Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein verspieltes Theatermärchen
Theater Lindenhof spielt „Hans im Glück“von Bertolt Brecht im Konzerthaus Ravensburg
RAVENSBURG (sz) - Das poetische und kraftvolle Volksstück, das Bertolt Brecht 1919 verfasst hat, ist eine auch heute noch gültige Parabel auf unsere Gesellschaft, unser Dasein und unsere Suche nach Erfüllung und Glück. Am Mittwoch, 13. Dezember, um 20 Uhr, ist „Hans im Glück“im Konzerthaus Ravensburg zu sehen, gespielt vom Theater Lindenhof Melchingen. Eine Einführung in die Inszenierung gibt die Dramaturgie um 19.30 Uhr im kleinen Saal. Das Stück „Hans im Glück" ist ein schwebender Szenenreigen, ein verspieltes Theatermärchen, ein surrealer Tanz durch das Leben, mit sehr lebendigen Figuren. Brecht einmal ganz anders, von einer unbekannten Seite. Zart und verletzlich, träumend und nach dem großen Sinn suchend. Hans ist ein gutgläubiger und zufriedener Mensch, er lebt mit seiner Frau in ländlicher Idylle. Ein fremder Herr, dessen Pferd ein Hufeisen verloren hat, kommt vorbei. Hans behebt für ihn das Missgeschick und beschlägt das Pferd neu. Derweil spannt der Fremde ihm seine Frau aus und zieht mit ihr davon. Von da an taumelt Hans als ein Suchender durch das ihm unverständlich gewordene Dasein. Er ist dabei erschütternd wehrlos und trifft auf lauter allein auf ihren Vorteil bedachte Menschen, die ihm nach und nach alle irdischen Güter abluchsen, bis nur noch das nackte Leben bleibt. Das Erstaunliche dabei ist, dass sich Hans seine Zuversicht nicht rauben lässt und jedem Unglück auch ein Glück abgewinnen kann.
Fernab der Metropolen ist dieses Theater zum Inbegriff für ein besonderes Heimattheater geworden, das einen direkten Zugang auf Themen, eine vertiefende Auseinandersetzung sucht, eine möglichst kernige Umsetzung finden will und den Humor dabei nicht vergisst. Mal hart und ungefedert, mal leise und poetisch, mal laut und bunt. Historie und Heutiges, Archaisches und Visionäres, Aufklärung und Unterhaltung werden spielend vereint.