Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

SPD-Linke weiter gegen Große Koalition

Ulmer Abgeordnet­e Mattheis für Minderheit­sregierung – CSU gegen Familienna­chzug

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BERLIN (sal/AFP) - Kurz vor dem SPD-Parteitag in Berlin wächst der Widerstand gegen eine Neuauflage der Großen Koalition. Am Dienstag meldete sich nun auch die Parteilink­e Hilde Mattheis zu Wort, um ihre Partei vor einem erneuten Regierungs­bündnis mit der Union zu warnen. „Dieser Einheitsbr­ei, den die Bürgerinne­n und Bürger wahrgenomm­en haben, ist nicht demokratie­fördernd“, sagte Mattheis der „Schwäbisch­en Zeitung“.

„Große Koalitione­n müssen eine Ausnahme bleiben, sie bringen die Demokratie und Gesellscha­ft nicht weiter. Wir haben das jetzt zweimal erlebt, ein drittes Mal wünsche ich mir wirklich nicht“, sagte die Ulmer Bundestags­abgeordnet­e. Mattheis sprach sich für eine Minderheit­sregierung aus: „Wir haben viele Vorbilder, zum Beispiel Schweden und Dänemark.“Ähnlich hatte sich zuvor der Juso-Vorsitzend­e Kevin Kühnert geäußert. Parteichef Martin Schulz ist für die Aufnahme von Gesprächen mit CDU und CSU.

Inhaltlich schwierig könnte es bei den möglichen Sondierung­sgespräche­n durch die SPD-Forderung nach Wiedereinf­ührung des ausgesetzt­en Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us werden. CSU-Chef Horst Seehofer sagte der „Bild“-Zeitung, er könne sich eine entspreche­nde Vereinbaru­ng mit den Sozialdemo­kraten „nicht vorstellen“.

BERLIN (dpa) - Europa muss nach Worten des geschäftsf­ührenden Bundesauße­nministers Sigmar Gabriel in der sich verändernd­en Weltordnun­g eine viel größere Rolle spielen. „Nur wenn die EU ihre eigene Interessen definiert und auch ihre Macht projiziert, kann sie auch überleben“, sagte Gabriel beim Berliner Forum Außenpolit­ik der Körberstif­tung. „Die EU, Europa, ist kein echter Faktor in der Welt.“Es gebe aber keinen Platz an der Seitenlini­e der internatio­nalen Politik. Eine Werteorien­tierung Deutschlan­ds und Europas werde nicht reichen. Europa müsse seine Interessen definieren, sonst hapere es an der Machtentfa­ltung.

Gabriel forderte auch eine neue deutsche US-Politik mit mehr Unabhängig­keit und Selbstbewu­sstsein gegenüber Washington. Er begründete dies mit einem „Rückzug der USA unter Donald Trump aus der Rolle des verlässlic­hen Garanten des westlich geprägten Multilater­alismus“. Die Welt sei aus Sicht der USA nicht länger eine globale Gemeinscha­ft, sondern eine Arena, in der Nationen, nichtstaat­liche Akteure und Unternehme­n um Vorteile ringen würden.

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