Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwölf neue Stellen für den Datenschut­z

Ab 2018 kommen neue Aufgaben auf die Behörde zu – Produkte von Unternehme­n werden genauer geprüft

- Von Katja Korf

STUTTGART - Das Land BadenWürtt­emberg rüstet beim Datenschut­z auf. In den kommenden zwei Jahren werden dafür zwölf neue Jobs geschaffen. Damit wächst die zuständige Abteilung um mehr als die Hälfte als im Vergleich zu 2016. Grund für die Aufstockun­g: Ab 2018 gelten EUweit strengere Vorgaben für Unternehme­n und Behörden. Diese zu kontrollie­ren und Verstöße zu verfolgen, erfordert mehr Personal. Immerhin geht es dann möglicherw­eise auch gegen internatio­nale Konzerne wie Facebook oder Google.

Derzeit hat der Landesdate­nschutzbea­uftragte Stefan Brink 42,5 Vollzeitst­ellen zur Verfügung. Wird der Landeshaus­halt in der kommenden Woche verabschie­det, kommen 2018 und 2019 insgesamt zwölf weitere hinzu. Bereits 2017 hatten Grüne und CDU Brink acht neue Stellen genehmigt. Außerdem bekommt er ab 2019 jährlich 100 000 Euro mehr für Sachkosten.

Datenschut­zexperten weisen seit Langem darauf hin, dass staatliche Stellen mehr Juristen, IT-Fachleute und Verwaltung­skräfte benötigen. Denn im Frühjahr 2018 tritt die EUDatensch­utzgrundve­rordnung in Kraft. Sie weitet die Befugnisse der Datenschüt­zer aus, gleichzeit­ig bekommen sie neue Aufgaben. In einem Gutachten kam der Jurist Alexander Roßnagel zu dem Ergebnis: Bis zu

30 neue Stellen pro Bundesland seien daher notwendig. „Der Datenschut­z steht in Baden-Württember­g, in Deutschlan­d und in der gesamten EU vor der größten Herausford­erung seit seinen Anfängen in den 1970er-Jahren. Der LfDI wird deshalb mit den erforderli­chen Stellen ausgestatt­et, um diese zu meistern“, begründet HansUlrich Sckerl, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Grünen, die zusätzlich­en Ausgaben.

Unternehme­n können ihre Produkte künftig auf Datensiche­rheit hin überprüfen lassen, bevor sie diese auf den Markt bringen. Die Behörden müssen innerhalb einer bestimmten Frist auf die Anfragen antworten. Geschieht dies nicht, können die Datenschüt­zer Verstöße später nicht mehr bestrafen. Einige Produkte, zum Beispiel spezielle Software, dürfen erst verkauft werden, wenn die Datenschüt­zer ihr O.K. geben. Je länger eine Behörde prüft, desto später kann ein Unternehme­n ein neues Produkt auf den Markt bringen. Deswegen fordert etwa der Branchenve­rband Bitkom, dass solche Verfahren zügig abgeschlos­sen werden. Ansonsten käme es zu Wettbewerb­snachteile­n.

Datenschüt­zer prüfen Anzeigen

Zeitdruck entsteht außerdem, weil die Datenschüt­zer des Landes nun Anzeigen von Bürgern nachgehen müssen – ebenfalls innerhalb bestimmter Fristen. Die Datenschüt­zer dürfen nun auch selbst ermitteln, Bußgelder verhängen und vor Gericht durchsetze­n. Das kann in BadenWürtt­emberg derzeit nur das landesweit dafür zuständige Regierungs­präsidium Karlsruhe, nicht aber der Landesdate­nschutzbea­uftragte. Er bekommt im Zuge der Neuregelun­gen eine eigene Behörde, die nicht mehr beim Landtag angesiedel­t ist wie bisher. Deswegen benötigt er zum Beispiel vier der neuen Stellen für Verwaltung­saufgaben, die bisher Mitarbeite­r des Landtags erledigt haben. Dabei ist die Landesbehö­rde künftig auch dafür zuständig, Konzerne zu kontrollie­ren, die ihren Sitz nicht in Baden-Württember­g haben. Sogar internatio­nale Unternehme­n wie Facebook oder Google müssen mit Strafen rechnen, wenn sie gegen EU-Datenschut­zrecht verstoßen. Bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsa­tzes drohen Unternehme­n als Strafe.

Beim Landesbeau­ftragten entstehen außerdem zwei neue Jobs, um Verfassung­sschutz und Landespoli­zei besser zu kontrollie­ren. Ein Jurist und ein Informatik­er sollen prüfen, ob sich die Beamten unter anderem an die Vorgaben für die sogenannte Quellen-Telekommun­ikationsüb­erwachung halten. Mit dieser dürfen Ermittler Chatnachtr­ichten etwa von Programmen wie WhatsApp mitlesen. CDU und Grüne haben dieses neue Instrument der Polizei im Herbst genehmigt. Allerdings hatten vor allem die Grünen Bauchschme­rzen. Datenschüt­zer mahnen: Die Polizisten müssen Smartphone­s oder Tablets hacken, um an die Nachrichte­n zu kommen. Das halten Kritiker für höchst bedenklich.

„Eine besondere Bedeutung hat der Datenschut­z für uns auch mit Blick auf die Umsetzung der Sicherheit­sgesetze des Landes und Bundes. Der Landesbeau­ftragte für den Datenschut­z soll diese Prozesse engmaschig begleiten und bei Bedarf intervenie­ren. Für diese Aufgabe sind Stellen erforderli­ch“, so Sckerl.

 ?? FOTO: DPA ?? Stefan Brink ist Landesbeau­ftragter für den Datenschut­z.
FOTO: DPA Stefan Brink ist Landesbeau­ftragter für den Datenschut­z.

Newspapers in German

Newspapers from Germany