, Vereine und Gewerbetreibende – mit der Dekoration ihrer Stände gemacht haben, kommt auf dem Markt auch schon vor Einbruch der Dunkelheit weihnachtliche Stimmung auf. Unter dem Titel „Hüttenzauber“präsentiert sich etwa der Stand des TKEventservices von Timo Kuchelmeister, der sich mit seinem Team auch um den reibungslosen Ablauf auf der Bühne an der Martinskirche kümmert. Mit einer Schneekanone werden die Marktbesucher berieselt und wer mag, kann einen heißen Erdbeer-Daiquiri probieren.
Auf der Jagd nach Weihnachtsgeschenken ist ein Stopp beim Stand des Arbeitskreises Asyl nicht die schlechteste Idee. Dort gibt es das selbst verfasste Kochbuch mit Rezepten der Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft, die vor kurzem geschlossen wurde. Heike Leben, die bei der Stadtverwaltung für die Veranstaltungen zuständig ist, führt derweil den Lebensmittelkontrolleur vom Wirtschaftskontrolldienst herum.
„Wir sind hier zum Glück etwas windgeschützt“, sagt Christa Eisele. Sie und das Team des Weltladens haben ihre Waren im Eingangsbereich der Martinskirche aufgebaut. Neben Weihnachtstee und -kaffee sowie diversen schokoladenhaltigen Artikeln bieten sie diesmal auch Weihnachtsschmuck aus Mangoholz an. „Viele Leute wissen immer noch nicht, dass wir im Weltladen auch Dinge im Angebot haben, die man nicht essen oder trinken kann“sagt Eisele. Die Sterne und Rentiere aus Mangoholz würden sich gut im Fenster machen oder natürlich zu Weihnachten verschenken lassen.
Den Abschluss des Weihnachtsmarktes bildet am Samstagabend die Show zweier Feuerspucker. Die faszinieren nicht nur die kleinen Marktbesucher, sondern auch die großen.