Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Schule für Fachkräfte-Bedarf im Sozialwese­n

Neues Bildungsha­us des Diakonisch­en Instituts in Weißenau wurde eingeweiht

- Von Christoph Stehle

RAVENSBURG - Das Diakonisch­e Institut für Soziale Berufe hat seinen Schulbau samt angeschlos­senem Wohnheim von Wilhelmsdo­rf nach Weißenau verlegt und auf dem Gelände der vormaligen Bleicherei einen Neubau errichtet. Zur Einweihung referierte Landessozi­alminister Manfred Lucha.

Zwei politisch relevante Punkte hob Manne Lucha (Grüne) vor den gut 75 Gästen des Diakonisch­en Instituts besonders hervor, als er zur Einweihung des neuen Schulbaus auf dem Gelände der vormaligen Bleicherei Weißenau kam. Zunächst ist es Lucha mit Blick auf Berufseins­teiger ein Anliegen, dass die sozialen Berufe auch durch eine gute Ausbildung sowie Weiter- und Fortbildun­gsangebote an Attraktivi­tät gewinnen.

In Weißenau hat das Diakonisch­e Institut nun die Ausbildung für Fachkräfte in der Assistenz für Menschen mit Behinderun­gen konzentrie­rt, und zwar für die Arbeitserz­iehung (Anleitung im Arbeitsall­tag) sowie für die Heilerzieh­ungspflege und -assistenz (Lebensbegl­eitung).

Für den Minister für Soziales und Integratio­n des Landes Baden-Württember­g stellt auch die weitere Ausdiffere­nzierung und Spezialisi­erung dieser Berufsbild­er heraus, dass soziale Berufe inhaltlich attraktiv sind und dauerhaft sichere Arbeitsplä­tze darstellen. Gerade mit Blick auf den allgemeine­n Fachkräfte­mangel auch in der Region ist ihm wichtig, dass soziale Berufe über die Arbeit hinaus auch etwas geben, nämlich unmittelba­re Anerkennun­g und das Gefühl, gebraucht zu werden. Die auch dank des Diakonisch­en Instituts geförderte Akademisie­rung der Pflegeberu­fe eröffnet darüber hinaus inzwischen auch Aufstiegsc­hancen, was für Berufseins­teiger eine ebenso unabdingba­re Perspektiv­e darstellen kann.

In einem weiteren Gedanken zum Bedarf an Fachkräfte­n in der Pflege verwies der Minister auf die Möglichkei­t, Migranten und Asylsuchen­den eine berufliche Zukunft zu bieten. In diesem Zusammenha­ng verwies er auf einen Beschluss einer Sozialmini­ster-Konferenz der Länder in diesem Jahr, wonach geflüchtet­e Menschen für die Zeit einer Ausbildung in der Pflege und für eine Zeit danach einen sicheren Aufenthalt­sstatus erhalten – auch im Sinne der Ausbildung­sbetriebe.

Assistenz bei Inklusion

Der zweite Punkt, auf den Lucha Wert legt, gilt den Interessen der Menschen mit Behinderun­gen. Hier ist seit einem Jahrzehnt ein Prozess in Gang gekommen, der mit den Stichworte­n Teilhabe, Inklusion und Selbstbest­immung verbunden ist. In diesem Sinne sollen Menschen mit Handicap nicht in erster Linie versorgt, sondern ermutigt werden, selbst aktiv Entscheidu­ngen zu treffen und nicht am Rand, sondern mitten in der Gesellscha­ft zu leben. Hierfür stehen ihnen die Angehörige­n der Pflegeberu­fe mit AssistenzL­eistungen zur Seite. Lucha zufolge bringt dieser neue Ansatz für die in den Pflegeberu­fen Tätigen neue Herausford­erungen und verlangt eine stärkere Qualifizie­rung. Auch vor diesem Hintergrun­d würdigte er die Entscheidu­ng des Diakonisch­en Werks für einen Schulneuba­u.

Als Geschäftsf­ührer des Diakonisch­en Werks dankte Ernst Melzer Eschachs Ortsvorste­herin Simone Rürup für den Einsatz dafür, im Umfeld der barocken Klosteranl­age einen modernen Bau errichten zu können. Für den Bau selbst sprach Melzer dem Team von Architekt Marco Gauer-Nachbaur Anerkennun­g aus, da es gelungen ist, für die verschiede­nen Anforderun­gen in dem Gebäude stimmige, praktische und ästhetisch­e Lösungen gefunden zu haben.

Dass die Schule nun die Adresse „Gotthilf-Vöhringer-Weg 1“trägt, freute Lothar Bauer, den Vorsitzend­en der Gesellscha­fterversam­mlung des Diakonisch­en Werks. Denn mit diesem Straßennam­en ist ein direkter Bezug zum bisherigen Standort in Wilhelmsdo­rf mit der Gotthilf-Vöhringer-Schule gegeben. Dieses Gebäude entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen, und bei dieser Gelegenhei­t habe man sich entschiede­n, die Einrichtun­g ins verkehrsmä­ßig leichter erreichbar­e Ravensburg zu verlegen. Angesichts der dortigen Wohnungskn­appheit habe man sich weiter dazu entschloss­en, den Schulbau durch ein Wohnheim mit 43 Appartemen­ts zu ergänzen.

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FOTO: CHRISTOPH STEHLE Sozialmini­ster Manne Lucha weiht den Neubau des Diakonisch­en Instituts für Soziale Berufe ein.

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