Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Uhl treibt Musiker zu Höchstleistungen an
Norbert Reutter wird beim Jahreskonzert der Stadtkapelle zum Ehrenmitglied ernannt
MENGEN - Einen musikalischen Höhepunkt des Jahres mit hochkarätigem Dirigat haben die Stadtkapelle Mengen und die Jugendkapelle ihrem Publikum am Samstagabend in der Ablachhalle geboten. Rund 500 Gäste erlebten Musik auf höchstem Niveau von Klassik über traditionelle Blasmusik bis hin zu Musical- und Filmmusik. Mit feinen, beschreibenden und amüsanten Worten kündigte Hubert Rochow, seit 2001 Ehrenmitglied der Stadtmusik, zur Freude aller die hervorragend präsentierten Musikstücke an. In Würdigung um seine Verdienste nach 53 aktiven Jahren in der Stadtkapelle Mengen wurde Norbert Reutter die Ernennung zum Ehrenmitglied zuteil.
Einen stimmungsvollen Einstieg präsentierten die Jungmusiker der Jugendkapelle Mengen (JuKaMe) unter der Leitung von Daniela Schleifer mit ihrem Vortrag „Artic Ocean“. Dabei bewies der Nachwuchs eine vorbildliche und solide Ausbildung am Instrument. Aus fast 50 Musikern besteht die Jugendkapelle zurzeit, 35 von ihnen haben am Samstagabend das Konzert eröffnet. Ein modernes und altersgerechtes Musikstück servierten sie ihrem Publikum auch mit ihrem zweiten Vortrag „Irish Dream“. Rebekka Schorer begrüßte als Moderatorin der JuKaMe ganz besonders Rosalie Bauch an der Querflöte und Ellen Grauer an der Klarinette zu ihrem ersten Jahreskonzert. Stefanie Emhart wurde als neue Jugendleiterin vorgestellt.
„Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und die Leute fröhlich macht“, Moderator Hubert Rochow begrüßte die Besucher mit diesem Zitat von Martin Luther. Erfrischend und informativ führte der langjährige zweite Vorsitzende der Stadtkapelle Mengen durch das Konzertprogramm.
Akzentuiert, punktuell betont und dramatisch, so konnte man den ersten Vortrag als Auftakt der Stadtkapelle Mengen beschreiben, die anschließend die Bühne besetzte und das Stück „Bilder einer Ausstellung“von Modest Petrowitsch Mussorgsky intonierte. Diesen vorgetragenen Klavierzyklus schrieb Mussorgsky als eine Hommage an seinen langjährigen Freund und Maler Viktor Hartmann. Rund 70 Musiker zwischen 13 und 63 Jahren zeigten ihre Kunst am Instrument unter der musikalischen Leitung von Ralf Uhl. Der 40-Jährige hat in diesem Jahr promoviert, Uhl schrieb in seinem Studium der Musikwissenschaft seine Dissertation über „Finale Lösungen einer Bruckner-Sinfonie“. Ganz ohne Noten dirigierte der frisch gebackene „Doktor der Philosophie“das ganze Konzert auswendig.
Mittelalterliche Klanggemälde über den fränkischen König Chlodwig des Ersten erklangen heroisch in der Stadthalle Mengen. Eine musikalische Zeitreise wurde dem Publikum geboten, bei dem mal die Posaunen mal die Hörner und triumphierend die Trompeten den Ton angaben. Ganz besonders stark hob sich das gut aufgestellte Register des Schlagwerkes hervor und setzte hier und da wohlklingende Akzente.
Acht Proben in 14 Tagen
Mit acht Proben in den letzten 14 Tagen haben sich die Musiker intensiv vorbereitet, um ihren Gästen den musikalischen Höhepunkt des Jahres zu kredenzen. Ob „Swaying in the West Wind“, einem öffentlichen Ehrenerweis an ein japanisches Militärmusikfestival, die Musicalmusik zu „Die Schöne und das Biest“oder die Filmmusik zum Ritterfilm-Klassiker „Ivanhoe“, die Hobbymusiker beeindruckten ihre Zuhörer aufs Höchste mit brillanten Vorträgen. Mit besonders feinem Händchen, recht schnell durch die Luft gewirbelt, brachte Uhl alle Instrumente zu Höchstleistungen und zu einem feierlichen Finale. Alle Register hatten die Chance, ihr Können ins rechte Licht zu stellen, wobei viele Solisten nochmals verschiedene Musikpassagen dynamisch hervorhoben.
Norbert Reutter wurde vom Vorsitzenden Klaus Voggel und seinem Stellvetreter Philipp Hierlemann für 53 Jahre aktives Spiel an der Posaune in der Stadtmusik als ganz besonderer Musiker gewürdigt und mit der Urkunde zum Ehrenmitglied ausgezeichnet. „Es ist uns eine Ehre dich für deine Dienste um die Stadtkapelle Mengen auszuzeichnen, angefangen als Jungmusiker, Posaunist in der Jugendkapelle in den 1960er-Jahren, hast du relativ bald in der Stadtkapelle verstanden, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Voggel. Reutter habe lang das Amt des Kassenprüfers ausgeführt, ab 1996 habe er fünf Jahre lang mit Sorgfalt, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein das Amt des Geschäftsführers übernommen. „Egal, was war, man konnte stets mit allen Belangen auf dich zukommen, erwähnenswert ist vor allem, wie sehr du dich immer mit einem offenen Ohr um unsere Jugendlichen gekümmert hast“, hob Voggel hervor.
Rund drei Stunden schmeichelten die Musiker mit ihren Darbietungen bravourös den Ohren Ihrer Zuhörer und gaben nach stehendem Beifall und hoher Anerkennung mit „CakeWalk Phantasy“ein letztes köstliches Stück als Zugabe.