Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Verheißung, Erfüllung – Vollendung
Chor Sankt Johann unter Bruno Hamm leistet mit Händels „Messiah“Beachtliches
SIGMARINGEN - Mit einem stehenden und schier nicht enden wollenden Applaus hat das Sigmaringer Publikum dem Chor Sankt Johann, seinem Kantor Bruno Hamm, den Solisten und Instrumentalisten für ein gelungenes Konzert gedankt: Die Aufführung des „Messiah“von Georg Friedrich Händel in der Kirche Sankt Johann begeisterte durch eine exzellente Balance im Zusammenspiel zwischen den Musikern.
Kantor Hamm ließ die Musik wirken, ganz ohne übertriebenen Pathos und Effekte, mit einer leichten Zurückhaltung, die zu einer großen Intensität führte. Das Tübinger Barockorchester „Concerto“beeindruckte durch seine elegante, barocke Klangkultur.
Die Solisten – Cornelia Samuelis (Sopran), Judith Ritter (Alt), Jürgen Ochs (Tenor) und Clemens Morgenthaler (Bass) – traten mit Arien und Rezitativen in einen gelungenen und berührenden Dialog mit den Sängern.
Händel hat im 1741 uraufgeführten Oratorium das Leben Jesu als Stück der Verheißung und Erfüllung komponiert. Bibelworte bilden die Grundlage für diese große Glaubensinszenierung. In drei Teilen erleben die Zuhörer, wie das Kind, der künftige Herrscher, geboren wird, dann die Passion Christi und Erlösung der Menschen, die musikalisch im fulminanten österlichen „Hallelujah“mündet, und schließlich die Verheißung seiner Wiederkunft. Spannungsreich hat Händel die Bibeltexte verarbeitet und die Zuhörer in das große Geheimnis der Christenheit hinein genommen.
Das anspruchsvolle Werk, allein schon ob der zeitlichen Dauer von zweieinhalb Stunden, verlangt den Sängern und Musikern eine große Souveränität und viel Energie ab. Kantor Bruno Hamm hat sich für den englischen Originaltext entschieden. Sehr souverän und mit großer Ruhe leitete der Kantor die Aufführung. Eindrucksvoll war zu erleben, wie Hamm das Oratorium verinnerlicht hatte und seine Vorstellung davon umsetzte. Die beeindruckende Aufführung zeigte, welchen hohen Anspruch Kantor Hamm an sich selbst, an seine Sänger, an Streicher und Bläser stellt. Daraus entfaltete sich ein Stück von großer Intensität und spiritueller Tiefe.
Wie leuchtende Ausrufezeichen im Raum
Der Chor Sankt Johann hat Maximales geleistet und bestach durch Ausdruck, gelungene Phrasierung und Präzision. Großartige Passagen wie zum Beispiel das dunkel gefärbte „Peace on Earth“und das strahlende „Glory to God“im gleichen Satz zeigten, wie souverän der Chor Sankt Johann stimmlich gestaltet. Die euphorisch ausgerufenen Namen des Herrn „Wonderful“, „Counsellor“, „The Mighty God“, „The Everlasting Father“, „The Prince of Peace“wirkten wie leuchtende Ausrufezeichen im Raum. Nie wurde der Chor zu laut, auch wenn er das Volumen steigerte und seinen ganzen Klang entfaltete. Die Intensität des Jubels im weltberühmten „Hallelujah“berührte die Seelen der Zuhörer sichtlich und riss sie mit in dieses musikalische Wunder, das als Ode an die Christenheit zu verstehen ist.
Das Tübinger Orchester „Concerto“bot ein Hörerlebnis. Kristallin und filigran musizierten die Streicher, weich und samtig der Basso Continuo – strahlend und klangvoll die Bläser. Sie brachten Händels barocke Musik prachtvoll zur Geltung.
Der symphonische Auftakt mit der dunklen, feierlich-punktierten „Ouvertüre“und der bewegt-fugierte Mittelteil bereiteten das Bett für den Gesang der Solisten. Wunderbar verflochten sich die Stimmen der Solisten mit dem dichten und transparenten Spiel der Instrumentalisten. Hervorzuheben ist hier Cornelia Samuelis’ Sopranstimme, die glanzvolle Akzente setzte und wunderbar das Kirchenschiff erleuchtete. Judith Ritters Altstimme verfügte über große Intensität, der Tenor, Jürgen Ochs, sang außerordentlich weich und eindrucksvoll, Bariton Clemens Morgenthaler beeindruckte ob seiner Klangeswucht.