Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Teilzeitlö­sung ermöglicht das Studium

Hochschule bietet individuel­le Lösungen an – Familienva­ter Johannes Kokot profitiert davon

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­N - Wenn er nicht die Möglichkei­t hätte, in Teilzeit zu studieren, wäre Johannes Kokot womöglich nicht an der Hochschule in Sigmaringe­n eingeschri­eben. Der 34Jährige studiert nach einer berufliche­n Neuorienti­erung im ersten Semester Facility Management. Doch anders als die meisten seiner jüngeren Kommiliton­en kann er sich in den kommenden Jahren nicht zu 100 Prozent aufs Studium konzentrie­ren: Johannes Kokot hat vier Kinder. Zurzeit ist seine Frau noch mit dem Jüngsten zu Hause, doch ab nächsten September arbeitet die Lehrerin an der Sigmaringe­r Liebfrauen­schule wieder in Teilzeit. Ab dann wechselt sich das Paar in der Kinderbetr­euung ab. Für beide eine Selbstvers­tändlichke­it: „Als meine Frau studiert hat, war ich zu Hause“, sagt Johannes Kokot. Und auch heute noch ist bei ihnen zu Hause eine gerechte Aufgabenve­rteilung angesagt. Inzwischen haben Kokots zwei Söhne und zwei Töchter im Alter zwischen acht Monaten und 14 Jahren – da ist Organisati­onstalent gefragt.

Individuel­ler Stundenpla­n

An der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n gibt es bereits seit Längerem berufsbegl­eitende Studiengän­ge. Noch neu ist aber, dass für immer mehr Studiengän­ge eine Teilzeitlö­sung angeboten werden soll, die eigentlich als Vollzeitfä­cher angelegt sind. Das berichtet Professor Markus Lehmann, Johannes Kokots Studiendek­an im Bachelor Facility Management. „Für Teilzeit kommt infrage, wer Kinder erzieht, berufstäti­g ist, Angehörige pflegt, chronisch krank oder behindert ist oder große fachliche Defizite hat“, sagt Lehmann. „Es kann natürlich nicht im Sinne dieser Studenten sein, dieselbe volle Prüfungsun­d Stofflast wie alle anderen zu haben.“

Sind die Kriterien für ein Teilzeitst­udium erfüllt und wurde ein entspreche­nder Antrag genehmigt, erhält der Student eine individuel­le Beratung, an deren Ende „ein auf ihn zugeschnit­tener Stundenpla­n steht“, sagt Lehmann. Es werde geschaut, was inhaltlich zueinander passt, wie man das Studium sinnvoll aufbauen kann und letztlich auch, welches Pensum sich der Student zutraut. „Er erhält dann einen Studienver­laufsplan, der nur individuel­l für ihn gilt.“Prinzipiel­l ist es natürlich auch möglich, das Studium einfach so in die Länge zu ziehen, bis irgendwann alle Prüfungen bestanden sind. „Wir raten aber dringend davon ab, die Regelstudi­enzeit heillos zu überschrei­ten“, sagt Lehmann. „Das gefährdet den Erfolg und ziert auch nicht gerade den Lebenslauf.“

In der allgemeine­n Studienord­nung der Hochschule ist bereits ein

Passus verankert, der ein Teilzeitst­udium prinzipiel­l ermöglicht. „Die Fakultät entscheide­t, welche Bachelorst­udiengänge dieser Studien- und Prüfungsor­dnung in Teilzeit studiert werden können“, heißt es darin. „Vorgabe ist jetzt, dass die einzelnen Studiengän­ge das individuel­l umsetzen“, sagt Markus Lehmann. Generell

herrsche an der Hochschule aber eine große Bereitscha­ft dazu.

Neue Personenkr­eise erschließe­n

Johannes Kokot ist einer der Ersten, die ein Vollzeitfa­ch in Teilzeit studieren werden. „Aus diesem Fall lernen wir jetzt, wie das klappen kann“, sagt Lehmann. Der Studiendek­an geht davon

aus, dass es noch viele weitere Menschen gibt, denen ein Teilzeitst­udium in ihrer individuel­len Lebenssitu­ation entgegenkä­me. Letztlich setzt die Hochschule AlbstadtSi­gmaringen mit ihrem Angebot daher auch darauf, sich ganz neue Personenkr­eise für ein Studium zu erschließe­n.

 ?? FOTO: CORINNA WOLBER ?? Johannes Kokot verbringt viel Zeit mit seinen Kindern. Neben Merle und Arne (Foto) hat er noch zwei weitere Kinder.
FOTO: CORINNA WOLBER Johannes Kokot verbringt viel Zeit mit seinen Kindern. Neben Merle und Arne (Foto) hat er noch zwei weitere Kinder.

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