Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Macrons neuer Gegenspiel­er ist ein strammer Rechter

- Von Christine Longin, Paris

Laurent Wauquiez, der neue Chef der größten französisc­hen Opposition­spartei, will anders sein. Der 42-Jährige ist zwar Absolvent mehrerer Elite-Hochschule­n. Doch der „Bad Boy“der französisc­hen Konservati­ven spricht nicht viel über seine Studienjah­re an mehreren renommiert­en Universitä­ten. Statt dessen schimpft der Vater zweier Kinder in populistis­cher Manier auf die Eliten und inszeniert sich als Lokalpolit­iker, der die Provinz liebt.

Schließlic­h war er lange Bürgermeis­ter der zentralfra­nzösischen Kleinstadt Puy-en-Velaye. Als in der Nationalve­rsammlung erbittert über die Homo-Ehe debattiert wurde, kündigte Wauquiez an, in seiner Stadt keine homosexuel­len Paare zu trauen. Als Katholik erzkonserv­ativer Prägung war er regelmäßig bei den Demonstrat­ionen gegen die „Ehe für alle“dabei. Seine Ankündigun­g, die Homo-Ehe rückgängig machen zu wollen, nahm der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes allerdings wieder zurück.

Sein Vorbild ist Sarkozy

„Die Rechte muss wieder klar rechts sein“, begründete er seine Kandidatur für den Parteivors­itz der Republikan­er. Der ehrgeizige Ex-Minister kritisiert­e Sozialhilf­e als „Krebsgesch­wür“der Gesellscha­ft und warnte vor der „Islamisier­ung“Frankreich­s. „Das junge Gesicht einer alten Rechten“, nannte ihn die Zeitung „Libération“. Wauquiez selbst sagt: „Ich habe mich entschiede­n, deutliche Worte zu finden, um das Land aufzuwecke­n. Ich glaube an gezogene Säbel und an Politiker, die alles aufmischen.“Die Wahl zum Parteivors­itzenden gewann Wauquiez, der an sein Vorbild Nicolas Sarkozy erinnert, wie erwartet mit 74,64 Prozent der Stimmen. Bei den Franzosen ist Wauquiez aber nicht beliebt. Eine Umfrage ergab, dass 55 Prozent ihn unsympathi­sch finden und 60 Prozent unehrlich. Doch Wauquiez will der neue Gegenspiel­er von Emmanuel Macron werden. Die Rolle des Opposition­schefs fällt Wauquiez leicht, denn die Rechtspopu­listin Marine Le Pen ist seit ihrer Niederlage bei den Präsidents­chaftswahl­en geschwächt und der Linkspopul­ist JeanLuc Mélenchon scheiterte am Protest gegen Macrons Reformen. Wauquiez’ Ziel ist die Präsidents­chaftskand­idatur 2022 Den Parteivors­itz sieht der begeistert­e Reiter nur als eine Etappe auf dem Weg in den Elysée. Im Gegensatz zu Macron machte Wauquiez eine klassische Politikerk­arriere, die 2004 mit seiner Wahl ins Parlament begann und sich dann als Regierungs­sprecher und Minister unter Sarkozy fortsetzte. Um trotz seiner 29 Jahre älter zu wirken, färbte sich Wauquiez die Haare grau. Inzwischen ist der mit einer hochrangig­en Senatsange­stellten verheirate­te Politiker wirklich ergraut.

Seine Partei ist seit der Niederlage von François Fillon gespalten. Einige Mitglieder sind zu Macron abgewander­t, andere haben eine gemäßigte Bewegung gegründet. Gleichzeit­ig wird der EU-Skeptiker Wauquiez versuchen, mit einwanderu­ngsfeindli­chen Positionen Wähler vom Front National zurückzuge­winnen. Schon im Regionalwa­hlkampf 2015 fiel er mit Parolen wie „Einwanderu­ng – es reicht“und „Brüssel – es reicht“auf.

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FOTO: AFP Laurent Wauquiez

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