Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Einheizer
Juso-Vorsitzende haben qua Amt die Aufgabe, der Parteispitze kräftig Druck zu machen. „Das ist das Recht der Jugend“, sagt Leni Breymaier, die badenwürttembergische SPD-Chefin. Es sieht so aus, als ob Kevin Kühnert das Einheizen mit Freude betreibt. Schon seine Vorgängerin Johanna Uekermann hatte Sigmar Gabriel bei seiner letzten Wahl zum Vorsitzenden so kräftig Contra gegeben, dass dieser sehr pampig wurde. Ein Fehler, wie es in der SPD heißt.
Kevin Kühnert kann genauso hartnäckig sein wie Johanna Uekermann, aber auf dem Parteitag in Berlin trat der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation verbindlicher im Ton auf. Der 28-jährige Berliner ist seit dem 24. November Bundesvorsitzender der Jusos, und er hat seitdem keinen Tag ausgelassen, um gegen den Weg der SPD in eine große Koalition mobil zu machen. Mit Kühnert wurde die Online-Petition NoGroko ins Leben gerufen, die nach eigenen Angaben schon über 10 000 Unterschriften hat.
Bei seinem mit Spannung erwarteten Auftritt auf dem SPD-Parteitag beschwor er die Delegierten, gegen Gespräche für eine Große Koalition zu stimmen. 16 Große Koalitionen habe es seit Bestehen der Bundesrepublik gegeben, und die SPD sei nie als stärkste Kraft daraus hervorgegangen. Die Jusos seien deshalb dagegen. „Wir haben Interesse, dass noch was übrig bleibt von diesem Laden, verdammt noch mal“, sagte er. Parteichef Martin Schulz hörte ihm sehr ernst zu, auch als Kühnert warnte, die SPD dürfe sich nicht verzwergen und zu einem Reparaturbetrieb machen lassen. Es war der erste Auftritt als Juso-Vorsitzender auf einem Bundesparteitag, den Kühnert mit Bravour erledigte.
Wenn er nicht selbst Politik macht, studiert er Politikwissenschaften in Berlin und ist nebenbei Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung im Bezirk Tempelhof. Schon vor zwölf Jahren, da war er gerade einmal
16, trat er in die SPD ein, von
2012 bis 2015 war er schon Landesvorsitzender der Berliner Jusos. Sabine Lennartz