Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tief dunkles Gesamtkunstwerk
ASP liefern mit „zutiefst“schaurig-schöne Rockklänge
EHINGEN - Einmal mehr beweist Alexander Spreng mit seinem aktuellen Album „zutiefst“, dass er weniger Musiker als Allroundkünstler ist. ASP präsentieren ein dunkles Gesamtkunstwerk, das als momentaner Höhepunkt und dritter Teil der „Fremder Zyklus“-Reihe nicht nur tiefe Einblicke in die Vorgänger öffnet, sondern auch Brücken zu älteren Werken schlägt. Mit „zutiefst“liefern ASP elf Songs, die den Zuhörer in einen fantastischen Bereich der tiefschwarzen Meereswelt mit all ihren Wundern und Schrecken hinabziehen.
Wer sich von lyrischen Hymnen mit ästhetischen Texten begeistern lässt und die kraftvollen synthi-geschwängerten Rock-Klänge der Schwarzen Szene nicht scheut, für den empfiehlt es sich, ein Ohr zu riskieren und in die von Alexander Spreng erschaffene dunkle Meereswelt abzutauchen. Schaurig-schöne Geschichten erzählt von Sprengs beeindruckender Stimme, die auch auf diesem Album nicht an Kraft verloren hat, werden von teils schroffen, teils sanften Klängen musikalisch ausgeschmückt. Damit erfüllen sie alle Erwartungen ihrer Fans und liefern auch für Noch-Nicht-Freunde des ASPschen Kosmos einige hörbare Lieder ab. Der in sich schlüssige Aufbau der Lieder und des Albums sowie die persönlichen und sozialkritischen Elemente, die Spreng verarbeitet, spiegeln die hohe künstlerische Wertigkeit wider.
Auf den Spuren von Jules Verne
Viel interpretatorischen Raum lässt der Komponist diesmal freilich nicht, da er die Entstehung der einzelnen Lieder selbst in den Logbucheinträgen auf der Bonus-CD erklärt. Und manche könnten dem Album einen Mangel an Härte beziehungsweise eine gewisse Eintönigkeit in der Varianz der Klänge vorwerfen. Das Urteil darüber bleibt aber wohl am Ende dem persönlichen Geschmack jedes Einzelnen überlassen.
Ein spezielles Kompliment muss diese Mal auch an Fabian Zobel gehen, der nicht nur das Artwork zum Booklet, sondern auch zusammen mit Rino Pelli das Video zu „20 000 Meilen“gestaltet hat. Die Grafiken und Bilder, mit denen das Album im Jules-Verne-Stil illustriert ist, dürften nicht nur die eingefleischten Fans begeistern. Sollte es einen Preis für das schönste Album des Jahres 2017 in Sachen Gestaltung geben, wären ASP mit „zutiefst“sicherlich ganz weit vorne.
Um sich einen schnellen Überblick über den Stil und das Album selbst zu machen, eignen sich vor allem die Lieder „20 000 Meilen“(Ohrwurm-Warnung) und „Bernsteinmeerengel“. Wer es gerne düsterer mag, der sollte dem Song „Abyssus“seine Aufmerksamkeit widmen. Ein spezieller Höhepunkt versteckt sich übrigens in dem Simonund Garfunkel-Cover „I Am A Rock“auf der Bonus-CD. Allerdings laufen ASP mit diesem gut gemachten Remake tatsächlich Gefahr in den Pop-Charts zu landen.
Das Ergebnis: Ein Album, das beim Schließen der Augen zum Träumen anregt – ob entspannender Traum oder schaurig-schöner Alptraum entscheidet die Fantasie des Zuhörers.