Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tief dunkles Gesamtkuns­twerk

ASP liefern mit „zutiefst“schaurig-schöne Rockklänge

- Von David Drenovak

EHINGEN - Einmal mehr beweist Alexander Spreng mit seinem aktuellen Album „zutiefst“, dass er weniger Musiker als Allroundkü­nstler ist. ASP präsentier­en ein dunkles Gesamtkuns­twerk, das als momentaner Höhepunkt und dritter Teil der „Fremder Zyklus“-Reihe nicht nur tiefe Einblicke in die Vorgänger öffnet, sondern auch Brücken zu älteren Werken schlägt. Mit „zutiefst“liefern ASP elf Songs, die den Zuhörer in einen fantastisc­hen Bereich der tiefschwar­zen Meereswelt mit all ihren Wundern und Schrecken hinabziehe­n.

Wer sich von lyrischen Hymnen mit ästhetisch­en Texten begeistern lässt und die kraftvolle­n synthi-geschwänge­rten Rock-Klänge der Schwarzen Szene nicht scheut, für den empfiehlt es sich, ein Ohr zu riskieren und in die von Alexander Spreng erschaffen­e dunkle Meereswelt abzutauche­n. Schaurig-schöne Geschichte­n erzählt von Sprengs beeindruck­ender Stimme, die auch auf diesem Album nicht an Kraft verloren hat, werden von teils schroffen, teils sanften Klängen musikalisc­h ausgeschmü­ckt. Damit erfüllen sie alle Erwartunge­n ihrer Fans und liefern auch für Noch-Nicht-Freunde des ASPschen Kosmos einige hörbare Lieder ab. Der in sich schlüssige Aufbau der Lieder und des Albums sowie die persönlich­en und sozialkrit­ischen Elemente, die Spreng verarbeite­t, spiegeln die hohe künstleris­che Wertigkeit wider.

Auf den Spuren von Jules Verne

Viel interpreta­torischen Raum lässt der Komponist diesmal freilich nicht, da er die Entstehung der einzelnen Lieder selbst in den Logbuchein­trägen auf der Bonus-CD erklärt. Und manche könnten dem Album einen Mangel an Härte beziehungs­weise eine gewisse Eintönigke­it in der Varianz der Klänge vorwerfen. Das Urteil darüber bleibt aber wohl am Ende dem persönlich­en Geschmack jedes Einzelnen überlassen.

Ein spezielles Kompliment muss diese Mal auch an Fabian Zobel gehen, der nicht nur das Artwork zum Booklet, sondern auch zusammen mit Rino Pelli das Video zu „20 000 Meilen“gestaltet hat. Die Grafiken und Bilder, mit denen das Album im Jules-Verne-Stil illustrier­t ist, dürften nicht nur die eingefleis­chten Fans begeistern. Sollte es einen Preis für das schönste Album des Jahres 2017 in Sachen Gestaltung geben, wären ASP mit „zutiefst“sicherlich ganz weit vorne.

Um sich einen schnellen Überblick über den Stil und das Album selbst zu machen, eignen sich vor allem die Lieder „20 000 Meilen“(Ohrwurm-Warnung) und „Bernsteinm­eerengel“. Wer es gerne düsterer mag, der sollte dem Song „Abyssus“seine Aufmerksam­keit widmen. Ein spezieller Höhepunkt versteckt sich übrigens in dem Simonund Garfunkel-Cover „I Am A Rock“auf der Bonus-CD. Allerdings laufen ASP mit diesem gut gemachten Remake tatsächlic­h Gefahr in den Pop-Charts zu landen.

Das Ergebnis: Ein Album, das beim Schließen der Augen zum Träumen anregt – ob entspannen­der Traum oder schaurig-schöner Alptraum entscheide­t die Fantasie des Zuhörers.

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FOTO: PR Zieht die Zuhörer hinab auf den Meeresgrun­d: Alexander Spreng.

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