Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Was Dieselfahrer von Besenversteckern lernen können
Norwegen ist ein schönes Land. Es gibt Rentiere, Fjorde und Menschen, die Bjarne, Snorre oder Einar heißen. Norwegen ist in Sachen ökologische Mobilität Weltspitze, jedes dritte Neufahrzeug ist ein E-Auto. Weihnachten gibt es in Norwegen natürlich auch, samt eines merkwürdigen Brauches. Dabei handelt es sich um das Besenverstecken. Die Norweger verstecken an Heiligabend sämtliche Besen, weil diese das klassische Transportmittel von Hexen und Geistern sind.
Über den Schadstoffausstoß handelsüblicher Besen ist nicht viel bekannt. Kenner der Hexenszene berichten, dass zur Besen-Hauptverkehrszeit erhöhte Schwefelwerte in der Luft gemessen werden können. Eine empfindliche Nase riecht den Schwefel – ähnlich wie die Anwohner am berühmten Neckartor in Stuttgart – auch ohne komplizierte Messgeräte.
Warum jemand Besen versteckt, damit Hexen und Geister nicht damit davonfliegen können, bleibt rätselhaft. Wünscht man sich doch gerade zu Weihnachten eine hexen- und geisterfreie Zeit. Also wäre das Gegenteil logisch: sämtliche Besen herauszusuchen und gut sichtbar auszulegen. Aber soweit denkt er nicht, der Norweger. Aus ökologischer Sicht ist das, was Bjarne, Snorre oder Einar machen, natürlich außerordentlich vorbildlich. Denn das Verstecken der Besen zu Heiligabend ist ja nichts anderes als die norwegische Form des hierzulande diskutierten Dieselfahrverbots. Aber so wie es aussieht, wird sich das Verstecken von Dieselautos in Deutschland nicht durchsetzen. Nicht mal an Heiligabend. (nyf)