Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Macrons neuer Gegenspieler ist ein strammer Rechter
Laurent Wauquiez, der neue Chef der größten französischen Oppositionspartei, will anders sein. Der 42-Jährige ist zwar Absolvent mehrerer Elite-Hochschulen. Doch der „Bad Boy“der französischen Konservativen spricht nicht viel über seine Studienjahre an mehreren renommierten Universitäten. Statt dessen schimpft der Vater zweier Kinder in populistischer Manier auf die Eliten und inszeniert sich als Lokalpolitiker, der die Provinz liebt.
Schließlich war er lange Bürgermeister der zentralfranzösischen Kleinstadt Puy-en-Velaye. Als in der Nationalversammlung erbittert über die Homo-Ehe debattiert wurde, kündigte Wauquiez an, in seiner Stadt keine homosexuellen Paare zu trauen. Als Katholik erzkonservativer Prägung war er regelmäßig bei den Demonstrationen gegen die „Ehe für alle“dabei. Seine Ankündigung, die Homo-Ehe rückgängig machen zu wollen, nahm der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes allerdings wieder zurück.
Sein Vorbild ist Sarkozy
„Die Rechte muss wieder klar rechts sein“, begründete er seine Kandidatur für den Parteivorsitz der Republikaner. Der ehrgeizige Ex-Minister kritisierte Sozialhilfe als „Krebsgeschwür“der Gesellschaft und warnte vor der „Islamisierung“Frankreichs. „Das junge Gesicht einer alten Rechten“, nannte ihn die Zeitung „Libération“. Wauquiez selbst sagt: „Ich habe mich entschieden, deutliche Worte zu finden, um das Land aufzuwecken. Ich glaube an gezogene Säbel und an Politiker, die alles aufmischen.“Die Wahl zum Parteivorsitzenden gewann Wauquiez, der an sein Vorbild Nicolas Sarkozy erinnert, wie erwartet mit 74,64 Prozent der Stimmen. Bei den Franzosen ist Wauquiez aber nicht beliebt. Eine Umfrage ergab, dass 55 Prozent ihn unsympathisch finden und 60 Prozent unehrlich. Doch Wauquiez will der neue Gegenspieler von Emmanuel Macron werden. Die Rolle des Oppositionschefs fällt Wauquiez leicht, denn die Rechtspopulistin Marine Le Pen ist seit ihrer Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen geschwächt und der Linkspopulist JeanLuc Mélenchon scheiterte am Protest gegen Macrons Reformen. Wauquiez’ Ziel ist die Präsidentschaftskandidatur 2022 Den Parteivorsitz sieht der begeisterte Reiter nur als eine Etappe auf dem Weg in den Elysée. Im Gegensatz zu Macron machte Wauquiez eine klassische Politikerkarriere, die 2004 mit seiner Wahl ins Parlament begann und sich dann als Regierungssprecher und Minister unter Sarkozy fortsetzte. Um trotz seiner 29 Jahre älter zu wirken, färbte sich Wauquiez die Haare grau. Inzwischen ist der mit einer hochrangigen Senatsangestellten verheiratete Politiker wirklich ergraut.
Seine Partei ist seit der Niederlage von François Fillon gespalten. Einige Mitglieder sind zu Macron abgewandert, andere haben eine gemäßigte Bewegung gegründet. Gleichzeitig wird der EU-Skeptiker Wauquiez versuchen, mit einwanderungsfeindlichen Positionen Wähler vom Front National zurückzugewinnen. Schon im Regionalwahlkampf 2015 fiel er mit Parolen wie „Einwanderung – es reicht“und „Brüssel – es reicht“auf.