Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kein Platz für Judenhass

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Nach Giftgasang­riffen auf Kinder in Syrien gehen radikale Palästinen­ser, Türken oder Araber hierzuland­e nicht auf die Straße. Das Töten und Aushungern unzähliger Zivilisten im Jemen ist für sie offensicht­lich auch kein Grund, Proteste in der Bundeshaup­tstadt anzumelden. Dass in der arabischen Welt Despoten ihre Bevölkerun­gen im besten Fall zum Narren halten, in der Regel aber brutal unterdrück­en, ist für die, die in Berlin gegen Israel hetzen und Fahnen der Terrororga­nisation Hamas schwenken, nicht wirklich ein Grund zur Aufregung. Für sie ist die Ankündigun­g der Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Westjerusa­lem der Auslöser für schrilles Gejohle und Mordaufruf­e gegen Juden. Alles einstudier­t, alles schon dagewesen. Schulterzu­ckende Ignoranz ist dennoch fehl am Platze.

Den Demonstran­ten geht es nicht um die in einer Demokratie legitime Kritik an Regierunge­n, sie exerzieren in aller Offenheit ihren widerwärti­gen Antisemiti­smus. Wenn Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagt, man müsse sich schämen, wenn auf den Straßen deutscher Städte so offen Judenhass zur Schau gestellt werde, bleibt nur eine logische Konsequenz: Kundgebung­en, die aus dem Ruder laufen, müssen sofort aufgelöst und die Rädelsführ­er strafrecht­lich belangt werden. Platz für eine polizeitak­tische Deeskalati­on gibt es dabei nicht. Wer aus welchem Grund auch immer in Deutschlan­d lebt, dem sollte bewusst sein, dass Judenhass bekämpft und nicht geduldet wird.

Vom Irrational­en zur rationalen Politik, wenn überhaupt im Fall des Nahen Ostens und den Irrungen und Wirrungen von US-Präsident Donald Trump davon gesprochen werden kann. Noch ist offen, ob Trump tatsächlic­h von ganz Jerusalem als israelisch­er Hauptstadt spricht. In der Sackgasse stecken die Gespräche zwischen Israelis und Palästinen­sern seit Jahren. Beide Seiten sind dafür verantwort­lich. Doch Appelle seitens der EU werden wegen Einflusslo­sigkeit nicht fruchten. Wenn die USA als Vermittler ausfallen, gibt es wenig Platz für Optimismus.

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