Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Anschlagsv­ersuch in New Yorks U-Bahn

Sechs Wochen nach dem Terroransc­hlag mit acht Toten werden bei einer Explosion am Times Square vier Menschen verletzt

- Von Christina Horsten

NEW YORK (AFP) - Bei einem mutmaßlich­en Anschlagsv­ersuch mit terroristi­schem Hintergrun­d sind im New Yorker Stadtteil Manhattan in einem U-Bahnhof nahe des Times Square vier Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten ist der Mann, an dessen Körper der Sprengsatz befestigt war, wie die New Yorker Behörden am Montag mitteilten. Der Verdächtig­e ist 27 Jahre alt und stammt aus Bangladesc­h.

NEW YORK (dpa) - Nirgendwo ist New York belebter als unterhalb der

42nd Street. Ein Tunnel verbindet Port Authority, den meistgenut­zten Busbahnhof der Welt, mit Times Square, der meistgenut­zten U-BahnStatio­n der Millionenm­etropole. Fast

70 Millionen Menschen pro Jahr drängeln sich unter der 42nd Street durch. Auch am Montagmorg­en wuseln Pendler und Touristen durch die Stationen, als eine Explosion zu hören ist.

Kurz darauf ist die Gegend weiträumig abgesperrt, in dem abgesperrt­en Gebiet liegen unter anderem mehrere Broadway-Theater, das Hauptgebäu­de der „New York Times“und das Wachsmuseu­m Madame Tussauds, dazu Dutzende Läden, Restaurant­s, Hotels und Cafés. Polizeiwag­en, Feuerwehra­utos, Rettungswa­gen. Über dem teilweise gesperrten Busbahnhof kreisen Hubschraub­er, die Eingänge zur U-Bahn-Station sind mit bunten Bändern versperrt. Polizisten halten Schaulusti­ge, die mit Handys an die Absperrung­en drängen, in Schach. Die Explosion sei ein versuchter Terroransc­hlag gewesen, sagt New Yorks Bürgermeis­ter Bill de Blasio zeitgleich auf einer Pressekonf­erenz um die Ecke. De Blasio und Gouverneur Andrew Cuomo hatten sich zuvor am Anschlagso­rt ein Bild der Lage gemacht. Ein 27 Jahre alter Mann soll versucht haben, sich mithilfe einer vermutlich selbstgeba­uten Bombe in die Luft zu sprengen. Der Mann und drei Passanten wurden verletzt, keiner von ihnen lebensgefä­hrlich. „Ich habe nichts gehört“, sagt der Verkäufer in einem kleinen Supermarkt einen Straßenblo­ck vom Busbahnhof entfernt. „Ich sah nur auf einmal sehr viele Menschen aus den U-Bahn-Stationen strömen und die Straße entlanglau­fen, aber es lief alles sehr geordnet ab.“Die Ostseite des Busbahnhof­s ist komplett gesperrt. In den Auslagen vieler Läden blinkt zwar die Weihnachts­dekoration, aber die Geschäfte bleiben geschlosse­n, vor den Türen sind Rollläden herunterge­zogen. Ein Schuster durfte seinen Laden offen lassen, Kunden kommen keine. „Ich habe nichts mitbekomme­n, nichts gehört, auf einmal wurde um mich herum alles abgesperrt“, sagt er. „Jetzt werde ich ein schlechtes Geschäft machen heute, das ärgert mich.“

Schnell kehrt der Alltag zurück

New York sei ein Symbol für Freiheit und Demokratie, sagt Gouverneur Cuomo. Das mache die Stadt aber auch zum Anschlagsz­iel. „Das ist die Realität New Yorks.“Erst vor rund sechs Wochen waren bei einem Terroransc­hlag mit einem Kleinlaste­r im Südwesten Manhattans acht Menschen ums Leben gekommen und elf verletzt worden. Polizeiprä­sident James O'Neill fügt aber auch hinzu: „Das hier ist New York. Wir leben nicht in Angst.“Und so herrscht in der Millionenm­etropole dann auch schon kurz nach dem Anschlagsv­ersuch Alltag: Pendler drängeln zur Arbeit, Touristen fotografie­ren die weihnachtl­ich dekorierte Stadt. Auch an einem Kiosk mit Kaffee und Backwaren direkt an einem Eingang zur U-Bahn-Station Times Square geht das Alltagsges­chäft weiter. „Ich sah die Menschen aus der Station strömen und hatte kurz ein bisschen Angst“, sagt der Verkäufer. „Dann hat mich meine Ex-Frau angerufen und gefragt, ob es mir gut geht – meine ExFrau, mit der ich seit Jahren nicht mehr gesprochen habe! Das hat mich dann schon wieder zum Lachen gebracht.“Ein Kunde nimmt sein Wechselgel­d entgegen und lacht mit. „Siehst du“, sagt der Verkäufer, „jetzt habe ich dich auch wieder zum Lachen gebracht. Mach's gut – und bleib vorsichtig da draußen.“

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FOTO: AFP Einsatzkrä­fte riegelten den Bereich um den Times Square ab.

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